Bochum. Die Stadt hat Mühe, auf den Flüchtlingszustrom zu reagieren. Erste Asylsuchende kamen nun in einer Turnhalle unter, weitere Maßnahmen sind geplant.

Der nicht nachlassende Zustrom von Flüchtlingen zwingt die Stadt Bochum erstmals in der aktuellen Krisensituation dazu, eine Turnhalle für Flüchtlinge zu öffnen. Am Montag haben 28 Menschen aus unterschiedlichen Ländern in der Turnhalle an der Lewackerstraße ein provisorisches Quartier bezogen. Diese Turnhalle liegt unmittelbar neben der ehemaligen Schule, die bereits seit Wochen als Flüchtlings-Einrichtung des Landes betrieben wird. Sozialdezernentin Britta Anger sprach am Donnerstag in der aktuellen Situation direkt von Not. „Wir müssen jetzt neu überlegen, wo wir in unserer Stadt weitere Flüchtlinge unterbringen können“, appellierte sie ausdrücklich auch an die Öffentlichkeit.

Nur mühsam gelingt es derzeit der Stadt, auf die immer drängenderen Fragen in Zusammenhang mit dem Zustrom von Flüchtlingen, derzeit vor allem aus dem Kosovo, Antworten zu finden. Besondere Sorge bereitet den Verantwortlichen aktuell die Anzahl der vom Land zugewiesenen Menschen. Ursprünglich waren in diesem Jahr etwa 900 Personen prognostiziert worden. Aktuelle Berechnungen gehen jedoch von bis zu 1700 Personen aus, sollten die Zahlen so bleiben.

Zu wenige Sozialarbeiter

Sozialdezernentin Britta Anger sprach am Donnerstag im Arbeits- und Sozialausschuss von einem wahren Exodus an Menschen. „Wir müssen reagieren.“ Ursprünglich wollte die Stadt nur rund 300 neue Plätze, zusätzlich noch einmal die gleiche Summe durch frei werdende Plätze schaffen. Doch diese Berechnungen sind nun allesamt hinfällig: „Allein in den ersten Wochen dieses Jahres sind 282 Menschen Bochum vom Land zugewiesen worden“, so Anger.

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Den Ernst der Lage erkannten auch die Vertreter der Parteien im Ausschuss. Für die SPD machte Gaby Schäfer, deutlich, dass benötigte Finanzmittel etwa für die Planung von Flüchtlingsheimen rasch freigegeben werden sollten. Außerdem brachte sie ins Gespräch auch die muslemischen Gemeinden in Bochum mit ins Boot zu nehmen.

Nur äußerst zäh kommen die Verantwortlichen mit den organisatorischen Fragen weiter. So ist es bis jetzt nicht gelungen, dringend benötigte Sozialarbeiter intern umzusetzen. Sie würden gerade für die Betreuung der Flüchtlinge gebraucht. Angestrebt ist ein Schlüssel von 1:75, derzeit dürfte er bei 1:200 liegen, und beinahe täglich verschlechtert sich dieses Verhältnis.

Containerdörfer für bis zu 550 Menschen im Gespräch

Jetzt will die Stadt zeitnah zumindest eine Stelle besetzen, die eine bessere Koordination der immer noch zahlreich angebotenen Hilfe von Ehrenamtlichen beinhaltet.

Händeringend Wohnraum gesucht

Die Stadt sucht händeringend Wohnraum, der kurzfristig für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden kann. Dabei würden insbesondere komplette Häuser benötigt, einzelne Wohnungen seien weniger sinnvoll.

Hausbesitzer, ganz gleich, ob es sich um Privatleute, Firmen oder andere Institutionen handelt, können sich direkt an das Amt für Soziales und Wohnen der Stadt Bochum wenden: Telefon: 0234/910-2700, Mail: amt50@bochum.de

Unter den jetzt neu vorgeschlagenen Grundstücken, bei denen es sich ausdrücklich nicht um eine Prioritätenliste handele, sind auch die in den 90er Jahren bereits als Containerdörfer genutzten Flächen an der Kemnader Straße 437/439 (110 Plätze), gegenüber der Hiltroper Straße 218 (110), der Herzogstraße 73-75 (110), der Querenburger Straße, neben den Neuen Gymnasium (110) und der Lewacker Straße 181/181 (110).

Insgesamt würden in diesen Anlagen, so sie gebaut werden, Plätze für bis zu 550 Menschen geschaffen. Die jährlichen Kosten veranschlagt die Stadt mit 3,75 Millionen Euro. Für den nächsten Hauptausschuss will die Verwaltung konkrete Vorschläge zur Abstimmung vorbereiten.