Bochum. . Ein 39-jähriger Bochumer soll die zweijährige Tochter seiner Freundin getötet haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann weitere Taten vor.

Swetlana wird nur zwei Jahre alt. Am Morgen des 24. November des vergangenen Jahres findet die Mutter ihre leblose Tochter im Kinderbett der gemeinsamen Wohnung. Für die Kleine kommt jede Hilfe zu spät. Wiederbelebungsversuche von Rettungssanitätern und Polizisten scheitern. Swetlana wird drei Tage später obduziert - und das Ergebnis lässt schaudern: todesursächlich sei ein „Ersticken durch äußere Gewaltanwendung und Unterzuckerung“, notieren die Gerichtsmediziner. Verantwortlich soll der Freund der Mutter sein, der 39-jährige Bochumer S. Der Mann wird einen Tag nach der Obduktion in die Untersuchungshaft geschickt, in der er bis heute sitzt. Die Staatsanwaltschaft hat den 39-Jährigen jetzt wegen Mordes angeklagt.

Laut Anklage brachte S. das Mädchen gegen 20 Uhr am 23. November ins Bett, dann spritzte er dem Kind Insulin in einer Dosis, die allein bereits zum Tod hätte führen können. Drei Stunden später soll der 39-Jährige zur Kontrolle noch einmal in das Kinderzimmer gekommen sein, da lebte das Mädchen noch. Dann habe S. der Kleinen mit einem Kissen, einer Decke oder der Hand Nase und Mund zugehalten, bis Swetlana sich nicht mehr rührte. „Arg- und wehrlos“ sei das Mädchen gewesen, als S. ihrem Leben ein Ende setzte.

Der 39-Jährige, der polizeilich bislang nicht aufgefallen ist, bestreitet die Tat. Die Ankläger glauben, dass S. die Zweijährige getötet hat, weil sie der Beziehung zur Kindsmutter im Wege stand. Die 27-Jährige soll sehr an dem Kind gehangen haben.

Weitere Vorwürfe: Vergewaltigung, Hehlerei und Betrug

Im Zuge der Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft neben dem Mord-Vorwurf weitere Delikte zusammengetragen, die jetzt ebenfalls mit angeklagt sind: So soll S. Ende des vergangenen Jahrzehnts seine damalige Ehefrau in einem Fall sexuell genötigt und vergewaltigt haben. Ende des Jahres 2012 soll er versucht haben, aus einem Krankenhaus in Herne gestohlene Insulin-Spritzen zu verkaufen.

Dass S., der bis zu seiner Verhaftung ausgerechnet als Hausmeister im Bochumer Polizeipräsidium gearbeitet hat, es mit dem Gesetz nicht so genau nahm, hätte der Kindsmutter im September 2014 dämmern können. Da soll der 39-Jährige ein Schreiben an die Agentur für Arbeit verfasst haben, die Unterschrift seiner Freundin gefälscht und darum gebeten haben, die Leistungen des Amtes ab sofort auf sein Konto auszahlen zu lassen. Der Schwindel flog allerdings auf.

Einige Monate vor der Tat waren S. und die Kindsmutter in der Wohnung in einem Mehrfamilienhaus an der Grummer Straße in Riemke zusammengezogen. Im Stadtteil soll die Patchwork-Familie, in die der 39-Jährige noch einen 14-jährigen Sohn mitgebracht hatte, ein freundliches und zurückhaltendes Leben geführt haben, sagten Anwohner nach dem Polizeieinsatz. Auch der Stadt Bochum waren vor dem tragischen Vorfall keine Auffälligkeiten bekannt. Swetlanas Mutter wird bei dem Prozess, der noch nicht terminiert ist, als Nebenklägerin vertreten sein. Auch sie will Antworten auf die Frage, warum ihre Tochter den 3. Geburtstag nicht mehr erlebte.