Bochum-Hamme. Der Stadtteil kommt immer weiter herunter, kritisiert der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins. Ein Rundgang mit Rudi Malzahn und Norbert Kriech.
Seit zwei Jahren gibt’s in Hamme keinen Supermarkt mehr, der als Vollversorger auch frische Ware anbietet. „Im Umkreis gibt’s allein vier Seniorenwohnanlagen; diese Leute, teils schlecht zu Fuß, können für Lebensmittel nicht jedes Mal extra in die Innenstadt fahren“, sagt Rudi Malzahn, Vorsitzender der SPD Hamme. Der Ortsverein macht sich deshalb seit einiger Zeit stark bei Investoren und Hausbesitzern, hat zuletzt ein Gespräch vermittelt.
Gute Chancen sieht Rudi Malzahn auf einer Fläche an der Dorstener Straße, Höhe Runge-Apotheke, nahe der Einmündung Overdyker Straße. „Es gab Verhandlungen zwischen einem Rewe-Investor, Architekten und den Besitzern von vier Grundstücken.“ Von denen hingen nun die weiteren Entwicklungen ab. Malzahn: „Rewe will sich in Hamme ansiedeln, soviel steht fest.“ Das Areal ist 8000 Quadratmeter groß, zieht sich bis zur Gahlenschen Straße hin; auch ein ehemaliges, heute leerstehendes Kino könnte dem Grundstück zugeschlagen werden.
Die Politik, findet Malzahn, müsse sich mehr für die Stadtteile einsetzen. Hamme werde vernachlässigt, komme immer weiter herunter: Dabei steht der Ortsteil in der Liste der Stadtumbaugebiete weit hinten. Vor 2017 gibt es keine Chance auf Landesförderung.
Hoffnung ruht auf Bebauungsplan
Seit vier Jahren, so Malzahn, liege die Planung für eine Bebauung an der Overdyker Straße – angrenzend zur Kleingartenanlage – auf Eis. „Es gab drei Bürgeranhörungen. Hier sind Einfamilienhäuser und eine Seniorenwohnanlage vorgesehen. Jetzt soll es im Mai endlich eine Ausschreibung für ein Investorenverfahren geben.“
Während er auf das zugewucherte Gelände deutet, kommt eine Frau und spricht Malzahn an: „Ich will hier ein Haus bauen. Wissen Sie, wie ich da weiterkomme?“ Das Vorhaben ist im Stadtteil lange bekannt.
Viel länger schon reichen die Bestrebungen zurück, im Bereich Carolinenglück das Nebeneinander von Wohnen und Gewerbe zu regeln, ärgert sich Norbert Kriech, stellvertretender Vorsitzender des OV Hamme: „Der Bebauungsplan ist 35 Jahre alt.“
Gerade an der Glückauf-Straße zeigt sich der krasse Widerspruch: Auf der einen Seite reihen sich ehemalige Zechenhäuschen aneinander, die Vorgärten liebevoll gepflegt. Vorne aber haben die Bewohner den Blick auf Gewerbe- und Industriebetriebe. „Die Anwohner werden arg belästigt. Nach heutigen Bestimmungen dürften so einige Unternehmen hier gar nicht mehr arbeiten. Andere haben sich hier angesiedelt ohne das Wissen der Stadt; die mussten gerichtlich vertrieben werden“, versichert Norbert Kriech.
Der Bebauungsplan ist in Bearbeitung
Der Bebauungsplan Carolinenglück ist aktuell in Bearbeitung; mit dessen Hilfe soll endlich Ordnung ins Nebeneinander von Wohnen und Gewerbe gebracht werden, soll der Bestand der Betriebe gesichert und die Anwohner vor allzu viel Lärm geschützt werden. Kriech: „Die Lösung wäre, die Darpestraße über die Erzbahntrasse hin zur Autobahn zu verlegen, damit der Schwerlastverkehr nicht mehr an den Wohnhäusern vorbei rollt.“
Ehrgeizige Pläne gibt es für das Grundstück der Von-der-Recke-Schule. Hier sieht ein Bebauungsplan in Varianten Wohnungsbau für Familien vor. Im Geltungsbereich des Bebauungsplanes ist die Errichtung von Mietreihenhäusern vorgesehen. Die Lage in Nähe zum Stadtteilzentrum sei besonders gut geeignet, der Baulandknappheit in Hamme gegenzusteuern. Der Neubau soll abgerissen werden, nur die Turnhalle bleibt stehen. Das Altgebäude mit der weitaus besseren Bausubstanz als der Neubau könnte erhalten bleiben; „es eignet sich als Haus für Architekten. Auch Künstler hegen schon Interesse“, sagt Rudi Malzahn. Der Neubau sei indes laut Malzahn jetzt im Gespräch für die Unterrichtung von Flüchtlingskindern.
Ideal fürs Wohnen hält Malzahn auch die Straße Seilfahrt, angrenzend zur Dorstener Straße; da, wo sie sich am Hammer Park vorbeischlängelt. „Hier könnte am Hang eine Seniorenwohnanlage geschaffen werden.“ Die VBW habe Pläne für betreutes Wohnen gehabt, die mit Hinweis auf zu geringen Abstand zum Gewerbe auf der anderen Straßenseite keine Chance auf Realisierung hatten – für den Ortsvereinsvorsitzenden nicht nachvollziehbar.