Bochum. Nach dem Tod von Gerd Kivelitz und seinem Sohn stand das Kulturzentrum vor schweren Zeiten. Doch Ilse Kivelitz nahm die Zügel beherzt in die Hand.
Die schweren Schicksalsschläge der vergangenen Zeit haben im Gerther Kulturrat bis heute ihre Spuren hinterlassen. In den Jahren 2010 und 2011 starben kurz hintereinander der große Impresario Gerd Kivelitz und sein Sohn, der Kunsthistoriker Christoph. „Da stand ich plötzlich alleine da“, sagt Ilse Kivelitz. „Natürlich habe ich überlegt, wie es weiter gehen soll.“
Die Entscheidung, das Kulturzentrum an der Lothringer Straße auf eigenen Beinen fort zu führen, um das Erbe ihres Mannes in Ehren zu halten, sei dann relativ schnell gefallen. „Mein Mann und ich haben das in 25 Jahren gemeinsam aufgebaut“, sagt sie. „Die Arbeit ist einfach auf mich zugewachsen.“
Auf Bekanntes aufbauen
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Ihr Vorteil war, dass sich Ilse Kivelitz schon in den Jahren zuvor stets viel eingemischt hat und sich etwa im Bereich der Buchführung bestens auskannte. Darauf konnte sie aufbauen. Ihr Enkel Lukas (19), der die Waldorfschule besucht, sprang ihr für die Pressearbeit zur Seite. Und mit Reiner Skubowius ist seit Anfang 2014 ein neuer Geschäftsführer gefunden, der sich um Organisation und die Belange der Künstler kümmert. So geht es auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Lothringen wieder voran.
Rund 90 Veranstaltungen finden pro Jahr im Kulturrat statt. Dazu kommen die zahlreichen Aktivitäten der weiteren Gruppen, die teils schon seit vielen Jahren unter dem Dach des Zentrums ihre Zelte aufgeschlagen haben: etwa der Zauberkasten, das Hallo-Du-Theater oder das Theater Traumbaum. „Auch die Yoga-Schule ist von Beginn an dabei“, sagt Ilse Kivelitz nicht ohne Stolz.
Weltmusik, Irish Folk, Jazz oder Blues
Den größten Anteil der Veranstaltungen hat die Musik. Weltmusik, Irish Folk, Jazz oder Blues finden im Kulturrat ein treues Publikum. „Viele Stammgäste kennen wir längst, die lauern richtig auf das nächste Konzert“, erzählt Reiner Skubowius. „Andere kommen extra aus Köln zu uns gefahren.“
Die Anne-Frank-Kulturwochen pflegt Ilse Kivelitz als Zeichen für Toleranz und gegen Rassismus ebenso wie eine Reihe schöner Lesungen. Beim Publikum besonders beliebt sind die Auftritte des Autors Klaus Peter Wolf, der eigentlich Ostfriesland-Krimis schreibt. „Aber die Kontakte zu unserem Künstler Oskar Gölzenleuchter sind so gut, dass Wolf in seine Krimis den Kulturrat mittlerweile schon mit einbaut“, freut sich Ilse Kivelitz. Die nächste Lesung ist für den 12. Juni angekündigt.
Und was würde Gerd Kivelitz zu allem bunten Treiben sagen, wenn er von seiner Wolke aus zuschaut? „Das würde ihm gefallen“, sagt Ilse Kivelitz und lächelt. „In Gedanken frage ich ihn jeden Morgen.“