Bochum. . VfL-Fan Daniel Cramer ist „Groundhopper“ und besucht Fußballplätze auf der ganzen Welt. Stabaek IF in Norwegen ist zur zweiten Liebe geworden.

Sammel-Leidenschaften gibt es viele, Daniel Cramers Hobby aber ist außergewöhnlich. Während andere Briefmarken oder Münzen horten, sammelt der VfL-Fan Eintrittskarten aus Fußballstadien. Mehr als 300 Fußballplätze in 16 Ländern hat er besucht. „Ich habe mich schon immer für Stadien interessiert, besonders alte und außergewöhnliche haben es mir angetan“, sagt der 39-Jährige, der 1984 erstmals mit seinem Vater im Stadion war – natürlich beim VfL.

Sein Hobby nennt sich „Groundhopping“. Die Idee, möglichst viele Spiele an verschiedenen Orten zu sehen, stammt aus England. Im Jahr 1974 rief eine Fußballzeitschrift dazu auf, alle 92 Stadien der vier englischen Profiligen zu besuchen. Der Lohn war eine Krawatte.

Seitdem hat sich eine recht unorganisierte Szene gebildet, feste Regeln gibt es nicht. Cramer bewahrt alle Eintrittskarten auf und hält die Daten des Spiels samt Fotos und Bericht im Internet fest.

Dazu hat er vor 16 Jahren eine Homepage erstellt (www.bochumfan.de), die gleichzeitig auch eine VfL-Fanpage ist, denn bei den Spielen seines Heimatclubs ist er regelmäßig dabei. Bis auf Augsburg und Ingolstadt hat der Neffe des ehemaligen Nationaltrainers Dettmar Cramer so schon alle Stadien der ersten und zweiten Bundesliga besucht.

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„Und die beiden lassen sich auch an einem Wochenende machen“, sagt Cramer, den sein Hobby überall hin begleitet. In jedem Urlaub ist für den Skandinavien-Fan ein Stadionbesuch Pflicht.

Stabaek IF ähnelt dem VfL Bochum

So hat er auch eine „zweite Liebe“ neben dem VfL gefunden und zwar in Norwegen, bei Stabaek IF. Der Verein aus der Peripherie Oslos spielt im Mittelmaß der ersten Liga, Cramer fühlte sich „von Anfang an wohl. Das ist ein netter, familiärer Club“. Der VfL-Dauerkartenbesitzer sieht Parallelen zu Bochum, auch wenn Stabaek 2008 das Wunder schaffte, Meister zu werden: „Sie müssen Jahr für Jahr ihre besten Spieler verkaufen. Außerdem schaffen es beide immer wieder grandios zu scheitern, wenn sie kurz davor sind, den Sprung zu schaffen.“

Stabaek ist ein kleiner Club, das Nadderud-Stadion schnuckelig. Genau diese Fußballromantik ist es, die Cramer liebt: „Moderne Arenen sind austauschbar. Alte Stadien, die fast auseinander fallen, das ist meine Welt.“ In Belgien hat er viele solcher alten „Schätze“ gesehen, teilweise in der dritten Liga, wie im vergangenen November in Antwerpen bei Berchemspor gegen Sporting Hasselt. Ein für die Gastgeber deprimierendes 1:7 – doch das Ludo Coeckstadion stand für Cramer ohnehin im Vordergrund: „In Deutschland würde so ein Stadion sofort gesperrt werden. Aber es hatte etwas.“

Aber auch in Deutschland hat er reizvolle Plätze gesehen, meistens abseits der großen Bundesliga-Bühne. „Es ist diese originale Fußball-Atmosphäre, die ich mag“, sagt Cramer, dessen Lieblingsort das Rewirpower-Stadion ist, nur ein bisschen aus Fanliebe: „Man hat von überall einen guten Blick und ist nah dran am Geschehen.“ In diesem Jahr fährt er zum Stockholm-Derby, danach sollen Barcelona und Madrid folgen. Am Sonntag aber ist er erst einmal wieder in „seinem“ Stadion – und hofft auf einen Sieg gegen Ingolstadt.