Bochum. Denkmalschutz auf dem Opel-Gelände kommt aus Sicht von Bochums OB Ottilie Scholz nicht in Frage. Am Freitag soll der letzte Zafira vom Band laufen.
Der Letzte stellt das Band ab. Morgen ist es so weit. Der in diesem Jahr etwa 90.000. Zafira wird am Freitag montiert. Möglicherweise ist er sogar schon heute im Laufe des Tages fertig und wird, so ist im Werk zu hören, am Freitag dann nur noch einmal für einen schmuckes Abschiedsbild aufs Band gestellt. Wie auch immer: Es wird nach 52 Jahren das letzte Fahrzeug sein, dass das Werk verlässt.
Allerdings hatte ausgerechnet die letzte von etwa 2600 Wochen Automobilproduktion in Bochum noch einmal ihre besonderen Tücken. In diesen Tagen gingen in Werk I im Stadtteil Laer nämlich die Sitze aus. Die haben zwar einen ganz kurzen Lieferweg. Produziert werden sie nämlich nur wenige Kilometer weiter nördlich beim Zulieferer Johnson Controls.
Doch dort stockte dem Vernehmen nach die Produktion, weil es eine Unterbrechung in der Lieferkette gab. Der Stoff aus Polen für die Sitze ließ auf sich warten, weil beim polnischen Tuchmacher das falsche Nähgarn aus Italien geliefert wurde. „Deshalb müssen wir erst einmal sehen, welche Sitze wir geliefert bekommen. Und dann wird geguckt, welche Autofarbe dazu am besten passt“, sagt Opel-Betriebsratsvorsitzender Rainer Einenkel.
Perspektive für Azubis
Er hat derweil bei der Geschäftsführung angemahnt, dass den derzeit noch Bochumer 140 Auszubildenden entweder ein unbefristeter Arbeitsplatz an einem der drei anderen deutschen Standorte angeboten werden oder zumindest der Eintritt in die Transfergesellschaft sicher gestellt werden müsse.
Die Übergabe des Förderbescheids in Höhe von 32,3 Millionen Euro am Dienstag in Düsseldorf durch NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin quittierte Bochums SPD-Chef Thomas Eiskirch mit der Aufforderung: „Wir Bochumer sollten die Chance nutzen, hier spannenden Unternehmen und Forschungseinrichtungen Wachstumsraum zu geben. Diese Fläche hat das Zeug, zu einer neuen Keimzelle für industrielle und gewerbliche Arbeitsplätze zu werden.“ CDU-Ratsherr Roland Mitschke vermisst konkrete Planungen für die Gelände von Werk II und III, die Opel zum Teil selbst für sein Warenlager und dessen Erweiterung nutzen wird. Dafür gebe es keine langfristige Standortsicherung. „Wir haben uns vom Unternehmen auf die Zeitschienen schieben lassen“, so Mitschke.
75 Euro Quadratmeterpreis auf dem Areal von Werk I
Die Ausgaben für das 70 ha großes Areal in Laer werden bis 2022 auf 146 Millionen Euro taxiert. Beim Verkauf von Grundstücken wird mit einem Preis von 75 Euro pro Quadratmeter kalkuliert.
Sollten etwa zwei Drittel der Fläche verkauft werden, ein Teil des Gebiets werden Verkehrsflächen und Grünflächen sein, ließen sich damit ungefähr 35 Millionen Euro erzielen.
Heute im Aufsichtsrat der Gesellschaft „Bochum Perspektive“ soll Opel seine Pläne zu den Flächen der Werke II und III auf den Tisch legen. „Das ist der wichtigste Tagesordnungspunkt“, so Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz im Haupt- und Finanzausschuss. Auch die Stadt habe dazu Überlegungen ausgearbeitet. Zur vorläufigen Unterdenkmalstellung des Verwaltungsgebäudes von Werk I gebe es eine klare Haltung der Stadt. Die Politik hatte sich im Vorfeld dagegen ausgesprochen. Sollte es in der Frage Meinungsverschiedenheiten mit anderen Behörden geben, „dann werden wir eine Ministerentscheidung herbeiführen“, kündigte Scholz an.