Bochum. Uwe und Bettina Zirbes haben mit ihrem Hummer-Racingteam aus Bochum die Deutsche Offroad-Meisterschaft gewonnen. DerWesten hat das Team in seiner Werkstatt besucht. Eine Geschichte voller Staub, Schweiß und Emotionen.
Schon allein vom Körperbau her ist Uwe Zirbes jetzt nicht unbedingt der Typ für einen Fiat 500. Dort hinein würde vielleicht allenfalls sein Fuß passen. Uwe Zirbes und der Hummer (ausgesprochen: „Hammer”): Muskelprotz trifft Kraftpaket. Passt also perfekt.
Wie sehr diese Verbindung innig und stimmig ist, zeigen die jüngsten Erfolge: Der 46-Jährige ist mit seinem Bochumer Hummer-Racingteam zum zweiten Mal in Folge Deutscher Rallyemeister auf Offroad-Strecken geworden. Jetzt soll's noch höher hinaus gehen, ab dem kommenden Jahr will Zirbes in der internationalen Profiklasse starten.
Pitbull in der Größe eines Elefanten
Wenn der Hummer ein Tier wäre, dann wäre er wohl ein Pitbull in der Größe eines Elefanten. Er ist ein Auto, das unendlich viel Kraft und Rekordpotenzial in sich vereint. Der US-Geländewagen wurde einst durch seine Einsätze im Golfkrieg bekannt. Er ist ein Hingucker, der bei Passanten auf der Straße zu Halsverrenkungen führt. „Die Leute drehen sich schon um”, sagt Uwe Zirbes' Ehefrau und Rallye-Copilotin Bettina Zirbes.
Ihr Hummer ist kein normaler Hummer, soweit man das Wort „normal” bei der Beschreibung dieses Monsters überhaupt einsetzen sollte. Die Zirbes haben zwei Hummer, einen Rennhummer und noch einen Rennhummer für die ganz speziellen Renneinsätze. Im kleineren Rennhummer röhren 350 PS. Mit ihm sind die Zirbes auch im Alltag auf den Bochumer Straßen unterwegs, zum Einkaufen und so. Ein Airbrush-Meister hat das Ding feuerrot angesprüht, mit Flammen drauf und Greifvögeln. Grrrrrrr!
Unvorstellbare 650 PS
In dem Rennhummer für die besonderen Einsätze scharren unvorstellbare 650 PS. Damit jagen die Zirbes durch Wüsten, durch den Orient und über Offroad-Rennstrecken in Deutschland und Europa. All solche Rennen gehören mit zu der Deutsche-Meisterschaften-Rennserie.
Er sei einer der ersten Hummerfahrer in Deutschland gewesen, als er 2003 seinen ersten H1 bekam, sagt Uwe Zirbes. „Ursprünglich war der als Geschäftsauto vorgesehen.” Doch schnell habe er mehr gemerkt, welches Potenzial in dem wuchtigen Fahrzeug steckt: „Ich wollte mit dem Hummer in die Wüste.”
Ein richtiger Rennstall
Seine Frau schickte ihn da nicht alleine hin, sie fuhr mit. Und mit ihnen bretterten noch einige andere Hummer-Fans aus ganz Europa mit durch die Sahara. Logische Fortsetzung war die Teilnahme an der DM-Rennserie.
Daten und Fakten
Das Bochumer Team ist das einzige Hummer-Team bei der Offroad-Meisterschaft. Damit der Autoklotz rallyetauglich wurde, ist er aufwändig umgerüstet worden. Die Teile dafür kauft Uwe Zirbes in den USA. „Das ist kostenintensiv”, sagt er. Inzwischen sind die Zirbes Fernsehstars und werden von Kamerateams begleitet, so bekommen sie Sponsoren. Spritverbrauch der Riesenhummer? „Weniger als ein Hubschrauber”, sagt Uwe Zirbes.
Inzwischen hat sich an der Wattenscheider Straße ein richtiger Rennstall entwickelt. Drei feste Mechaniker gehören dazu, die die beiden Hummer rallyefertig machen, dazu 25 freiberufliche Mechaniker, die je nach Rennen dazstoßen. „Ohne das Team wären die Erfolge nicht möglich.” Was Uwe Zirbes da sagt, hätte Michael Schumacher kaum besser formulieren können.
Crazy und verrückt
Worte wie „crazy” und „verrückt” fallen, wenn Uwe und Bettina Zirbes über ihre zeit-, kraft- und kostenaufwändige Passion sprechen. „Irgendwie bekloppt”, sagt Joschi Akyigit (28), einer der Mechaniker. Uwe Zirbes ist berufsbedingt eher ein Anzugtyp, er arbeitet als Headhunter. Die staubige, kraftvolle und schweißtreibende Rallyefahrerei ist für ihn die perfekte Abwechslung. Die Zirbes sind das einzige Rallye-Ehepaar, das auf diesem hohen Niveau fährt. „Andere Ehefrauen machen das nicht mit”, sagt Uwe Zirbes.
Neulich haben die Zirbes versucht, einmal richtig Urlaub zu machen. Ganze fünf Tage Hotel, ohne Hummer. Daraufhin haben sie beschlossen, als nächstes die Dakar-Rallye zu fahren.