Bochum. Vor der Pauluskirche in der Innenstadt versammelten sich am Freitag Dutzende Menschen, darunter viele in Bochum lebende Armenier, um an den Völkermord am armenischen Volk vor 100 Jahren zu erinnern.

An den Völkermord an den Armeniern vor 100 Jahren erinnerte am Freitag eine Gruppe von mehr als 30 Menschen am Denkmal vor der „Trauernden Mutter“ neben der Pauluskirche.

Auch die junge Bochumer Studentin Taguhi Hovsepyan war unter den Teilnehmern. Ihre Urgroßmutter Schnorhik überlebte als achtjähriges Mädchen den Todesmarsch nur, weil sie sich unter Leichen versteckt hatte.

Irgendwie sei es ihr gelungen, zu flüchten, mit weiteren armenischen Kindern, gelang ihr die Flucht übers Meer nach Frankreich. „Noch viele Jahre später kamen, die Nachfahren dieser Kinder ins Dorf, um sich bei unserer Familie für die Rettung zu bedanken“ erzählt Taguhi, die an der Ruhr-Universität IT-Sicherheit studiert.

Für Azat Ordukhanyan, 1. Vorsitzender des Armenisch-Akademischen Vereins 1860 (AAV), der seit vielen Jahren in Bochum beheimatet ist, bedeutet das Erinnern an die Ereignisse im damaligen Osmanischen Reich viel. Er erklärt, warum es für ihn so wichtig ist, dass auch mit kleineren Gedenkveranstaltungen erinnert wird. „Bis heute ist die deutsche Bevölkerung schlecht oder gar über den Völkermord informiert.“ Ordukhanyan, der auch viele Jahre lang Vorsitzender des Zentralrats der Armenier in Deutschland war, sieht es gerade heute noch als Pflicht an, über die Massaker zu informieren. Er verweist auf die aktuelle Debatte über diesen Völkermord.

Der AAV hat in diesen Tagen die Reihe „Armenischer Frühling“ mit verschiedenen Veranstaltungen gestartet. Zum Auftakt gab es eine Pflanzaktion mit 155 Bäumen aus Armenien für die Stadt Bochum. Denn seit 155 Jahren gibt es den einst in Leipzig gegründeten Verein.