Bochum. Dass Bochum in Sachen zeitgenössische Kunst mehr zu bieten hat als allein das Kunstmuseum, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Aktuell wird man wieder an ganz verschiedenen Orten fündig, vier davon stellt die WAZ vor.

„Geteiltes Ganzes“ heißt eine Raum-Installation von Claudia Merx in der Kunstkirche Christ König, Steinring 34. K.I.C.K. gibt es schon seit fünf Jahren; immer wieder sind im ehemaligen Gotteshaus die unterschiedlichsten künstlerischen Eingriffe vorgenommen worden. Nun ist erstmals eine Textilkünstlerin vertreten.

Beim Betreten der Kunstkirche umfängt den Besucher der Geruch nach Wald. Der Holzboden ist mit einer Schicht von gehäckseltem Holz bedeckt. Im Mittelpunkt der Kirche hängt Merx’ gut zehn Meter hohe Skulptur aus Verbandmull. Das zarte Material – verarbeitet wurden mehr als 200 Meter Gaze – ist diffus transparent und hat durch die Bearbeitung mit Schellack eine an manchen Stellen gelblich/bräunliche Färbung. Wie eine „Erscheinung“ kann einem dieses Kunst-Stück vorkommen.

Dabei geht es, wie immer bei K.I.C.K., um Seh- und Wahrnehmungserfahrungen, die sich nicht allein durch die Installationen oder Skulpturen vermitteln, sondern bei denen der Raumeindruck in dem hohen, leeren Kirchenraum eine ebenso wichtige Rolle spielt (bis 30.11., Öffnungszeiten samstags von 14-17 Uhr, sonntags von 12-15 Uhr).

Lichtinstallation in der Rotunde

Die Rotunde im Bermudadreieck ist zum Einen eine angesagte Veranstaltungsstätte, zum anderen aber auch ein Ort für die Kunst. Im verglasten Fensterring zuoberst des Gebäudes sind regelmäßig Lichtinstallationen zu sehen, die auf Anregung der drei Kunstvereine Bochum, Galerie Januar und Kulturrat organisiert werden. Aktuell kann man nach Einbruch der Dunkelheit eine Videoarbeit von Alischa Diana Leutner bewundern.

Alischa Diana Leutner im Kunstverein Kulturrat

Am Samstag startet im Kunstverein Kulturrat in Gerthe eine Einzelausstellung dieser in Dortmund arbeitenden Künstlerin. „Schneehase“ ist der Titel der Exposition, mit der Kurator Carsten Roth die letzte Ausstellung des Jahres realisiert. Geboten werden Video, Installation und Grafik.

Der Schneehase trägt im Winter ein weißes Fell: Tarnung ist alles, und alles andere eine Frage der Wahrnehmung (oder eben der Nicht-Wahrnehmung): In „Schneehase“ spielt Leutner genau mit diesem Thema, lädt auf eine Expedition in dreidimensionale Bilderwelten ein und lässt die Besucher Teil ihrer begehbaren Installationen werden und damit „verschwinden“. Im Zusammenspiel von Ort, Zeit und Begegnung ist der Besucher gefordert, eigene Assoziationsketten zu knüpfen (Lothringer Straße 36, Vernissage am 15.11, 19 Uhr, die Künstlerin ist anwesend).

Philipps Art Forum zeigt Fotografien von Michael Grosler

Das 13. Philipps Art Forum zeigt Kunstwerke dort, wo man sie zunächst nicht vermutet, nämlich im Philipps-Bäder-Atelier an der Rombacher Hütte 2, neben Sanitärobjekten, Fliesen und Naturstein.

In diesem Jahr ist der Bochumer Fotograf Michael Grosler zu Gast. Unter dem Titel „mo(me)ntan“ zeigt er 25 großformatige Farb-Fotografien, die die vergängliche Symbiose von Architektur und Landschaft auf der ehemaligen Industriefläche Rombacher Hütte festhalten. Groslers beinahe poetischen Momentaufnahmen stehen für den Wandel der Region ebenso wie für den Wandel der gesellschaftlichen Lebenswirklichkeit.

Die Ausstellung kann bis zum 28. November während der Geschäftszeiten besucht werden.