Bochum. . Schüler der Erich-Kästner-Schule wollten Asylsuchenden an der Wohlfahrtstraße eine Freude machen, doch ohne Erfolg. Sie hatten zu wenig Päckchen.
Da wunderten sich die 28 Schüler der Klasse 6/5 der Erich-Kästner-Schule nicht schlecht. Wie schon im Jahr zuvor sammelten sie kurz vor Weihnachten fleißig Geschenke, um sie an Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen zu verteilen. „Ein Schüler aus meiner Klasse kam auf die Idee, dass wir auch das Flüchtlingsheim an der Wohlfahrtstraße beschenken könnten“, erzählt Lehrerin Cordula Glössner.
Gesagt, getan: Etwa 30 weihnachtlich verpackte Spielzeugpäckchen für die Flüchtlingskinder landeten im Kofferraum ihres Opels. Doch ein Anruf beim Flüchtlingsheim brachte die Enttäuschung. „Dort wollte man unsere Geschenke nicht haben“, sagt Glössner verdutzt.
Eine Mitarbeiterin habe sie mit der Begründung abgebürstet: „Was sollen wir denn mit 30 Geschenken? Wir haben hier 50 Kinder!“ Die Dame am Telefon sei „richtig pampig“ geworden, erzählt sie. „Das musste erstmal sacken. Die Schüler waren geschockt.“
Egal ob Kartenspiele, Lego oder Bücher: Die Schüler der Erich-Kästner-Schule hatten sich schon zum zweiten Mal mächtig ins Zeug gelegt, um anderen Kindern, die weniger haben als sie, zu Weihnachten eine Freude zu machen.
Schüler sammelten Geschenke mit Leidenschaft
Mittlerweile habe die Sammelei eine richtige Eigendynamik entwickelt: „Die Schüler suchen nicht nur ihre eigenen Kinderzimmer nach Geschenken ab, sie haben auch ihre Mitschüler sowie Freunde und Verwandte angespitzt.“ Insgesamt rund 150 Geschenke seien diesmal zusammen gekommen, auch ein Aufruf in der WAZ habe dabei geholfen. „Manche Familien machen sich die Mühe und zählen extra ihre 1000-teiligen Puzzle durch, weil es ja super ärgerlich wäre, wenn am Ende ein Teil fehlt.“ Die meisten Präsente gingen an die Tafel der evangelischen Gemeinde in Langendreer.
Kurz vor Weihnachten hätten die Schüler noch 30 Geschenke übrig gehabt, die sie zur Wohlfahrtstraße hätten bringen wollen.
Doch die Mitarbeiterin des Flüchtlingsheims war dagegen. Ihre Begründung, 30 Päckchen seien für 50 Kinder zu wenig, hält Cordula Glössner für abwegig. „Manche Pakete sahen so aus, als wären mehrere Spielsachen drin. Das hätten die Kinder an der Wohlfahrtstraße doch wunderbar untereinander aufteilen können.“
Die Stadt will sich bei den Schülern entschuldigen
Stadtsprecherin Barbara Gottschlich erklärt auf Nachfrage, dass der Stadt der Vorfall leid tue. „Das Telefonat mit der Lehrerin hat eine neue Mitarbeiterin geführt, die es sicher gut gemeint hat, aber natürlich hätte das anders laufen müssen. Sie hat das aus Unerfahrenheit heraus gesagt.“ Bei der Stadt richte man gerade eine neue Stelle ein, um die Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung besser koordinieren zu können.
Enttäuscht von diesem Erlebnis brachten die Kästner-Schüler ihre Päckchen schließlich zur Caritas und zur katholischen Kirchengemeinde Langendreer. Cordula Glössner: „Dort hat man sich riesig über unsere Geschenke gefreut.“ Das Flüchtlingsheim will sich bei den Schülern entschuldigen.