Bochum. . Der Haussprecher sagt über das Wohnheim im ehemaligen Priesterseminar: „Das ist kein Krawallhaus.“ Er hofft aber, dass bald wieder „Ruhe“ herrscht.
Das Akademische Förderungswerk betreibt 20 Wohnheime in Bochum und Umgebung. Das an der Kollegstraße 10 in Bochum-Querenburg, ein ehemaliges Priesterseminar des Bistums Essen, bewirbt es als „das Wohnheim mit der ruhigsten Lage“. Das mit der ruhigen Lage stimmt unverändert. Mit der Ruhe im Wohnheim ist das aber seit Mitte des Monats so eine Sache. 25 Studierende teilen sich den Gebäudekomplex nun mit 96 Flüchtlingen.
Eric Minte ist Bewohner der ersten Stunde. Als er in das Studierendenwohnheim einzog, war es noch Priesterseminar. Im Wintersemester 2011/2012 war das und Minte, der da mit seinem Medizinstudium anfing, freute sich über Ruhe und Abgeschiedenheit. Bei der Ruhe blieb es, als 2013 das Priesterseminar aufgelöst wurde, das Förderungswerk den Komplex kaufte und begann, ihn in ein Studierendenwohnheim umzuwandeln. Minte fühlte sich so wohl, dass er sich zum Haussprecher wählen ließ.
"Wieder auf Kernkompetenzen konzentriert"
Als solcher kann er nachfragen. Beim Akafö und anderen Organisationen. Fragen hat er, haben seine Mitbewohner genug seit die Flüchtlinge eingezogen sind. Die dringlichste: Wie lange werden sie bleiben. „Sechs Wochen werden es wohl. Das hat man uns zumindest gesagt“, sagt Minte. „Danach hoffen wir, dass das Akafö sich wieder auf seine Kernkompetenzen konzentriert und hier wieder ein Studierendenwohnheim betrieben wird.“
Wasserschaden macht Wohnräume unbenutzbar
Die ersten Tage waren Studierende und Flüchtlinge im ehemaligen Priesterseminar räumlich getrennt. Die Studierenden hatten ihren „eigenen“ Wohnflügel.
Ein Wasserschaden, der einige Wohnräume unbenutzbar machte, führte aber dazu, dass einige der Flüchtlinge nun über den Studierenden wohnen.
Wie lange das so ist, weiß Peter van Dyk, Pressesprecher des Akafö, nicht: „Um den Schaden zu beheben, müssen einige Wände aufgestemmt werden.“
Mit der temporären Nachbarschaft von Flüchtlingen arrangieren sich die Studierenden gut. „Alle wollen bleiben“, sagt Minte. „Aktuell sind Semesterferien.“ Etliche Studierende nutzen die Zeit für einen Heimaturlaub, bekommen so von der besonderen Problematik am ehemaligen Priesterseminar wenig mit. Seit Mitte der vergangenen Woche gibt es zum Beispiel einen Wachdienst. Der war installiert worden, nachdem eine studentische Initiative – ohne Absprache mit dem Akafö – versucht hatte, einen regelmäßigen Kontakt zu den Flüchtlingen aufzubauen. Seitdem darf keiner ungefragt das Gelände betreten. „Das ändert etwas den Ablauf des Tages. Die Studenten die hier wohnen, kommen aber ohne Probleme rein. Sie haben einen Schlüsselanhänger mit der Adresse“, sagt Minte.
Wachdienst erhöht Sicherheitsempfinden
„Die Flüchtlinge können sich mit einer Karte des Deutschen Roten Kreuzes ausweisen. Der Wachdienst erhöht unser subjektives Sicherheitsempfinden. Aber das ist hier kein Krawallhaus. Es sind hier keine Not leidenden Menschen untergebracht. Die meisten Flüchtlinge kommen aus dem Kosovo und haben bessere Handys als ich. Sie hoffen hier auf ein besseres Leben.“ Minte hofft auf Ruhe. „Es geht aber. Ich bereite mich auf mein Physikum vor und glaube, dass ich vor den Flüchtlingen aufstehe und später als sie schlafen gehe.“