Ruhrgebiet. Wulf Zechner und Sabine Kordelas aus Bochum betreiben einen bisher einmaligen Lieferdienst für Fast Food. Zu ihren Stammkunden zählen viele Firmen.

So, mal aufs Handy gucken, was die nächste Bestellung ist. Sie kommt von den Damen aus der Knappschaft, und die verlangt es nach McDonald’s. McDonald’s pur: nach extra großen Hamburgern und mittleren Pommes, nach Chicken Nuggets und Big Macs, nach Cola, Sprite, süß-sauren Saucen, Ketchup extra, Mayo... Wulf Zechner hat bestellt, bezahlt, zügig packt er nun die Tüten von der Theke in seine Warm- und seine Kalthaltekiste, sagt „bis später“, dreht sich weg, zählt noch Strohhalme in die Kisten, Deckel drauf, festgeruckelt – ab zum Auto!

Er liebt es.

Zechner (56) hat mit seiner Geschäftspartnerin Sabine Kordelas im Herbst einen Lieferdienst gegründet. Sie bringen in Herne und Bochum Essen von McDonald’s, Burger King und Kentucky Fried Chicken vorbei. Heute kann man sagen: Die beiden leben von Fast Food – vom zügigen Ausliefern des vermeintlich Unauslieferbaren.

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Mit der Spezialisierung auf die amerikanischen Ketten sind die beiden konkurrenzlos in Deutschland. „Ich finde das toll, dass wir die einzigen sind und das wir das durchgeschafft haben“, sagt die 52-jährige Kordelas: „Wir sind drauf und dran, wenn wir’s schaffen, zu erweit . . .“ Da schellt das Telefon, das gute. „Hallöchen, Burger-Express!“ Jemand hungert nach der Chicken-Box, nach Apfeltaschen, Cola und McFlurry; McFlurry Snickers, um genau zu sein.

Idee aus einer Doku über China

Aller Anfang war schwer. Sabine Kordelas sah eine Doku im Fernsehen über einen privaten McDonald’s-Lieferdienst in China, und der Groschen, der da fiel, soll im ganzen Haus zu hören gewesen sein. Sie überzeugte Wulf Zechner, einen Ex- Kollegen. McDonald’s zu überzeugen, war schon schwieriger: Die Zentrale in München wurde auf die Anfrage hin böse, da waren die beiden Bochumer zunächst – geliefert. Dann wandten sie sich an die Konzernzentrale in Oak Brook, Illinois. Und bekamen nach Monaten und auf Umwegen die Wiederverkäufer-Erlaubnis.

Burger King und KFC waren da unkomplizierter, aber es gilt: „Ab Ladentheke müssen wir Frische und Qualität garantieren.“ Bei den Konzernen sind eigene Bringdienste in Deutschland kaum über Versuche hinausgekommen. Zu zentral sind sie, zu schnell erkalten Pommes, schrumpeln Hamburger dahin. Zechner aber fährt die Filiale an, die die nächste zum Besteller ist, und er transportiert das Essen in professionellen Kisten. Das Geschäftsmodell: Der Lieferdienst kauft die Sachen im Restaurant zu denselben Preisen wie der Kunde. Der Kunde zahlt auch dieselben Preise. Die Lieferung aber kostet sechs Euro. Herr Zechner, ist das nicht etwas, Verzeihung, happig?

Nächstes Ziel: Gelsenkirchen

Bei einem einzelnen Besteller, sicher. Aber oft bestellen Gemeinschaften, teilen sich die Kosten: Vereine, Familien und Belegschaften, Starlight-Techniker und Spätschicht-Krankenschwestern, Hotels, Speditionen, Kindergeburtstage – und im Rotlichtviertel sind die Bringer sowieso jede Nacht.

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250 Stammkunden zählen sie: Da ist die Familie, die immer donnerstags anruft. Die Frau, die immer für 14 Uhr bestellt. Der Mann, der in der Nähe von Burger King wohnt, aber dennoch bestellt: „Der könnte hinkriechen und wäre schneller als ich“, sagt Zechner staunend. Die Familie, wo der schreckliche Köter immer kläffte, wenn er kam – heute guckt das süße Tier nicht mal mehr aus dem Körbchen hoch. „Spaß ohne Ende, ich lerne ständig neue Leute kennen“, sagt Zechner. Verkäufer hat er gelernt und immer einen Spruch auf den Lippen.

Expansion geplant

Der nächste geplante Schritt ist es, den Burger-Express mit mehr Personal nach Gelsenkirchen zu bringen: In Erle ist Zechner geboren. Doch jetzt ist sein Golf erst mal angekommen vor dem Rechenzentrum der Knappschaft, wo die Bestellerinnen sitzen. Fremde dürfen hier nicht rein, zwei Frauen kommen herunter, um das Essen für alle zu holen. „Wir sind ganz begeistert“, sagt Kirsten Pferdekamp: „Es ist sonst nicht möglich, bei der Arbeit an dieses Essen zu kommen. Er ist pünktlich, und man hat die tollen Sachen.“ Freilich haben die Kolleginnen sie überstimmt, was den nächsten Freitag angeht.

„Herr Zechner? Nächsten Freitag hätten wir gern Burger King!“