Bochum.. Am Dortmunder Schauspiel sorgt Bochumer Musik für den besonderen Sound. Im Januar 2015 Operette mit den „Kassierern“.

Zu den Bochumer Kulturakteuren mit überregionaler Ausstrahlung gehören sie schon lange: Tommy Finke, der sich als Indie-Popmusiker mit einigen Platten eine erkleckliche Fanschar zusammenspielte und die Punkband „Die Kassierer“ um Frontmann Wolfgang Wendland, die sich ihren exzessiven Ruf seit 1985 wohl verdient haben. Jetzt haben sie aber einen anderen Weg eingeschlagen: sie arbeiten am Stadttheater.

Gespräch über Adorno und Britney Spears

Tommy Finke, der nicht nur Pop kann, sondern über einen Folkwang-Abschluss in Komposition verfügt, musiziert dort schon seit der letzten Spielzeit. Intendant Kay Voges, ein meist in Lederjacke gekleideter Typ in Iggy-Pop-Optik, hat das Haus am Wall mit seinem Pop- und Punk-affinen Theater groß ins Gespräch gebracht. Er holte für seine Produktion „Das goldene Zeitalter“ Finke ins Boot, weil der „eben alles kann“. „Wir haben vor allem über Adorno und Britney Spears gesprochen“, erinnert sich der Bochumer Finke ans Bewerbungsgespräch. Über ihn kam der Kontakt zu den Kassierern zustande.

Das Quartett - berühmt-berüchtigt für den haltlosen Umgang mit Körperflüssigkeiten, für vorsätzliche Nacktheit und willentliche alkoholische Intoxikation - wird die Musikalische Leitung bei einer Operette übernehmen. Am 24. Januar steht die Premiere von „Häuptling Abendwind“ nach Johann Nestroy und Jaques Offenbach auf dem Spielplan des Stadttheaters.

Was darf Punk?

„Punk darf alles“, lacht der Wattenscheider Wolfgang Wendland, der sich im Bereich Operette gut auskenne: „Als Kind konnte ich mir nur billige Schallplatten kaufen. Das waren halt oft Operetten“, sagt er und zitiert über dem 13-Uhr-Pils lächelnd „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist“, aus der „Fledermaus“. Zum Theater hat das Punk-Urgestein ein lockeres Verhältnis. Von Peter Zadek hat er mal ein Autogramm ersteigert, mit Carl Hegemann, dem Dramaturgen von Leander Haussmann war er später über die damalige Kulturinitiative gut bekannt. Und sagt über das Bochumer Schauspielhaus: „Theater war hier mal bedeutsamer als Rockkonzerte“.

Finke und Wendland passen gut ins Theater. Auf je eigene Weise ist es eine Herausforderung ihrer Kreativität und eine Transformation ihrer je eigenen Performance.