Bochum. . Ausstellung im Bochumer Bergbaumuseum: Für „Keine Kohle mehr“ setzten zwei Fotografen ehemalige Bergleute auf ihren einstigen Pütts in Szene.

Je mehr Zeit vergeht, desto unschärfer wird die Erinnerung an den Bergbau im Ruhrgebiet. Was noch vor einem Jahrzehnt unverstellbar war, ist eingetreten: jüngere Generationen sind herangewachsen, die „den Pütt“ nur noch aus Opas Erzählungen kennen. Zwischen gestern und heute scheint es keine Brücke mehr zu geben. Oder doch? Die Fotoausstellung „Keine Kohle mehr – Leben. Mit und nach der Kohle“ von Thomas Stelzmann und Wolf R. Ussler im Bergbaumuseum versucht, genau das zu sein.

Für „Keine Kohle mehr“ setzten die Düsseldorfer Fotografen ehemalige Bergleute auf ihren einstigen Pütts in Szene. Dabei sind eindringliche Schwarz-Weiß-Kompositionen entstanden, die von einer Region und ihren Menschen erzählen.

Von den Pattberg-Schächten ganz im Westen über die Zeche Consol im Herzen des Reviers bis zum Bergwerk Radbod in Bockum-Hövel klapperten die Fotografen die alten Förderstätten ab. Überall trafen sie – älter gewordene – Ex-Kumpel, die naturgemäß eine ganz besondere, auch besonders enge Beziehung zu „ihrem“ Pütt pflegen. Stelzmann und Ussler machten Porträts und offenbarten damit die Ereignisse und Begebenheiten, die das Leben eines jeden prägten.

Bilder als Lebensaufrisse

Da ist Bernd Goldau zu sehen auf der Fördermaschine am Schacht Hugo 2 in Buer, die er damals einbaute und heute als „Denkmalpfleger“ wartet. Da ist Emil Noreikat im Bergkittel in der Werkstatt seiner alten Zeche Fritz 1/2 in Essen; einst war er Schatzmeister im Landesverband der Knappenvereine.

Da ist der Ex-Steiger Gerd Rehberg, langjähriger Präsident des FC Schalke 04, auf dem Bergwerk Westerholt, mit Fußball. Und Peter Raillon zeigt seine Beinprothese vor dem Malakowturm der Zeche Unser Fritz in Wanne, wo der Kühlmaschinenschlosser unter Tage damals seinen schweren Arbeitsunfall hatte.

Was war, kommt nicht wieder

Die Bilder erzählen Geschichten, es sind Lebensaufrisse ehemaliger Hauer, Schlosser, Steiger und Betriebsleiter, es sind die letzten ihrer Art: ein, wenn nicht DER Grund für die Fotografen, diese Veteranen in würdigen Bildern festzuhalten. Um nicht zu vergessen, wofür sie standen und noch heute stehen. Was war, kommt nicht wieder, aber die schwarze Vergangenheit und die noch nicht fertig ausgemalte Zukunft des Ruhrgebiets laufen heute, in der Gegenwart, zusammen. Und auch das zeigt die sehenswerte Schau: dass nämlich der viel zitierte Strukturwandel vor allem in den Köpfen der Menschen bewerkstelligt werden muss.

Deutsches Bergbaumuseum, Am Bergbaumuseum 28, bis 30. Juli, Öffnungszeiten Di.-Fr. 8.30 - 17 Uhr, So., So. 10-17 Uhr.