Bochum. . In einer Aldi-Tüte hat Wolfgang „Wölfi“ Wendland die ersten Unterstützungsunterschriften für seine Kandidatur bei der OB-Wahl in Bochum abgeliefert.

Es kommt Bewegung in die irgendwo im Spannungsfeld zwischen Spaß und Ernst, Satire und Protest angesiedelte Kandidatur von Wolfgang „Wölfi“ Wendland bei der Wahl des neuen Bochumer Oberbürgermeisters. Am Mittwochmittag hat der 52-Jährige, hauptamtlich derzeit Frontmann der Punkband „Die Kassierer“, die ersten Unterstützungsunterschriften beim Wahlamt der Stadt abgeben.

106 Unterschriftenformulare transportiert Wendland stilecht in einer Aldi-Tüte, vor der Türe kommen noch zwei weitere spontan dazu. Hermann Köhler überreicht den 107. Vordruck. „Nach 46 Jahren SPD kann das ruhig mal jemand anders machen“, findet der 40-Jährige, „wir haben in der Stadt genug Baustellen. Die Kommunalpolitik, findet Köhler, könne sich ruhig „in die positive Richtung verändern“. Mit Wolfgang Wendland an der Spitze? „Warum nicht?“, fragt Köhler zurück: „Ich finde die Idee gut, wie er bei den gemäßigten Schichten ankommt, kann ich aber nicht beurteilen.“ Allein die Kandidatur sei allerdings schon „ein Statement“.

Facebook-Seite "Bürger für Wolfgang Wendland"

Bundesweit hat die Nachricht aus Bochum Wellen geschlagen. Sogar der Süddeutschen Zeitung war die Personalie ebenso einige Zeilen wert wie der "Bild"-Zeitung, der "Welt" oder dem Rock Hard-Magazin.

Der Kandidat selbst geht inzwischen in die mediale Offensive: Neben der Facebook-Seite „Bürger für Wolfgang Wendland“ gibt es mittlerweile eine weitere, die der Künstler selbst betreut. Und es gibt eine spartanisch eingerichtete Homepage mit einer aus Wikipedia entnommenen Kurz-Biografie und einem Wahlprogramm, das etwas unpräziser klingt, als es Wendland noch im Gespräch mit dieser Redaktion vor einigen Tagen umrissen hat: „1. Mehr Transparenz. 2. steht noch nicht fest. 3. Verschiedenes. 4. Heimholung der Bochumer Armutsflüchtlinge aus den Geberländern.“

Inhaltliche Anleihen bei Willy Brandt

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Inhaltlich bedient sich Wendland jetzt beim früheren SPD-Kanzler Willy Brandt: „Wölfi wählen“ heißt sein Appell, „Mehr Demokratie wagen“ sein Leitspruch. „Das hört sich doch gut an“, sagt der Kandidat vor dem Wahlamt. „Außerdem hat das auch was Biografisches, schließlich bin ich in einem Haushalt groß geworden, in dem die SPD die Guten waren.“ An deren Macht in der Stadt will Wendland jetzt trotzdem rütteln. Einen „Bürgerwahlkampf“ wolle er führen, kündigt er an, für Plakate würde er ein „Selfie“ aufnehmen: „Das hat noch keiner gemacht.“

Die Kandidatur soll kein Scherz sein, betont Wendland immer wieder und dann schiebt er doch noch einen nach. Wie lange er bei einem Wahlsieg amtieren würde, wird er gefragt. „Höchstens eine Legislaturperiode, dann ist ja die Rente durch“, sagt Wendland, kurze Gedankenpause, dann schiebt er ein energisches „Nein“ hinterher und lacht. Das Wahlamt wartet jetzt auf die Vordrucke. Wendland macht die nächsten Schritte.