Bochum. Das Netzwerk „Arbeit & Inklusion Mittleres Ruhrgebiet“ möchte, dass Bochumer mit Behinderung ihr Potential auf dem Arbeitsmarkt entfalten können.
Wer über Inklusion diskutiert, redet meist über die Integration von Menschen mit Behinderung auf Regelschulen. Eine zu einseitige Betrachtung, findet das „Netzwerk „Arbeit & Inklusion Mittleres Ruhrgebiet“. Kommunale Institutionen, Unternehmensvertreter und Behindertenwerkstätten aus Bochum und Herne haben sich darum vernetzt, um den Diskurs zum Thema verstärkt auf den Arbeitsmarkt zu lenken.
Und um die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für Menschen mit primär psychischer und geistiger Behinderungen zu erhöhen. Um dies zu erreichen, müssten nicht nur die Menschen behütet an den Berufsalltag herangeführt werden. Vor allem müssten die Unternehmen umdenken, sagt Luidger Wolterhoff, Geschäftsführer der Bundesagentur für Arbeit in Bochum. Er spricht von einem „zweiseitigen Anpassungsprozess“.
Anpassungen liegen im Interesse der Betriebe
Im Netzwerk berate man sich deswegen regelmäßig darüber, wie sich Betriebe und Menschen mit Behinderung besser aufeinander einstellen können. Kerngedanke der Inklusion sei die „Anpassung an das, was ein Mensch mitbringt“, so Wolterhoff. „Inklusion heißt, jemanden zu nehmen, wie er ist.“
Ausgelagerte Arbeitsplätze sind bedeutend für die Inklusion
Bei ausgelagerten Arbeitsplätzen sind Menschen mit Behinderung weiterhin bei einer Werkstatt eingestellt, allerdings sind sie außerhalb der Einrichtung als Hilfskraft bei einem Unternehmen tätig. So bilden die Arbeitsplätze eine Brücke zwischen Werkstattarbeit und allgemeinem Arbeitsmarkt.
Grundsätzlich kann in jedem Betrieb, in jeder Einrichtung und Organisation ein ausgelagerter Arbeitsplatz eingerichtet werden.
Eine derartige Anpassung liege auch im Interesse der Betriebe. Der Alltag eines Elektrikers etwa besteht aus komplexeren und einfachen Aufgaben. Mal muss er einen Schaltkreis verdrahten, mal Kabel ziehen. Letzteres könnte auch einem Mensch mit psychischer oder geistiger Behinderung gelingen, sagt Arnd Lattenkamp, der die Behindertenwerkstatt Constantin-Bewatt in Bochum leitet.
Die meiste Zeit in Behindertenwerkstätten
Der Angestellte würde Wertschätzung erfahre, für den Betrieb könnte es sich wirtschaftlich lohnen. Menschen in ausgelagerten Arbeitsplätzen (Infobox) verdienen zwischen 250 und 1000 Euro. Zusätzlich können Menschen mit Behinderung Potenziale entfalten, welche sie für manche Tätigkeiten qualifizierter als andere Menschen machen. „Manch einer ist besonders gut darin, monotone Abläufe in hoher Präzision zu meistern“, erklärt Luidger Wolterhoff.
Den Weg in den allgemeinen Arbeitsmarkt finden allerdings nur wenige. Drei bis fünf Prozent der Menschen haben Chancen auf sozialversicherungspflichtige Jobs, zehn bis 15 Prozent auf einen Außenarbeitsplatz. Bei manch einem dauert die Eingliederung in den Arbeitsmarkt drei Monate, bei anderen 20 Jahre.
Die meisten Menschen mit Behinderung arbeiten deshalb die längste Zeit ihres Lebens in Behindertenwerkstätten. In Bochum gibt es vier Werkstätten, in Herne eine. Insgesamt arbeiten dort 1600 Menschen, bundesweit sind es 300.000 – und alle sind freiwillig dort. „Es wird niemand zur Arbeit gezwungen“, so Arnd Lattenkamp.