Bochum. . Beim Bochumer Familienbetrieb Foto Hamer entwickelt die vierte Generation neue Ideen, um das Unternehmen auf Kurs zu halten. Fotostudios, Seminare und das Online-Geschäft boomen mehr denn je. Komplett umgebaut wurde auch der Stammsitz an der Kortumstraße.

In Zeiten, da Geiz geil und Beratung teuer ist, erledigen Schnäppchenjäger beim Shoppen den Fachhändler um die Ecke gleich mit. Immer mehr inhabergeführte Geschäfte geben auf, verschwinden von der Bildfläche. Nicht so das Bochumer Traditionsgeschäft Foto Hamer. 1910 gegründet, stellt sich der Betrieb heute mit pfiffigen Ideen der Konkurrenz, bietet Discountern und Onlinehändlern selbstbewusst die Stirn.

„Die Waren-Weitergabe-Funktion im stationären Handel reicht heutzutage nicht mehr für eine Existenz aus“, sagt Marius Hamer. Der 30-jährige Betriebswirt ist nach vierjähriger Tätigkeit bei einer Unternehmensberatung in München 2011 ins elterliche Geschäft eingestiegen, „nicht nur um Kameras zu verkaufen“, sondern um Foto Hamer in die Zukunft zu führen.

Stammsitz komplett umgebaut

Während Bruder Christian (33) seine mittlerweile elf Fotostudios unter dem Label „Picture People“ im Firmenverbund der Hamer Group zu einer Marke mit Millionenumsatz geformt hat, baute Marius Hamer gemeinsam mit Vater Peter (62) den Stammsitz an der Kortumstraße in diesem Jahr komplett um und den eigenen Onlinehandel rasant aus. Der größte Teil des Jahresumsatzes von knapp zehn Millionen Euro wird mittlerweile im Netz erwirtschaftet.

Parallel bietet Marius Hamer unter der Marke „My Camera“ Seminare rund um das Thema Fotografieren an. Veranstaltet werden Workshops für Einsteiger oder Kameratypen, aber auch besondere Events wie Unterwasser- und Sport/Actionfotografie oder das „Malen mit Licht“ (Lightpainting). Stark gewachsen ist das Firmenkundengeschäft. So lernen beispielsweise Immobilienmakler der Sparkasse Bochum bei Hamer Objekte verkaufsfördernd ins Bild zu setzen. Mitarbeitern des FC Schalke 04 brachten Hamer-Trainer bei, wie Medaillen und Pokale professionell abgelichtet werden. Ob eine Meisterschale als Dummy dabei war, ist nicht bekannt.

Discounter legen Gutscheine bei

„Wir müssen als stationärer Händler zusätzliche Werte entwickeln, damit die persönliche Nähe zum Kunden ein Vorteil bleibt“, sagt Hamer. „Hochwertige Kameras machen bessere Bilder, aber nur, wenn man diese beherrschen kann.“

Hamer arbeitet unmittelbar mit Kameraherstellern zusammen - und schafft so nebenbei den Sprung in die Discounterwelt. Beim Kauf bestimmter Markenmodelle gibt es vielerorts einen Gutschein für einen Hamer-Workshop gratis dazu. Eiserne Regeln bei den Trainings, die von professionellen Fotografen geleitet werden: Verkauft wird nichts. Wer auf den Appetit gekommen ist, kann sich später im Laden ausführlich beraten lassen oder auch auf der seit Ende Oktober neu gestalteten Hamer-Homepage online einkaufen.

Neuestes Feature online ist dabei der Sparkit-Konfigurator: Beim Zusammenstellen einer Foto-Ausrüstung werden sofort Rabatte berechnet. „Außerdem können Kunden uns auch Preise vorschlagen“, sagt Hamer, „das gibt es sonst nirgendwo“.

Verschenkt wird natürlich nichts, „aber der Kontakt zum Kunden ist dann geknüpft“. Preisvergleiche scheut Marius Hamer ohnehin nicht. Dreimal täglich vergleicht er seine Angebote mit denen der Konkurrenz. Digitale Preisschilder im neuen Geschäft an der Kortumstraße ermöglichen es, sofort zu reagieren, wenn andere Anbieter günstiger sind. Hamer: „Das Geschäft heute ist völlig transparent, alles ist auf einen Klick sichtbar. Wir müssen unseren Kunden Gründe liefern, trotzdem zu uns ins Geschäft zu kommen.“