Die "Krümmede" ist eines der ältesten Gefängnisse in NRW
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Bochum. Seit 1897 werden in der Haftanstalt Straftäter untergebracht. Die alten Gebäude stehen unter Denkmalschutz und dienen manchmal als TV-Kulisse.
Bochums „Krümmede“ ist nicht nur ein Gefängnis für 750 schwere Jungs, manchmal gibt die Anlage abseits der Castroper Straße auch die Kulisse für einen TV-„Tatort“ ab: Vor allem die historischen Jahrhundertwende-Fassaden mit den Efeu-umrankten Backsteinwänden machen die Krümmede für das Auge der Kamera interessant.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Tatsächlich ist das Bochumer Gefängnis, trotz vieler neuerer Anbauten, eines der ältesten in NRW. Seit 1897 werden hier Gefangene untergebracht. Die alten Hafthäuser sind Überbleibsel aus der Wilhelminischen Zeit und stehen unter Denkmalschutz. Auch viele Hafträume im Altbau sind noch wie zu Kaisers Zeiten: die niedrigen Holztüren, die extra kleinen Fenster, durch die man den Himmel nicht sieht.
Gebaut auf der ehemaligen Viehweide
Vor dem Hintergrund der Preußischen Strafrechtsreform 1871 war das Gefängnis bzw. Zuchthaus zwischen 1892 und 1897 als Königlich Preußisches Centralgefängnis mit einer Kapazität für etwa 800 Gefangene auf der ehemaligen Vöde (Stadtweide) errichtet worden.
Mögen die baulichen Voraussetzungen vielfach noch beinahe dieselben sein wie anno dazumal, die Haftordnung des Strafvollzuges hat sich – zum Glück – sehr geändert seit jenem Freitag, 1. Oktober 1897, als Oberstaatsanwalt Irgahn mitteilen ließ, „dass ich heute das Centralgefängnis zu Bochum eröffnet und in Betrieb gesetzt habe“.
Strenge Vollzugsordnung galt bis in die 70er
Wie es noch lange in der Krümmede zuging, mag folgender Auszug aus der Dienst- und Vollzugsordnung vom 1. Dezember 1961 belegen (sie wurde erst zehn Jahre später aufgehoben): „Betritt ein Bediensteter den Haftraum, so hat der Gefangene seine Beschäftigung zu unterbrechen, sich zu erheben und eine ordentliche Haltung einzunehmen.“
Der Häftling stand dann stramm unter dem Fenster – also in größtmöglicher Entfernung – und nannte unaufgefordert Namen, Straftat und Haftdauer. Der Bedienstete des Allgemeinen Vollzugsdienstes (es gab im Gegensatz zu heute nur Männer) trug eine paramilitärische Uniform mit goldenen und silbernen Sternen auf den Achselstücken und goldenen Knöpfen und behielt selbstverständlich immer seine Mütze auf.
Die Abschaffung dieser Uniform ging seit den 1970er Jahren einher mit der Einführung eines zivileren Umgangs und der Demokratisierung des Strafvollzuges. Die Wiedereingliederung der Häftlinge in die Gesellschaft nach Verbüßen ihrer Strafe ist heute oberstes Ziel.
Aus der Anstalt „Strafgefängnis und Untersuchungshaftanstalt Bochum“ wurde 1969 die Justizvollzugsanstalt Bochum. Im Volksmund ist es „Die Krümmede“ geblieben.
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