Bochum. Zu Gast beim Neujahrsempfang des Paritätischen war Christoph Butterwegge. Altersarmut werde in Deutschland verharmlost, sagte der Wissenschaftler.

Eine „Lawine der Altersarmut“ sieht der Paritätische Wohlfahrtsverband auf Deutschland zu rollen. In den letzten acht Jahren habe sich die Zahl der über 65-Jährigen, die zum Leben Geld vom Staat erhalten um 45 Prozent erhöht, hieß es beim Neujahrsempfang des Paritätischen am Donnerstag im Kunstmuseum Bochum. Tendenz steigend.

„Immer mehr ältere Menschen sammeln Pfandflaschen und sind Kunden bei Kleiderkammern und Tafel, um ihre Rente aufzubessern“, sagten Bettina Eickhoff und Susanne Schübel, Sprecherinnen der Kreisgruppen Bochum und Herne. Viele Ältere stellten aus Scham soziale Kontakte ein. Prof. Dr. Christoph Butterwegge kritisierte in seinem Vortrag vor 200 Gästen die Sozialpolitik der letzten Jahre. „Diese Politik hat systematisch Armut befördert“, sagte der Politikwissenschaftler. So diszipliniere man Menschen.

Dem Armutsbericht der Bundesregierung sprach Butterwegge eine Aussagekraft ab. Berlin zufolge beziehen nur 499.000 der über 65-Jährigen Grundsicherung. Butterwegge: „Diese Zahl kann man getrost verdoppeln, denn nicht alle, die Anspruch haben, melden sich.“ Würde man die Armutsschwelle der Europäischen Union zugrunde legen, käme man gar auf zwei Millionen Menschen, die im Alter arm sind. „Das Problem wird verharmlost“, so Butterwegge. Es sei beschämend, dass ein so reiches Land wie Deutschland seine alten Menschen nicht ausreichend versorge.