Bochum. . Das Immobilienunternehmen Häusser-Bau feiert seinen 50. Geburtstag. Es hat mehr als 8000 Wohnungen und viele Gewerbeimmobilien in seinem Bestand.

Er ist passionierter Segler. Am Freitag droht Werner Heckendorf allerdings einen Tennisarm zu bekommen. Vom vielen Händeschütteln. 350 Gäste werden zur Geburtstagsfeier seines Unternehmens, der Häusser-Bau GmbH, erwartet – darunter Repräsentanten der meisten großen Ruhrgebiets-Konzerne, von Banken, Wohnungsgesellschaften, Rechtsanwaltskanzleien und der Politik, darunter Bundestagspräsident Norbert Lammert. Sie feiern eines der größten Familienunternehmen der Branche im Ruhrgebiet. Weit mehr als 8000 Wohnungen sowie zahlreiche Gewerbeimmobilien gehören zum Bestand der Unternehmensgruppe.

„Andere haben noch mehr“, sagt Werner Heckendorf und verweist auf einen Geschäftsmann im Münsterland oder auf Mitbewerber in Essen. Größe ist nicht alles, zumal es lange Zeit zum Geschäftsmodell gehörte, selbst gebaute oder gekaufte Immobilien wieder zu verkaufen und den Bestand nicht unbedingt auszudehnen. Nun aber haben sich die Vorzeichen verändert. Allein 2014 wurden mehr als 1500 Wohnungen sowie drei Geschäftsgebäude und 351 Garagen mit einer Fläche von 80 000 Quadratmeter in Duisburg gekauft; dem Vernehmen nach für gut 30 Millionen Euro. Etwa 80 Prozent der erworbenen Immobilien bleiben im Portfolio, werden bewirtschaftet und zum Teil durch Sanierungen aufgewertet. Das verspricht momentan den größten wirtschaftlichen Erfolg, der dokumentiert wird durch Kennziffern wie etwa die Leerstandsquote von weniger als drei Prozent.

Branchenprimus Deutsche Annington erhält Lob

Ebenso hält es der europäische Branchenprimus Deutsche Annington, dessen neuer Vorstandsvorsitzenden Rolf Buch – ein Quereinsteiger aus der Kommunikationsbranche – großes Lob vom Immobilienfuchs Heckendorf bekommt: „Er macht das gut.“

So wie er selbst sein fünf Jahrzehnten. Was die Firmengründer Heckendorf und Erich Häusser erst als Makler-Firma 1964 konzipiert haben, entwickelte sich schnell in eine andere Richtung. „Irgendwann haben wir uns gesagt, warum sollen wir für die anderen verkaufen, haben selbst die Grundstücke gekauft und das Ganze selbst gemacht.“ Zuerst wurden Eigentumswohnungen, später dann Eigenheime oder Reihenhäuser gebaut und verkauft. „Damit haben wir gute Geschäfte gemacht“, erinnert sich der Firmeninhaber, der im Februar seinen 75. Geburtstag feierte. Auch nach 50 Jahren im Geschäft ist er mit preußischer Disziplin noch umtriebig genug ist, um das Unternehmen zu leiten.

Häusser-Bau konzentriert sich auf den Markt im Ruhrgebiet

Der Erfolg des aus Danzig stammenden Patriarchen, davon ist Geschäftsführerin Brigitte Jendryczko überzeugt, ist nicht zuletzt auf einen wichtigen Faktor zurückzuführen: „Herr Heckendorf hat sich immer dem Markt angepasst.“

Und diesen Markt, so der Firmeninhaber, dessen Söhne und Mitgesellschafter Thorsten und Ralph Heckendorf die Firma Anfang 2013 verließen, um eigene Projekte zu verfolgen, „muss man ganz genau kennen“, um dauerhaft erfolgreich zu sein oder guten Gewissens Investitionen wie die für das Kortumkarree stemmen zu können.

