Bochum. Projektteam der Ruhr-Universität hat eine Software entwickelt, mit der man die optimalen Standorte der Rettungsfahrzeuge berechnen kann.

Bei einem Notruf muss alles ganz schnell gehen. Acht bis zehn Minuten dürfen in Städten vergehen, bis Rettungskräfte am Ort des Geschehens eintreffen und Hilfe leisten. Die Bochumer Innenstadt ist, so weisen es aktuelle Zahlen aus, sehr gut versorgt: Sämtliche Orte sind für Rettungsfahrzeuge in kurzer Zeit erreichbar, auch parallele Einsätze stellen keine Schwierigkeit dar. Anders sieht es in einigen Randbezirken der Stadt aus. Da brauchen die Rettungskräfte bisweilen deutlich länger. Das soll sich ändern.

„Eine entscheidende Stellschraube für die Optimierung des Rettungsdienstes ist die Platzierung der Rettungsfahrzeuge“, sagt Prof. Dr. Brigitte Werners vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre der Ruhr-Uni. Der Lehrstuhl arbeitet schon längere Zeit mit der Feuerwehr Bochum zusammen, hat in diesem Fall ein Projektteam gegründet, das eine spezielle Software erstellt hat und von der „Stiftung Zukunft NRW“ für zwei Jahre gefördert wird.

Fahrzeuge an flexiblen Wachen stationieren

„Zu bestimmten Zeiten kann es sinnvoll sein, Rettungsfahrzeuge nicht an einer der Hauptwachen zu stationieren, sondern an flexiblen Wachen“, sagt Prof. Werners. „Das können Standorte der freiwilligen Feuerwehr sein, Krankenhäuser oder andere städtische Gebäude wie etwa Schulen „Wichtig ist bei der Wahl der Standorte, dass das Personal der Rettungsfahrzeuge dort die Bedingungen vorfindet, die nötig sind, um das Fahrzeug nach einem Einsatz zu desinfizieren, und dass Aufenthaltsräume sowie sanitäre Anlagen vorhanden sind.“

Rettungstransportwagen fahren jährlich 23.000 Einsätze

Rund 23.000 Einsätze fuhren die 13 Bochumer Rettungstransportwagen in den vergangenen Jahren jährlich. Durch die wachsende Zahl älterer Menschen steigt die Häufigkeit, mit der Notrufe abgesetzt werden.

Prof. Dr. Brigitte Werners ist viel unterwegs, um das Programm auch in anderen NRW-Städten vorzustellen. Es stößt auf großes Interesse: Mehrere Städte haben ihre Daten aus den vergangenen Jahren schon an das Bochumer Team übermittelt.

Im Grunde gehe es darum, wie viele Rettungswagen zu welcher Zeit wo stehen müssen, um den gesetzlichen Auftrag bestmöglich zu erfüllen. Um das zu herauszufinden, griff das Projektteam auf vorhandene Daten über Einsätze in der Stadt zurück. Dabei kam zum Beispiel heraus, dass die Stoßzeit für Rettungseinsätze zwischen 10 und 14 Uhr liegt. Im Stadtzentrum gibt es mehr Einsätze als in Rand- oder Industriegebieten. Die Zeit, die ein Rettungswagen bis zu einem Verletzten oder Kranken braucht, hängt zudem entscheidend davon ab, wie schnell er fahren kann. Die Daten flossen in die Analyse der Wissenschaftler mit ein, ebenso wie die aktuellen und möglichen Standorte von Rettungsfahrzeugen. Mit dem speziellen Rechenprogramm können sich die Planer bestimmte Situationen oder Veränderungen genauer anschauen. „Damit kann man die Auswirkungen bestimmter Veränderungen beobachten“, sagt Werners. „Zum Beispiel die Verlegung einer vorgeschlagenen flexiblen Wache an einen anderen Ort, der aus irgendwelchen Gründen vielleicht günstiger scheint.“ Die Bochumer Feuerwehr überlegt derzeit, ob und wie sich die in der Optimierung vorgeschlagenen Veränderungen in der Stadt umsetzen lassen. „So etwas dauert natürlich seine Zeit, denn wir können zwar viele Faktoren einbeziehen, aber nicht alle“, sagt Werners. „Zum Beispiel keine innerbetrieblichen Dinge wie bestimmte Zusatzaufgaben von Mitarbeitern.“