Bochum-Linden. . Verein kümmert sich mit Herzblut um Asylbewerber in Linden. Manch’ traurige Schicksale bekommen die ehrenamtlichen Helfer dort mit.
„Ich heiße Daria. Und wie heißt du?“ Pastorin Daria Kraft schaut erwartungsvoll in die Runde. „Ich heiße Ronja“, entgegnet die junge Frau aus Nigeria. „Super!“, lobt Daria Kraft – und auch die Mitschüler sind begeistert von den ersten Takten, die Ronja soeben auf Deutsch gesprochen hat. Sie spenden tosenden Beifall.
Der Unterricht hat zwar schon begonnen, doch der Saal der Lewackerschule füllt sich weiter mit zumeist recht jungen Menschen aus aller Herren Länder, denen es wichtig ist, die Sprache ihres Gastlandes kennen zu lernen.
In den Räumen der ehemaligen Förderschule leben etwa 120 Menschen aus Syrien oder vom Balkan meist nur wenige Tage, ehe sie dann weiter in Flüchtlingsheime irgendwo in der Region verlegt werden, wo Monate später über ihre Asylanträge entschieden wird. Doch die Zeit in Linden wollen sie sinnvoll nutzen, um etwas Deutsch zu pauken.
„Unser Ziel ist es, den Menschen das Gefühl zu geben, willkommen zu sein“, sagt Jochen Hopmann vom Verein „Flüchtlingshilfenetzwerk Bochum“, das die Deutschkurse in der Lewacker Schule organisiert. „Das ist ein Crash-Kurs und kann den Menschen vielleicht etwas weiter helfen.“
Welle der Hilfsbereitschaft aus Linden und Dahlhausen
Seitdem im Jahr 2014 die ersten Flüchtlinge zur Lewacker Schule kamen, ist die Welle der Hilfsbereitschaft aus Linden und Dahlhausen riesig. Der Verein unter Vorsitz des Bezirksbürgermeisters Marc Gräf will die Neuankömmlinge so gut es geht unterstützen. „Neben den Deutschkursen betreuen wir die Menschen etwa bei Behördengängen, bei Arztbesuchen oder organisiert die Zusammenarbeit mit Sportvereinen“, so Hopmann. Alles ehrenamtlich, versteht sich.
Deutsch-Kurs mit Händen und Füßen
Mit dazu gehören Vertreter der Matthias-Claudius-Schule, der kath. und evang. freikirchlichen Gemeinde (Arche) sowie der Naturfreunde, die sich gemeinsam mit ebenso viel Herzblut um die bereits „fest“ lebenden Asylbewerber am Sattelgut kümmern.
Einen der Deutsch-Kurse leitet Daria Kraft, Pastorin im Gemeindezentrum Arche. „Das ist irre anstrengend, macht aber Spaß“, sagt sie. Manchmal seien Hände und Füße notwendig, um sich mit den Flüchtlingen zu verständigen. „Einige sprechen etwas Englisch oder Französisch oder sie übersetzen untereinander.“
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Zwölf Tage auf einem Flüchtlingsboot
Schon einige traurige Schicksale bekam Daria Kraft während ihres Unterrichts mit. „Einer erzählte mir, dass er das Meer hasse“, sagt sie. „Er ist zwölf Tage in einem Flüchtlingsboot auf dem Mittelmeer herum getrieben und hatte echte Todesangst.“
Da muss die Pastorin manchmal schwer schlucken. „Ja, das macht demütig“, sagt sie. „Aber es ist enorm wichtig, sich den Menschen zuzuwenden.“