Bochum. 50-Jährige leidet seit fast zehn Jahren unter einer Schlafapnoe. Trotzdem hat sie durch eine Umschulung den Weg zurück in die Arbeitswelt gefunden
Für kaum einen ist es einfach, um 5 Uhr aufzustehen. Für Anke Rohlmann ist es eine Katastrophe. Die 50-Jährige hat ein Schlafapnoe: In der Nacht leidet sie unter Atemstillständen. Ihr Körper zwingt sie mitten am Tag in den Schlaf, wenn sie nicht mindestens acht Stunden Nachtruhe hat und ihr Tag keinen strukturierten Ablauf hat.
Für jemanden wie sie ist es schwer einen Job zu finden. „Erklären Sie mal ihren Chef, dass sie mitten am Tag einschlafen“, sagt sie. Die ausgebildete Erzieherin war vieles in ihrem Leben. Als Erzieherin selbst arbeitete sie nicht lange; der Job war nichts für sie. Also schlug sie sich anderweitig durch. Mal stand sie an der Supermarktkasse, mal war sie in einer Druckerei beschäftigt. Aber als sich vor rund zehn Jahren die ersten Apnoe-Symptome zeigten, wurde jeder Job zu einem Problem. Dazu litt sie an Depressionen: vier enge Angehörige starben innerhalb von wenigen Monaten. „An Arbeit war viele Jahre gar nicht zu denken.“
Wendepunkt beim Kfz-Büro
Im Januar 2014 aber erhielt sie das Angebot von der Arbeitsagentur, eine Umschulung als Bürokauffrau zu machen. Es war zwar schon die zweite Umschulung – zunächst sollte sie Steuerfachangestellten werden und „scheiterte kläglich“, wie sie selbst sagt.
Danach ging es bergauf. Über Bekannte bekam sie ein Praktikum beim KFZ-Sachverständigen-Büro Höner. „Mit ihrem Ehrgeiz, ihrem Arbeitswillen und ihrer Aufmerksamkeit hatte sie uns überzeugt“, sagt ihr heutiger Kollege Markus Pawlowski. „Sie war nicht wie andere, die nur auf den Feierabend warten.“
Anke Rohlmann war das, was Pawlowski gesucht hatte. Nur war da die Schlafapnoe. Also setzte er sich mit Inklusionshelfern der Arbeitsagentur zusammen, um mit ihnen zu beraten, wie man den Betrieb an ihr Problem anpassen könnte.
Die Kollegen passen sich an
Die anderen Mitarbeiter waren bereit, ihre Arbeitszeiten so umzuplanen, dass Rohlmann – falls die Müdigkeit zu stark ist – nie alleine sein muss. Sie kommt täglich erst um 10 Uhr und macht dann ihr Alltagsgeschäft: schreibt Rechnungen, spricht mit Anwälten, Versicherungen oder Kunden – aber hebt sich dabei die weniger komplexen Aufgaben für die letzten Arbeitsstunden auf. Eben für dann, wenn ihre Krankheit an ihrer Konzentration zerrt. So bekam sie den Schlaf und den Tagesrhythmus, den sie benötigte. Sie wurde zu einem anderen Menschen.
„Sie ist ein richtiger Wirbelwind geworden“, sagt Pawlowski. Und auch Anke Rohlmann selber findet: „Es ist ein Unterschied von Tag zu Nacht, wenn ich mich mit vorher vergleiche. Es passt einfach alles“, sagt sie mit einem breiten Grinsen. „Wenn ich morgens aufstehe, dann freue ich mich richtig auf die Arbeit.“