Bochum-Rosenberg. Fabian Grieger aus Rosenberg ging nach seinem Abitur als Ehrenamtlicher nach Bolivien. Er lernte, wie schön es sein kann, spartanisch zu leben.
Ein Jahr ohne Atempause – so lassen sich die vergangenen zwölf Monate von Fabian Grieger zusammenfassen. Der 19-Jährige engagierte sich nach seinem Abitur im Rahmen des Freiwilligen Sozialen Jahres zunächst als Ehrenamtlicher in einem Kulturzentrum für Kinder und Jugendliche in El Alto, Bolivien – einer der ärmsten Städte der Welt auf über 4000 Metern Höhe.
„Die Umstellung war nicht schwierig. Man wird bombardiert mit Eindrücken und Erlebnissen, ist von morgens bis abends beschäftigt. Da bleibt kaum Zeit, sich Gedanken zu machen“, erzählt Grieger. Für sein tägliches Leben hatte er nicht mehr Geld zur Verfügung als ein durchschnittlicher Bolivianer. Auch sonst lebten Fabian und die anderen drei Freiwilligen, mit denen er sich eine Wohnung teilte, „sehr basisnah“. Konkret bedeutete das etwa, ohne Heizung auszukommen, selbst wenn nachts die Temperaturen auf fünf Grad oder kälter sanken. Auch ihre Wäsche wuschen die deutschen Jugendlichen von Hand. Für Fabian Grieger aber alles halb so wild: „Es ist erstaunlich, wie wenig einem fehlt, wenn man ganz einfach lebt.“
Fast nur im Zelt geschlafen
Im Anschluss an sein ehrenamtliches Engagement packte er seinen Rucksack und ging gemeinsam mit drei Freunden für zehn Wochen auf Reisen. „Wir wollten einfach ausschöpfen, was der Kontinent noch zu bieten hat, waren auf der Suche nach dem berühmten südamerikanischen Lebensgefühl“, erzählt er. Das hatte er in Bolivien nicht gefunden, denn die Einwohner dort sind eher familienbezogen und daher introvertierter.
Über Brasilien ging es nach Venezuela und schließlich nach Kolumbien. Dabei schlief die Truppe fast nur im Zelt oder kam bei alten oder neuen Bekannten unter. Wie etwa im Dorf Kumarakapay in Venezuela. „Wir haben eine Frau auf der Straße gefragt, wo wir hier am besten unser Zelt aufschlagen können, und sofort hat sie uns zu sich nach Hause eingeladen“, erzählt Fabian. Ziel der Gruppe war es, nicht einfach zu reisen, sondern am Leben vor Ort teilzunehmen.
Die Zeit in Südamerika hat den jungen Mann verändert. „Man passt sich schnell der Mentalität dort an“, so Grieger. „Am faszinierendsten ist für mich die unbändige Lebensfreude der Menschen. Man geht dort tanzend durchs Leben.“ Auch, wenn man wenig hat.
Seit Dezember ist der Bochumer wieder zurück in der Heimat. Und etwa vom übervollen Angebot in den deutschen Supermärkten „komplett überfordert“. Kein Wunder, nachdem er die Erfahrung gemacht hat, „wie schön es sein kann, spartanisch zu leben.“