Sternwarte "Kap Kaminski" wurde zu Bochums Ohr im All
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Bochum. Die von Heinz Kaminski gegründete Sternwarte in Sundern war bundesweit bekannt. Heute ist hier das Institut für Umwelt- und Zukunftsforschung.
Ein wenig umfängt die – tatsächlich höchst modern ausgestattete – Sternwarte in Sundern noch immer der Technik-Charme jener Zeiten, als Transistorradios und Mondraketen in Mode waren. Wer weiß? Vielleicht ist dies immer noch dem Gründer Heinz Kaminski geschuldet.
Denn seine Zeiten waren die 1950er und 60er Jahre, die inzwischen so legendär sind wie Kaminskis Ruf. Woher rührt das? „Weil wir immer die ersten waren“, hat der Begründer der Sternwarte stets gesagt. Kaminski und sein Team waren die ersten, die 1957 das Piepsen von Sputnik 1 hörten.
Sternwarte hatte Bilder der Mondlandung fünf Minuten früher als das Fernsehen
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Sie hatten die Bilder von der Mondlandung fünf Minuten früher als das Fernsehen, weil sie auf NASA-Frequenz mithören durften. Sie hatten exklusiven Zugriff auf technologische Sensationen, von denen es seinerzeit nicht eben wenige gab. Und das grenzenlos, trotz einer vom Kalten Krieg gespaltenen Welt.
Antenne lauscht noch heute ins All
Kaum zu glauben, aber damals galt Bochum als das „Ohr im All“, und Sundern war als „Kap Kaminski“ deutschlandweit ein Begriff. Schon bald nach dem Krieg begeisterte Heinz Kaminski die Stadt Bochum für die Idee eines Observatoriums, das 1952 auf der Schillerschule installiert wurde.
Später entstand in seinem Haus in Sundern der „Sputnik-Keller“, noch später kam das Radom mit seiner 20-m-Antenne dazu. Mit ihr wird heute noch der große Lauschangriff aufs All gestartet. 1982 wurde die Sternwarte zum Institut für Umwelt- und Zukunftsforschung (IUZ) umgewidmet, das unter der Leitung von Thilo Elsner als Weiterbildungseinrichtung heute die Vermittlung gesellschaftspolitischer und globalökologischer Themen zu seinen Aufgaben zählt.
Neue Schutzhülle im November 2000
1999 stand es schlecht um die Sternwarte – die durch Druckluft getragene Radarkuppel war nach einem Riss in der Polyester-Außenhaut zusammengesackt. Die Not war groß, aber Ende November 2000 bekam das Radom eine neue Schutzhülle: zwei 60 Meter hohe Autokräne hievten die riesige Plastikplane vorsichtig über das Baugerüst hinauf. Stück für Stück wurde die 40 Meter hohe Kunststoffhaut allmählich bis auf die Betonringmauer heruntergelassen, wo die Helfer sie schließlich verankerten.
Wie beliebt Kap Kaminski im Ruhrgebiet und weit darüber hinaus ist, zeigte sich jetzt: Eine beispiellose Welle der Hilfsbereitschaft – und viele Spenden – retteten den Fortbestand des Radoms mit seinem großen Spiegelteleskop.
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