Bochum. . Der Stromausfall an Ruhr-Uni und Hochschule Bochum setzte Belegschaft unter Strom. An den Lehrstühlen half vor allem Improvisationstalent.
20 Stunden waren Ruhr-Universität und die Hochschule Bochum von Mittwoch auf Donnerstag ohne Strom. Die Stadtwerke reparierten den Schaden, der Strom kam zurück und mit ihm Geschichten und Geschichtchen, die der Stromausfall schrieb.
Einige sind lapidar, andere unterhaltsam oder fast unglaublich. Menschenleben, das bestätigte sich erneut, waren durch den Mangel an Strom nicht in Gefahr. Tierleben indes schon.
Hochschule
Die Hochschule hat den Stromausfall – anders als die Ruhr-Uni – offensichtlich ohne Schäden überstanden. „Wir haben um Rückmeldungen gebeten“, sagt Hochschul-Pressesprecher Detlef Bremkens. „Da ist nichts gekommen. Wir hatten das Glück, dass bei uns gerade keine Langzeitversuche laufen.“
RUB: Musisches Zentrum
RUB-Student und Jung-Regisseur Nathanael Ullmann probte gerade mit seinem Ensemble im Musischen Zentrum für sein Musical „Blind“, als der Stromausfall passierte, Hausmeister ins Zentrum kamen und sich irritiert zeigten, dass das Zentrum noch Strom hatte.
„Zumindest die Beleuchtung hat funktioniert“, sagte Ullmann. Am Abend konnte somit das obige Bild entstehen. Auf dem sieht es so aus, als hätte es den Stromausfall nicht gegeben, oder er wäre vorbei.
RUB: Humangenetik
Im Gebäude MA, in dem die Humangenetik untergebracht ist, kam ein Patient im elektrischen Rollstuhl nach einem Beratungstermin durch den Stromausfall zunächst nicht weg.
Zwei Stunden musste er in der fünften Etage warten, ehe Hausmeister kamen und ihn mit einer Aufzugsonderfahrt – möglich durch Notstrom und besondere Schließung – ins Freie bringen konnten. Schäden meldete Prof. Dr. Jörg Epplen, Leiter des Lehrstuhls, nicht. „Ich muss noch im Konjunktiv bleiben“, sagte er. „Es könnte sein, dass einige teure Enzyme zerstört sind und dazu einige Fruchtwasseruntersuchungen von Schwangeren unbrauchbar.“
RUB: Zoologie
Prof. Dr. Petra Wahle vom Lehrstuhl für Allgemeine Zoologie und Neurobiologie konnte nach dem Stromausfall sagen: „Wir mussten handeln, wir haben gehandelt. Wir haben alle Tiere gerettet und hoffentlich auch alle Versuche und das Material. Das war der GAU, aber durch unser schnelles Handeln, haben wir größten Schaden abgewendet. Ich muss unsere Mitarbeiter dafür loben, wie schnell sie reagiert, mitangepackt haben.
Einige haben Rollinkubatoren händisch über Stunden jeweils eine Vierteldrehung weitergedreht.“ Über eine Firma aus Gelsenkirchen organisierte der Lehrstuhl eigenständig zwei Dieselgeneratoren. „Als die da waren“, sagte Wahle, „hatten wir dass Problem, dass die Verwaltung uns untersagt hat, in die Gebäude zu gehen. Die mussten aus Sicherheitsgründen evakuiert werden. Später durften wir doch rein und konnten hoffentlich alles retten. An den Versuchen hängen sechs Diplomarbeiten und eine Doktorarbeit.“
RUB: Biophysik
Auch Prof. Dr. Klaus Gerwert, Leiter des Lehrstuhls Biophysik, und seine Mitarbeiter halfen sich selbst. „Bei uns ging es unter anderem darum, Protein-Proben zu retten, an den Doktoranden teilweise jahrelang gearbeitet haben. Sie müssen gekühlt werden. Als der Strom weg war, habe ich Mitarbeiter in den Baumarkt geschickt.
Da haben sie vier Stromgeneratoren gekauft, mit denen haben wir die Kühlschränke betrieben und dann auch durch Nachtwachen dafür gesorgt, dass kein Schaden entstanden ist.“ Die 800 Euro für die Generatoren bezahlte Gerwert aus der eigenen Tasche. „Ich gehe davon aus, dass ich das Geld wiederbekomme.“