Bochum. . Auf der Messe „Heldenmarkt“ werden Alternativen zu herkömmlichen Produkten präsentiert: biologisch und fair. Ein Gespräch mit Organisator Lovis Willenberg.

Verbrauchern fehle oft die Zeit, nach dem besten biologisch, regional und fair erzeugten Produkt zu suchen, meint Lovis Willenberg. Er hat die Messe "Heldenmarkt" in Bochum erfunden und verspricht: „Wir haben eine Vorauswahl getroffen.“

Warum shoppen Menschen bis zum Umfallen?

Willenberg: Werber wollen uns jeden Tag weismachen, dass es uns noch an etwas fehlt zum Glück. Dann kaufen wir das nächste T-Shirt und noch ein paar Schuhe. Aber wir werden dadurch nicht glücklicher und das Leben nicht besser. Denn Glück kann man nicht kaufen!

Sie haben den Heldenmarkt ins Leben gerufen, der in der Jahrhunderthalle in Bochum stattfindet. Wie kaufen Verbraucher denn heldenhaft ein?

Willenberg: Es gibt durchaus Produkte des alltäglichen Lebens, die wir Menschen brauchen. Dazu zählen insbesondere Lebensmittel oder Kosmetik, ab und zu auch mal neue Kleidung. Auf dem Heldenmarkt werden Alternativen zu herkömmlichen Produkten und Dienstleistungen präsentiert, die biologisch, fair und meist regional erzeugt wurden. Dabei werden Ressourcen geschont, Energie eingespart und weniger Müll produziert.

Lovis Willenberg, der Erfinder des „Heldenmarkts“.
Lovis Willenberg, der Erfinder des „Heldenmarkts“. © HO

Wer keine Müllberge will, muss sich beim Kaufen nicht einfach zurückhalten?

Willenberg: Natürlich sollte die erste Frage sein: Brauche ich das wirklich? Aber der Zeigefinger bringt nichts. Das Klima heizt sich auf, die Umwelt leidet, Ressourcen sind endlich. Das merken viele. Aber sie sind hilflos, was sie ändern können. Wer acht Stunden am Tag arbeitet, hat ja schon genug zu tun. Die meisten wollen nach Feierabend nicht noch mal drei Stunden recherchieren müssen, welches das beste Ökolabel ist. Für sie treffen wir eine Vorauswahl, die man guten Gewissens kaufen kann.

Der Heldenmarkt in Bochum

Der Heldenmarkt findet am Samstag, 28., und Sonntag, 29. März 2015, in der Jahrhunderthalle Bochum statt.

Öffnungszeiten: Sa. von 10 bis 20 Uhr, So. von 10 bis 18 Uhr. Karten an der Tageskasse kosten 8, ermäßigt 6 Euro, über das Internet 7 bzw. 5 Euro. Infos: www.heldenmarkt.de/ruhr/

Sie verfolgen nur eine andere Idee, um mit Ökostrom oder T-Shirts aus Bio-Baumwolle Geschäfte zu machen?

Willenberg: Nein. Der Heldenmarkt ist ganz anders entstanden. Den Ausschlag haben Turnschuhe aus Recycling-Materialien gegeben.

Wie kam das?

Willenberg: Eigentlich bin ich DJ und hatte zwei Plattenläden. Aber ich habe auch Landschaftsplanung studiert und bin Landschaftsgärtner. Dadurch entstand wohl mein Bezug zur Ökologie. Im Greenpeace-Magazin habe ich dann einen Artikel über diese Turnschuhe gelesen. Ich fand sie cool.

Öko hat nichts mehr mit schlabberigen Wollpullis zu tun?

Willenberg: Gar nicht, die Schuhe waren total lässig. Aber dann habe ich gemerkt, dass sie in Deutschland nicht verkauft werden. Daraufhin habe ich mich entschieden, sie zu importieren und neben die Platten ins Verkaufsregal zu stellen. Irgendwann habe ich den Plattenladen zugemacht und den Heldenmarkt auf.

Wer kauft da ein?

Willenberg: Eine lustige Mischung. Ist der erste Nachwuchs da, beschäftigen sich viele erstmals damit, welche Chemie in verschiedenen Materialien und was in unseren Lebensmitteln steckt. Also kommen viele junge Familien, aber genauso auch Studenten, Hartz-IV-Empfänger, Akademiker oder Best Ager.

Wie viel teurer sind denn Ökoprodukte?

Willenberg: Der Recycling-Turnschuh hat damals, das war vor sechs Jahren, rund 70 Euro gekostet. Er lag damit nicht über den Markenschuhen. Wenn der Bäcker aber von Hand die Brötchen macht, ist das natürlich teurer als wenn in den Backshops industriell hergestellte Teiglinge aufgebacken werden. Wie viel Handwerk in einem Produkt steckt – das macht den Unterschied.

Taschen aus alten Lkw-Planen, Geldbörsen aus alten Feuerwehrschläuchen – können da nicht Gifte drinstecken?

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Willenberg: In den Mund würde ich die Tasche aus Lkw-Plane nicht nehmen, denn da sind bestimmt bedenkliche Weichmacher drin. Bei diesem sogenannten Upcycling geht es aber eher darum, zu zeigen, dass aus Altem Neues werden kann und dass Altes Wertstoff ist und nicht zwangsläufig Abfall.

Halten die Ökosachen denn?

Willenberg: In der Regel steckt hinter all den Produkten handwerkliche Qualität und Wertigkeit. Aber natürlich fangen wir gerade erst an, mit neuen Materialien zu experimentieren. Zum Beispiel habe ich erst seit einem Jahr vegane Schuhe. Sie sind statt aus Leder aus synthetischem Material. Wie lange ich das Paar tragen kann, weiß ich noch nicht.