Bochum. Nach Peter Høegs Roman inszeniert Martina van Boxen fürs Junge Schauspielhaus „Der Plan von der Abschaffung des Dunkels“.

Inmitten von Schmerz steht das Aufbegehren. Basierend auf Peter Høegs Roman „Der Plan von der Abschaffung des Dunkels“ inszenierte Martina van Boxen fürs Junge Schauspielhaus eine kluge Geschichte von den selten besprochenen Seiten menschlicher Gemeinschaft. Am Mittwoch war Premiere im ausverkauften Theater Unten.

Die Aufführung wirft einen sezierenden, enttarnenden Blick in die erzieherischen Abgründe eines übermächtigen Macht- und Kontrollsystems aus Eltern, Heim und Schule, wobei die Schüler mit gut gemeinten Absichten und Autorität dazu gebracht werden sollen, zu funktionieren.

Blick ins Innenleben

Peter, der als „schwer erziehbar“ gilt, soll auf einer Privatschule die Chance bekommen, Zugang zur Gesellschaft zu finden. Er lernt die wissbegierige Katarina kennen. Um den nach einem strengen Zeitreglement durchzogenen Leistungsgedanken der Schule zu verstehen, gründen sie ein Zeit-Laboratorium. Die Erziehungs- und Überwachungsmethoden verschärfen sich, als der verhaltensgestörte August dazu kommt. Die gesamte Schülerschaft muss sich psychologischen Tests unterziehen. Peter und Katarina glauben, Teil eines geheimen Plans zu sein, dem sie auf die Spur kommen wollen.

Wohl gesetzter Ausdruck

Der Inszenierung gelingt es, das Spannungsverhältnis zwischen menschlichen Bedürfnissen und institutionellen Anforderungen zu zeigen. Damir Avdic als junger Peter, Jessica Maria Garbe als Katarina und Matthias Eberle als August veranschaulichen die Innenleben von drei jungen Menschen; dazu kommt Michael Habelitz als erwachsener Peter. Schauspielerisch ist der Abend durchweg bravourös. Mit konzertiertem Timing und wohl gesetztem Ausdruck zeigen die Akteure, wie die Jugendlichen unter permanentem Drill und undurchschaubarem Erwartungsdruck leiden.

Kampf um Anerkennung

Dank der taktgebenden Musik von Manuel Loos und der choreographischen Einrichtung von Arthur Schopa wird auch visuell und akustisch erfahrbar, wie sehr die Jugendlichen eingeklemmt sind im Kampf um Anerkennung und wie gefangen in einer Welt aus Überwachung und Strafen, die ihr Leben ist. Eine Perspektive entsteht allein durch unbedingte freundschaftliche Solidarität – als hoffnungsstiftende Geste inmitten eines inneren Dunkels aus hoffnungsloser Ohnmacht und Beschädigung.

Martina van Boxen und ihr Ensemble liefern damit einen ebenso harten wie treffenden Theaterabend ab. Eindringlich, anschaulich, berührend, wahr. Und sehr, sehr sehenswert.

Tickets und Termine : 0234/3333-5555