Deshalb konzentriert sich Häusser-Bau auch im Wesentlichen weiterhin auf den Markt im Ruhrgebiet. Dass auch andere, ob aus dem Ausland oder sogar aus anderen Branchen, sich in der Region tummeln, sorgt den Immobilienfuchs nicht. Zwischen Duisburg und Dortmund, Haltern und Hattingen wissen er und seine Mitarbeiter, von denen zahlreiche seit langem im Unternehmen sind, bestens Bescheid.

Viel Herzblut für das Kortumkarree 

Seit Montag laufen auf Gut Heckhuesen in Gerthe, dem Firmensitz der Häusser-Bau GmbH und einer der schönstgelegenen Arbeitsplätze in der Stadt, die Vorbereitungen für die Jubiläumsfeier auf Hochtouren. Sternekoch Nelson Müller kredenzt am Freitag den Gästen kulinarische Köstlichkeiten.

Idyllisch: Gut Heckhuesen ist der Firmensitz der Häusser-Bau. Hier arbeiten 65 Beschäftigte auf 1500 qm Bürofläche.
Idyllisch: Gut Heckhuesen ist der Firmensitz der Häusser-Bau. Hier arbeiten 65 Beschäftigte auf 1500 qm Bürofläche. © FUNKE Foto Services

1982 hat die Häusser-Bau den schmucken Firmensitz bezogen, der auf den ersten Blick aussieht wie ein großes Gestüt. Der Pferdebetrieb im hinteren Teil des Anwesens ist allerdings kein Hinweis auf eine Passion des Inhabers, sondern eine baurechtliche Notwendigkeit, um die Nutzung des Verwaltungstrakts im Außenbereich zu ermöglichen. Mit Pferden hat Werner Heckendorfs nichts am Hut, das Reiterareal ist verpachtet.

Sehr wohl aber hat er etwas mit Gebäuden zu tun. Der „Kaufmann durch und durch“, wie Geschäftsführerin Brigitte Jendryczko sagt, ist dabei eigentlich unverdächtig, sein Geschäft jenseits der Fakten zu betreiben. Wer kauft und verkauft, der darf keine emotionale Bindung zu seinen Immobilien aufbauen.

Ausnahmen bestätigten die Regel – mindestens in zwei Fällen. Der eine betrifft den idyllisch gelegenen Firmensitz, der andere die jüngste von einigen imposanten Gewerbeentwicklungen, zu denen etwa der Kennedy-Tower in Essen oder die Bochumer Stadtbad-Galerie gehören. Hervor sticht daraus das Kortumkarree in der Huestraße, mit dem Heckendorf bundesweite Beachtung gefunden hat. 50 Millionen Euro stecken in dem Projekt, mit dessen Fertigstellung im Sommer 2012 Bochums Innenstadt aufgewertet wurde. „Das steckt Herzblut drin“, sagt Werner Heckendorf.

Mein Job: Leiter der technischen Objektabwicklung 

Seit 36 Jahren ist Peter Gellermann bei der Häusser-Bau. 1978 hatte der gelernte Technische Zeichner nach seinem Lehramtsstudium für Technik und Wirtschaft eigentlich nur eine einjährige Wartezeit überbrücken wollen. Daraus ist ein ganzes Berufsleben geworden.

 Peter Gellermann
Peter Gellermann © FUNKE Foto Services

„Mich hat das breit gefächerte Aufgabenspektrum gereizt“, sagt der 62-Jährige. Er kümmert sich als Leiter der technischen Objektabwicklung um Umbauten, früher auch um Neubauten, um die Vergabe von Architekten- und Unternehmeraufträgen und um die Zusammenarbeit mit den Behörden.

Wie so viele Beschäftigte ist der Lindener, der seit 35 Jahren Vorsitzender der Kolpingsfamilie Linden ist, schon sehr lange im Betrieb – unter anderem, „weil das Klima freundschaftlich und kooperativ ist.“ An Ruhestand denkt er daher noch lange nicht. Nur so viel ist mit dem Chef bereits vereinbart: „Wenn Werner Heckendorf aufhört, dann gehe ich auch.“