Duisburg. Vor allem um den Duisburger Hauptbahnhof gibt es viele verletzte Tauben. Melina Köchling und Markus Fuhrmann kümmern sich um die Tiere, bringen sie zum Tierarzt. Dabei scheuen sie weder den Aufwand bei der Pflege daheim noch die Kosten für Medikamente. Die Studenten kritisieren auch das Tierheim.

Melina Köchling und Markus Fuhrmann lieben Tiere. Besonders Stadttauben haben die beiden Studenten ins Herz geschlossen. Wann immer sie ein verletztes Exemplar entdecken, kümmern sie sich. Sie quartieren die Tiere in ihren Wohnungen ein, bringen sie zum Tierarzt. Dabei scheuen die beiden weder den Aufwand bei der Pflege daheim noch die Kosten für Medikamente.

Mittlerweile sind allerdings bei beiden die heimischen Kapazitäten erschöpft: Seit August finden die Taubenretter immer wieder verletzte Tiere vor dem Eingang des Duisburger Hauptbahnhofs. Alle weisen die selben Verletzungen auf. Die beiden sind sicher: Die gebrochenen Flügel müssen den gleichen Grund haben.

Meist versteckt sich die angeschlagenen Tiere unter den Platanenkübeln

Ihre Liebe für Tauben entdeckte Köchling schon als Kind. „Ich bin auf dem Land groß geworden und mag generell Tiere. Als ich vor zwei Jahren nach Duisburg kam, fiel mir auf, wie viele verletzte Tauben es hier gibt“, erinnert sie sich. „Ich begann, mich für sie einzusetzen, auch weil viele glauben, dass sie Krankheiten übertragen. Das ist aber Quatsch.“ Kumpel Markus Fuhrmann lernte Köchling kennen, als sie gerade einen Streifzug durch die Stadt machte und entdeckte, dass er sich ebenfalls liebevoll kümmerte.

Tauben gelten als Schädlinge

Die typische Stadttaube hat eine Körperlänge von 31 bis 34 Zentimetern. Sie ist kleiner als die Ringeltaube.

Stadttauben gelten in Deutschland als Schädlinge im Sinne des Tierschutzgesetzes, wenn sie in hohen Populationsdichten auftreten. Die von Stadttauben ausgehende Gesundheitsgefahr für den Menschen ist aber eher gering.

Die vielen verletzten Vögel am Bahnhof lassen sie nicht los: „Meistens verstecken sich die angeschlagenen Tiere unter den Platanenkübeln“, weiß die 32-jährige Köchling. „Dort fühlen sie sich sicher. Doch da sie nicht fliegen können, muss man ihnen helfen.“ Derzeit beherbergt Köchling zehn verletzte gurrende Gesellen in ihrer Wohnung, Fuhrmann betreut sechs. Erst wenn sie wieder fliegen können, setzen sie die Tauben wieder dort aus, wo sie sie zuvor gefunden haben.

Tauben-Freunde erstatteten Anzeige bei der Polizei

Die Studenten kritisieren auch das Tierheim: „Wir haben mehrmals dort angefragt und um Unterstützung gebeten, doch man fühlt sich nicht verantwortlich“, klagt Fuhrmann. Für die beiden heißt das: Sie gehen weiter auf Streife. Jedoch halten sie jetzt am Bahnhof nicht nur nach gebrochenen Flügeln Ausschau, sondern auch nach Hinweisen für die Ursache. „Wir haben sechs Tiere zum Arzt gebracht, der uns bestätigte, dass alle ganz ähnliche Verletzungen haben“, sagt Köchling.

Die beiden Tierschützer sind sich sicher: Die Flügelbrüche sind kein Zufall. „Vielleicht wurde im Bahnhofsbereich ein Drahtseil gespannt, um die Tiere fern zu halten, oder es gibt gezielte Angriffe auf Tauben“, vermutet Fuhrmann. Deshalb haben sie kürzlich Anzeige gegen Unbekannt erstattet – eine Rückmeldung der Polizei steht noch aus.