Bochum. Im November sollen die Ausstellungsräume der Situation Kunst in sieben Metern Tiefe eröffnet werden. Dann geht ein Jahrzehnte alter Plan in Erfüllung.

Der große rote Kran ist schon aus der Ferne zu sehen, die Bauarbeiter vor Ort sind gut beschäftigt: Das Museum unter Tage (MuT) im Weitmarer Schlosspark nimmt Formen an. „Die Arbeiten liegen im Zeitplan“, freut sich Gerhard Möller von der Stiftung Situation Kunst, die das Projekt auf den Weg gebracht hat. Der Rohbau soll Mitte Februar beendet sein, schon im November plant die Stiftung die Eröffnung. „Das schaffen wir locker“, glaubt auch Andreas Schindler vom Bochumer Architekturbüro Vervoorts & Schindler.

Was im Schlosspark direkt neben dem gläsernen Kubus gebaut wird, ist beachtlich. Das MuT entsteht auf einer Größe von 1900 qm komplett unterirdisch. An der Oberfläche wird das Gebäude lediglich durch drei Eingänge (plus ein Notausgang) zu erkennen sein, die den Weg in die Ausstellungsräume in sieben Metern Tiefe weisen. „Eine Treppe führt hinunter ins unterirdische Foyer, wo die Besucher in drei separaten Räumen die Kunstwerke für sich entdecken können“, erklärt der Architekt.

Video- und Soundarbeiten

Das Kuriose dabei: Wer hier eines Tages runter in die Tiefe geht, kann in die Ferne schauen. Denn gezeigt werden soll unter Tage vor allem Landschaftsmalerei aus dem 17. Jahrhundert bis heute. Einige dieser Bilder waren bereits 2010 im Kubus zu sehen: darunter Werke des bekannten holländischen Malers Joos de Momper. „Es werden auch Video- und Soundarbeiten sowie eine wechselnde Ausstellung zu entdecken sein“, verrät Kuratorin Maria Schulte.

Der Plan stammt aus den 80ern

Mit dem MuT wird der letzte Teil eines Plans umgesetzt, den Galerist Alexander von Berswordt-Wallrabe bereits in den 80er Jahren entwickelte. Seine Idee war es, Raumkunstwerke (sogenannte „Environments“) dauerhaft für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dazu zählen neben den Gebäuden der Situation Kunst, wo u.a. Kunst aus Afrika und Asien beheimatet ist, auch der schillernde Kubus, der seit dem Kulturhauptstadtjahr 2010 in der Schlossruine steht wie eine Eins.

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Immer suchte die Situation Kunst dabei die Nähe zur Ruhr-Uni: „Dieser Verbindung galt unser besonderes Augenmerk“, meint Gerhard Möller. „Nicht nur mit Kunsthistorikern, auch mit Philosophen und Theologen herrscht ein reger Austausch.“

Bausumme: 9,5 Millionen Euro

Das MuT kostet übrigens die stolze Summe von 9,5 Millionen Euro, von denen 3 Millionen die Stiftung selber aufbringt. 2 Millionen will die Stadt dazu geben, der Rest soll von potenten Partnern wie Evonik, LWL oder der RAG-Stiftung beigesteuert werden.

Von der RAG stammt übrigens auch die Idee, das eigentlich nahe liegende Thema Bergbau mit ins MuT einfließen zu lassen. Geplant ist, dass auf viereinhalb Metern unter Tage ein Fenster entsteht, der den Blick frei gibt ins Erdreich und einen dort entlang laufenden Flöz.