Bochum. . Die Bochumer Parteibasis will offenbar doch nicht ganz so passiv beobachten, wie der Oberbürgermeisterkandidat im Schweinsgalopp nominiert wird.

Während am Freitagabend die Findungskommission und der Parteivorstand im Fritz-Husemann-Haus tagten, um sozusagen im Galopp die Kandidatenfrage für die Oberbürgermeisterwahl im September zu klären, muckt die Parteibasis auf. Obwohl in beiden Gremien nach WAZ-Informationen Parteichef Thomas Eiskirch (44) klar favorisiert wurde, scheint es für ihn noch einmal kribbelig zu werden.

Die Parteibasis, repräsentiert von 50 Ortsvereinen, ist offenbar nicht ganz so stromlinienförmig auf Linie wie vorab besprochen. So erinnern sich wohl noch Etliche, wie Anfang der 90er Jahre nur zwei mächtige Genossen den späteren Oberbürgermeister Ernst-Otto Stüber quasi im Alleingang zum Kandidaten kürten.

Unerklärbares Demokratieverständnis

Der rebellische Ortsverein Hamme um Rudolf Malzahn macht in einer Erklärung aus seiner Verwunderung über das aktuelle Verfahren keinen Hehl. „Wir verstehen einfach nicht, was die Mitglieder der Findungskommission für ein Demokratieverständnis haben, wenn man sich bereits im Vorfeld auf einen Kandidaten festlegt“, ließ Malzahn verbreiten.

Malzahn erinnerte daran, dass der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel, der im Sommer locker auf dem Marktplatz in Hamme mit den Menschen vor Ort plauderte, gesagt habe, dass es „in unserer Partei keine Basta-Politik“ mehr geben dürfe. Der Ortsverein setzt sich nachdrücklich dafür ein, dass die Basis mitentscheiden solle, „eine Politik von unten nach oben, sollte für Sozialdemokraten selbstverständlich sein, das gilt auch für Bochum“.

Befremden ausgedrückt

Ganz ähnlich klingt es aus dem nach eigenen Angaben größten Ortsverein Weitmar-Mitte. Sein Vorsitzender Andreas Marten erklärt zum Procedere: „Ein solches Vorgehen wäre in der Bochumer Politik einmalig und würde nicht nur Parteimitglieder befremden.“ Es werde der Eindruck vermittelt, dass die Kandidatenfrage ohnehin schon längst geklärt sei. In der Erklärung wirt ein weiteres Vorstandsmitglied mit dem Satz zitiert: „Wenn man keine erneute Austrittswelle von Mitgliedern der SPD provozieren will, darf man so nicht vorgehen.“

Bei dem Parteitag im März, auf dem offiziell der Oberbürgermeisterkandidat nominiert werden soll, werde es dann nur noch einen wählbaren Kandidaten geben.