Bochum. . Die Altenheime der Stadt Bochum sind ein Millionengrab. Um das zu ändern, sollen neue Heime gebaut und die Plätze ans Personal angepasst werden.

Die Seniorenheime der Stadt bleiben ein Millionengrab. Bis 2024 droht ein Verlust von rund 30 Millionen Euro. Der Wirtschaftsplan 2015, den der Rat am Donnerstag absegnen wird (die Sitzung beginnt um 15 Uhr im Rathaus), ist jetzt schon überholt.

Bereits im Mai nämlich dürfte die Politik eine neue Strategie für die „Senioreneinrichtungen der Stadt Bochum GmbH“ (SBO) beschließen. Und zwar den Ausbau der städtischen Pflegekapazitäten auf 648 Plätze ab dem Jahr 2020. So empfehlen es die Wirtschaftsprüfer der Märkischen Revision aus Essen.

Stand heute soll die SBO genau das Gegenteil tun: Plätze abbauen. 408 sollen es ab 2020 nur noch sein. Aktuell sind es 588, vor zehn Jahren waren in den Altenheimen der Stadt 791 Plätze vorhanden.

Wie berichtet, schreibt die SBO seit ihrer Gründung 2011 Verluste – von 2012 bis 2014 mehr als zwölf Millionen Euro, für 2015 wird ein Minus von 2,7 Mio Euro erwartet. Ausgeglichen wird das Defizit Jahr für Jahr aus dem städtischen Haushalt, obwohl die Stadt fast zwei Milliarden Euro Schulden hat.

Miete für das Haus an der Grabelohstraße beträgt 1,35 Millionen Euro

Zwei wesentliche Ursachen für die Verluste gibt es:

1. Bei der Gründung der SBO wurde das komplette Personal mit allen Besitzständen übernommen. Aktuell arbeiten bei der SBO 26 Personen mehr als wirtschaftlich vernünftig wäre – das sind fast neun Prozent des Personals (292 Mitarbeiter). Insbesondere in Verwaltung, Küche und Hauswirtschaft (24 Stellen) gibt es heute zu viele Mitarbeiter für die anfallenden Aufgaben. 2020 wären es nach gültiger Planung gar 73 Stellen zu viel, 44 dann aber in der Pflege.

2. Das von einem privaten Investor 1990 gebaute Haus an der Grabelohstraße erweist sich heute als Klotz am Bein. Die Miete ist mit 1,35 Mio Euro pro Jahr zu hoch, auf 460.000 Euro bleibt die Stadt jährlich sitzen, weil diese nicht erstattet werden. Bis 2020 muss die SBO zahlen, obwohl das Haus nicht dem heutigen Standard entspricht – was Mitarbeiter belastet und weitere Kosten verursacht.

Apropos Mitarbeiter: Der Krankenstand bei den Beschäftigten der SBO (Durchschnittsalter: 52) ist zu hoch. Zurzeit sind im Schnitt 10,5 Prozent krank, branchenüblich sind 6,5. Jeder Prozentpunkt aber kostet die SBO 130.000 Euro.

Rat soll im Mai ein neues Konzept beschließen

Mit Blick auf diese Fakten hält die Märkische Revision den Versuch eines Verkaufs der SBO für unrealistisch und empfiehlt einen Strategiewechsel. „Es gibt immer mehr 80-Jährige“, erläutert SBO-Geschäftsführer Wolfgang Sendt. Kapazitäten abzubauen, sei daher „unsinnig, weil es einen Markt gibt“. Im Jahr 2030 würde Bochum 4300 statt heute 3600 Plätze für Senioren benötigen.

Im Mai will Sendt dem Rat daher ein Konzept vorlegen, das den beschriebenen Ausbau der Kapazitäten inklusive dem Neubau von Heimen vorsieht. Mehr als 40 Mio Euro sollen investiert werden. Die Verluste bis 2024 könnten gleichzeitig von 30 auf 14 Mio reduziert werden. Sendt: „Ziel ist es, ab 2022 eine schwarze Null zu schreiben.“