Köln. Noch steckt die „Fairtrade-Mode“ in der Nische. Doch sie bietet die Möglichkeit, mit gutem Gewissen einzukaufen – wenn man sich ein bisschen auskennt.

Natürlich wollen wir nicht, dass Kinder unsere Jeans oder Blusen nähen. Natürlich sind wir dafür, dass Näherinnen ordentlich bezahlt werden. Doch immer noch hört man Woche für Woche von menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und Hungerlöhnen – dort, wo die Kleidung für große Modekonzerne genäht wird. Unsere Kleidung.

„Der Verbraucher kann das nicht komplett allein ändern, er kann schließlich nur aus dem bestehenden Angebot wählen“, sagt Claudia Brück, Pressesprecherin von Fairtrade Deutschland. Und selbst diese Wahl ist nicht einfach. Meist stolpert der gute Wille schon über Begrifflichkeiten: Fairtrade, Fair Trade, Fairer Handel – sagt die Wortwahl überhaupt etwas aus? „Fairtrade ist als Wort nicht geschützt“, erklärt Claudia Brück. Bleiben also nur die Siegel, die einem Produkt echte Fairness bescheinigen, oder?

Siegel garantieren fairen Baumwolle-Anbau

Einen ersten Hinweis liefert das bekannte blaugrüne Siegel von Fairtrade International, bei Mode in der Form von „Fairtrade Cotton“. Es garantiert, dass die Baumwolle nach Fairtrade-Standards angebaut und gehandelt und von Betrieben mit Sozialzertifikat verarbeitet wird. Neben „Fairtrade Cotton“ können sich Verbraucher auch an den Zertifizierungen der „Fairwear-Foundation“ (ein Kleiderbügel-Symbol) oder der GOTS, Global Organic Textile Standard, (ein weißes Hemd auf grünem Untergrund) orientieren.

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Bei GOTS geht es vor allem um ökologische Verantwortung und die Sozialstandards in den Herstellerbetrieben, ausgeklammert wird laut Claudia Brück jedoch der vorgelagerte Bereich, also beispielsweise die Herstellung oder Gewinnung der (Roh-)Stoffe. Ähnlich sieht es bei der Fairwear-Foundation aus.

Endprodukt kann immer noch unfair sein

Das Endprodukt kann, allen Zertifizierungen zum Trotz, im schlechtesten Fall also immer noch ziemlich unfair sein – muss es aber nicht. „Einen Standard für komplett umfängliche Fairtrade-Mode gibt es bisher nicht“, so Expertin Claudia Brück. Sie spricht von einem „Baukastensystem“. Daher arbeite Fairtrade International derzeit an der Entwicklung eines Konzeptes, das Schluss machen soll mit solch halbgaren Angelegenheiten. „Wir hoffen, dass wir dann Firmen finden, die mit uns zusammenarbeiten“, sagt Claudia Brück.

Ein weiteres Problem für Verbraucher: Die „guten“ Siegel haben zahlreiche mehr oder weniger zweifelhafte Verwandte. „Es gibt viele, viele kleine Label“, sagt Claudia Brück. Die müssten nicht unbedingt schlecht sein, doch sollte der Verbraucher spätestens dann stutzig werden, wenn eine Firma sich selbst zertifiziert. Hier hilft nur: im Geschäft nachfragen, wer oder was genau hinter dem Siegel steckt.

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Und von den Zertifizierungen und Regeln mal abgesehen: Beim Stichwort „Fairtrade-Mode“ denken viele noch immer an farblose, formlose und vor allem stillose Kleidung – doch der Markt wandelt sich, vergrößert sich.

In den vergangenen Jahren sind Modemacher auf der Bildfläche erschienen, die tragbare und faire Kleidung verkaufen wollten, die sich „bemühen, dass man auch wirklich von Mode sprechen kann – nicht nur von einem Kleidungsstück“, so Claudia Brück. Einen wirklichen Boom erlebe die Fairtrade-Mode seit etwa fünf Jahren, so die Expertin. Es ist also noch eine sehr junge Sparte, in der sich viele verschiedene Akteure tummeln, einige mit wirklich guten Absichten, andere, die „nur auf dieser Welle mitreiten und das mal austesten“.

Fairtrade-Kleidung nicht nur online zu haben

Anfangs bekam man Fairtrade-Mode nur in wenigen Onlineshops, die hauptsächlich auf Streetwear spezialisiert waren. Doch in gleichem Maße, wie das Bewusstsein der Verbraucher sich wandelt, wachsen auch die Angebote: Wer im Internet sucht, findet nicht nur Onlineshops für faire Business-, Kinder-, Alltagsmode und sogar Unterwäsche, sondern auch Adressen von Ladenlokalen, die Fairtrade-Kleidung im Sortiment haben.

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Bleibt noch das leidige Thema der höheren Kosten: Sich faire, gute Produkte nicht leisten zu können, ist ein nachvollziehbares Argument gegen die umfassende Änderung des eigenen Konsumverhaltens. Andererseits müssen wir uns klar machen, dass die Preise für Kleidung (und auch für Lebensmittel) in Deutschland im Vergleich zu anderen EU-Ländern sehr niedrig sind. „Unsere Mode ist zu billig“, sagt auch Claudia Brück. „Ein T-Shirt für fünf Euro – das geht einfach nicht.“

Umgekehrt sagt ein höherer Preis leider nichts über die Arbeitsbedingungen aus. Die Preistransparenz müsste größer sein, fordert Claudia Brück deshalb. Dann könnte man auch sehen, ob die Löhne und Arbeitsbedingungen einen Preis nach oben treiben, oder doch schlicht und einfach die Gewinnspanne, die das Unternehmen einstreicht. Viele Verbraucher seien ja generell damit einverstanden, etwas mehr zu bezahlen – würde nicht so oft das diffuse Gefühl bleiben, dass am Ende der Falsche profitiert.