Bochum. Xuebo Wang und Jürgen Landmann lernten sich durch das Patenprogramm „Becoming Friends“ kennen - und sind schon fast mehr „Family“ als „Friends“.
Das Studentenleben hat Xuebo Wang schon zu genüge gelebt – sowohl im seiner Heimat China als auch als Austauschstudent in München und Bochum, wo er gerade seine Doktorarbeit verfasst. „Jetzt will ich wissen, wie das Familienleben in Deutschland ist“, erzählt er. Deswegen hat sich der 28-jährige Germanistik-Doktorand bei dem Patenschaftsprogramm „Becoming Friends“ angemeldet, das (angehende) Akademiker aus dem Ausland mit Bochumern zusammenbringen bringen möchte. Ganz egal ist dabei, ob etwa eine alleinerziehende Mutter oder ein Ehepaar im Ruhestand Gastgeber sein möchte.
Wer an dem Programm teilnehmen will, egal ob Gastgeber oder Gast, muss ein Online-Dokument mit seinen Wünschen und Kontaktdaten ausfüllen und wird dann vermittelt. Xuebo Wang musste etwa einen Monat warten. Dann, am 1. Dezember 2014, lernte er Jürgen Landmann kennen.
Grünkohl und Mettwurst
„Ich habe nicht mehr so viele Außenkontakte“, erzählt Landmann, der jetzt den Haushalt in seiner Wohnung nahe der Stiepeler Dorfkirche schmeißt und ehemals in der Pflanzenbauberatung tätig war. „Becoming Friends“ erschien dem 59-Jährigen ein optimaler Weg zu sein, jemanden Neues kennenzulernen. „Aus welchem Land war mir dabei völlig egal“, sagt er. Wang jedenfalls fand bei den Landmanns genau das, was er suchte: eine Ur-Bochumer Familie, bei der immer volles Haus ist.
Wie man an „Becoming Friends“ teilnimmt
„Becoming Friends“ wird getragen vom Akademischen Förderungswerk und dem UniverCity-Bochum-Verbund
Anmelden können sich Gastgeber und Studierende unter: akafoe.de/internationales/becoming-friends/
Infos gibt es auch bei Elena Fedotova unter: 0234 / 321 11 09 oder elena.fedotova@akafoe.de
Unter allen Teilnehmern finden auch gemeinsame Abende zum Kennenlernen und Austauschen statt. Ausflüge oder Stadtführungen sind ebenfalls fester Bestandteil des Programms.
Jürgen Landmanns drei erwachsene Kinder leben mit ihm und seiner Frau unter einem Dach. Die ganze Familie hat Wang bereits freundlich aufgenommen, zwischen Weihnachten und Silvester kamen sie zum Festschmaus zusammen. „Ansonsten haben wir uns etwa viermal getroffen“, erzählt Landmann – wie oft sich die „Friends“ treffen, liegt ganz im Ermessen der Teilnehmer. Ausstellungen haben sie sich angesehen, auf dem Altstadt-Markt in Hattingen waren sie und „typisch Deutsch“ haben sie zusammen gekocht: Grünkohl mit Mettwurst.
„Vor allem aber haben wir sehr viel geredet“ – über das Leben in China, in Bochum, oder auf Neuguinea, wo Landmann einst vier Jahre im Entwicklungsdienst tätig war. „Ich habe in den Gesprächen viel Interessantes erfahren“, sagt Landmann. Besonders in Erinnerung bleibt dem Bochumer die Schilderung von Wangs Leben im chinesischen Studentenwohnheim: Mit sechs Kommilitonen wohnte er in einem Zimmer. „Das ist schon irre. Ich kann mich noch erinnern, wie es zu meiner Studentenzeit Doppelzimmer gab. Aber hierzulande ist ja das selbst vergangen.“ Nur die Gelegenheit, die Stadt ausgiebig zu zeigen, hätte sich neben den vielen Gesprächen noch nicht ergeben, wegen des regnerischen Wetters. „Aber wir haben ja noch viel Zeit“, sagt Wang. Zweieinhalb Jahre dauert seine Promotion noch.