Bochum. Beim 8. Blitz-Marathon wurde am Donnerstag auch an der Heinrich-König-Straße kontrolliert. „Wer nicht krank oder im Urlaub ist, steht am Blitzgerät.“
„Das kann man als herausragend bezeichnen“, sagte Polizeisprecher Volker Schütte am Donnerstagnachmittag. Er meinte eine erste Zwischenbilanz des 8. Blitzmarathons der Polizei in Bochum. Von 6 bis 14 Uhr wurden im Stadtgebiet 3526 Kraftfahrer kontrolliert, per Lasermessgerät und Radarwagen (u.a. am Sheffieldring). Dabei gab es aber nur 45 Tempoverstöße. Das entspricht einer Quote von 1,28 Prozent. „Für Bochum ist das ein beeindruckender Wert. Ein ganz, ganz dickes Lob!“, kommentierte Schütte. An normalen Tagen würden sechs bis acht Prozent aller Kontrollierten zu schnell sein.
Einen Ausreißer gab es an der Bessemer Straße. Dort war jemand mit 74 km/h unterwegs, erlaubt waren 50 km/h.
Keiner Raser an "Top-Blitzer-Stelle" erwischt
Am Donnerstag wurde auch eine Stunde lang an der Heinrich-König-Straße kontrolliert. Ab 9 Uhr ging es dort los. Diese Adresse hatten die Bochumer Bürger bei einer Abstimmung der Polizei zu der am meisten kontrollbedürftigen gewählt. Anwohner Winfried Peter sagte am Donnerstag der WAZ: „Gut drei Viertel der Autofahrer fährt hier im Rahmen. 20 Prozent sind über dem hinaus - und fünf Prozent sind ganz schlimm.“ Die gut ausgebaute Straße sei „ja eine Rennstrecke“. „Vor allem Motorradfahrer wollen zeigen, dass sie ein bisschen PS unterm Hintern haben.“
Die Messungen des Blitzmarathon hatten an dieser „Top-Blitzer-Stelle“, wie sie Polizei sie nannte, allerdings keine Raser erwischt. Zwar wurden sieben Autos rechts rangewinkt. Aber auch das schnellste von ihnen blieb mit 66 km/h im Verwarnungsbereich (15 bis 35 Euro Bußgeld). Erst ab 71 km/h netto (also 3 km/h als Toleranzwert bereits abgezogen) gibt es eine so genannte Ordnungswidrigkeits-Anzeige. In diesem Bereich geht es dann mit 80 Euro Bußgeld und einem Punkt in Flensburg los.
„Viele halten es kaum aus, 30 km/h zu fahren“
Wer auf der breit ausgebauten Heinrich-König-Straße fährt, noch dazu in der abschüssigen Richtung, nach Weitmar-Mark, lässt sich sehr leicht zu einer kleinen Temposünde verführen. Weil auch dann aber meist kein Unfall passiert, wiegt sich der Autofahrer schnell in ein trügerisches Sicherheitsgefühl. Polizeihauptkommissar Siegfried Klein betont allerdings, dass auch nur relativ geringe Tempoerhöhungen ein enormes Unfallrisiko heraufbeschwören können. Er nennt ein Beispiel: Fahre jemand mit Tempo 30 auf trockener Straße und erkenne 14 Meter vor sich ein Hindernis, käme er nach 13,3 Metern zum Stehen. Das ergebe sich aus der Reaktionszeit (mindestens eine Sekunde) und dem Bremsweg. „Wenn Sie aber an derselben Stelle 50 km/h fahren, prallen Sie ungebremst auf das Hindernis auf.“ Sei das Hindernis ein Mensch, gar ein Kind, müsse mit dem Schlimmsten gerechnet werden. Aber, so Klein: „Viele halte es kaum aus, 30 km/h zu fahren.“
Insgesamt hatte die Polizei am Donnerstag an 18 Bochumer Straßen geblitzt und gelasert. „Wer nicht krank oder im Urlaub ist, steht am Blitzgerät“, sagte Klein. Dabei wehrt er sich gegen vereinzelte Vorwürfe, Heckenschützen zu sein, Abzocker. Die Polizei wolle vor allem Bewusstsein für die Risiken von überhöhtem Tempo herstellen. „Auf die Anzahl der Knöllchen kommt es nicht an.“
Angesichts der medialen Ankündigung des Blitz-Marathons scheint er sich zu wundern, dass überhaupt jemand erwischt wird. „Dem, der heute auffällt, kann man nicht mehr helfen.“