Bochum. . Die Kunsthallen Rottstraße 5 zeigen bis 14. Mai Heinrich Brinkmöller-Beckers ausdrucksstarke Live-Sequenzen improvisierender Musiker.
Bochum ist vielleicht keine Jazz-Hauptstadt, aber auf jeden Fall im Ruhrgebiet eine feste Adresse für diese Musik, die immer aufregend und im besten Sinne un-erhört ist. Dass der Jazz über seinen klanglichen Erlebnisscharakter hinaus auch visuelle Überraschungen bereithält, davon zeugen zwei Fotoausstellungen mit Arbeiten von Heinrich Brinkmöller-Becker.
Auch das ist ungewöhnlich, dass ein Fotograf mit dem gleichen Thema – Jazz – gleich zweimal zeitgleich vertreten ist. Brinkmöller-Beckers „Klangbilder“, die die WAZ schon vorstellte, sind noch bis zum 30. April im Haus Kemnade zu sehen. Jetzt kommt mit „Performing Jazz“ eine weitere Schau dazu. Die kargen Kunsthallen Rottstraße 5 bieten für die ausdrucksstarken schwarz-weiß-Aufnahmen des Bochumer Fotokünstlers den passenden Rahmen. Hier haben die Jazzer Luft zum Atmen.
Gegenseitige Bezüge
Und wirklich scheinen die Musikerinnen und Musiker, die Brinkmöller-Becker eingefangen hat, förmlich zu „atmen“ beim Musikmachen. Der Titel der Schau gibt schon Aufschluss über ihre Besonderheit: Anders als bei den in der Jazzfotografie üblichen Porträts von Musikern setzt „Performing Jazz“ den Akzent auf die Darstellung von Prozessen beim Musikmachen. Das erfolgt über Bildsequenzen, die Brinkmöller-Becker bei Live-Auftritten „geschossen“ hat, und die er nun in kontrastreichen, sozusagen satten Fotografien in einen gegenseitigen Bezug stellt.
Jeden Donnerstag Live-Konzerte
Bis zum 14. Mai werden im Rahmen der Ausstellung jeden Donnerstag Jazz-Performances stattfinden (20 Uhr, AK 10 Euro).
Den Auftakt macht heute (23.4.) das Ensemble „Staub“ mit Serge Corteyn (Gitarre, Elektronik, Lapsteel), Jan Klare (Alt- und Basssaxofon) und Martin Thissen (Schlagzeug, Glockenspiel).
So wird der Entstehungsprozess improvisierter Musik plötzlich sichtbar. Die Kamera fokussiert die Körperlichkeit, die Bewegungen, die Mimik und Gestik der Künstler. Die Sequenzen bestehen aus jeweils sechs bis neun Formaten, die zu Panoramen zusammengefasst werden; so wirken die ausgestellten Porträts quasi wie druckvolle Kurzfilm. Top-Jazzer wie Bill Evans, Ron Carter, Fred Frith leben in ihrer kreativen Aktivität ebenso auf wie die Altmeister Gunter Hampel, Evan Parker oder Günter „Baby“ Sommer. Gerade ihn, den Ur-Vater des DDR-Jazz mit seinem kraft- und fantasievollen Spiel am Drumset, zeigt Brinkmöller-Becker in genau getimten, typischen vollen Körpereinsatz.
Diese Fotoschau ist ein Muss für alle Jazz-Freunde, aber auch Liebhaber der Fotografie „an sich“ kommen hier auf ihre Kosten. Also ein doppelter Grund, hinzugehen.
„Performing Jazz“ ist während der Konzerte in den Kunsthallen Rottstraße 5 und nach Vereinbarung geöffnet. Kontakt & Info 0234/91 28 121