Düsseldorf/Bochum. Der erste Zuwendungsbescheid für die Entwicklung der Opel-Flächen in Bochum ist übergeben. Derweil hagelt es Kritik aus der Politik an dem Autobauer.

Die Ansiedlung des ersten großen Arbeitgebers auf dem Opel-Gelände nach der Autoproduktion wird mehr Zeit in Anspruch nehmen als bislang erwartet. Die Deutsche Post DHL wird das in Laer geplante neue Paketzentrum mit seinen 600 sozialversicherungspflichtigen Jobs, erst ab Sommer 2016 bauen können. Betriebsstart wäre frühestens im Jahr 2017. Diesen Zeitplan stellte der Geschäftsführer der Gesellschaft „Bochum Perspektive 2022“ (BP), Rolf Heyer, am Dienstag in Düsseldorf vor. Bei der Unterzeichnung einer Absichtserklärung mit DHL im April war noch der Eindruck vermittelt worden, das Paketzentrum nehme seine Arbeit bereits 2016 auf.

Die DHL-Ansiedlung ist ein zentraler Baustein bei der Nachnutzung des insgesamt 1,5 Millionen Quadratmeter großen Opel-Geländes. In einem ersten Bauabschnitt werden zunächst rund 237.000 Quadratmeter im südwestlichen Teil des bisherigen Werks I saniert und erschlossen. Hierfür hat die Landesregierung am Dienstag 32,2 Millionen Euro aus Bundes- und Landesmitteln bereitgestellt.

Grundlage für Ansiedlungen neuer Unternehmen

„Der Förderbescheid ist ein Signal, dass wir die Grundlage für Ansiedlungen neuer Unternehmen schaffen“, sagte NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD). Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD) freute sich über „eine stolze Summe“, mit der ab 1. Juli 2015 Hallen abgerissen, Bodenbelastungen beseitigt, Straßen und Kanäle gebaut und Höhenunterschiede des Geländes beseitigt werden sollen. „Jetzt wird real, worüber wie lange gesprochen haben“, sagte Scholz.

Der Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft „Bochum Perspektive 2022“, Rolf Heyer, betonte, dass es um die Ansiedlung von zukunftsfähigen Arbeitsplätzen in einem Mix aus Industrie, Wissenschaft, Technologie und innovativer Logistik gehe. Dies solle in unterschiedlichen Geschwindigkeiten geschehen. Für die großen Parkplatzflächen des Werks etwa könnten sehr viel schneller Nachnutzer gesucht werden als für kontaminierte Werksteile, so Heyer.

Land werde sich „nicht aus der Verantwortung stehlen"

„Hier wird nicht die Möglichkeit geschaffen, noch einen Baumarkt oder eine Lagerhalle zu bauen“, stellte Wirtschaftsminister Duin klar. Auch bei der weiteren Sanierung und Erschließung des Opel-Geländes, für die allein beim Werk I Kosten von 118 Millionen Euro veranschlagt werden, werde sich das Land „nicht aus der Verantwortung stehlen“, sagte Duin zu.

Für politische Verstimmung sorgt derweil das lautlose Ende der Opel-Produktion. Oberbürgermeisterin Scholz beklagte, dass sie zu keiner Abschiedsfeier für die Beschäftigten eingeladen worden sei. Sie habe sich für einen würdevollen Produktionsschluss in Bochum eingesetzt, werde sich dem Unternehmen aber auch nicht aufdrängen. Duin erklärte, ihm sei von einer Einladung an die Landesregierung zur letzten Schicht ebenfalls nichts bekannt. Er kritisierte Opel für diesen Stil: „Wir haben mannigfaltige Erfahrungen mit solchen kulturellen Fragen gemacht.“ Die RAG käme bei Zechenschließungen nicht auf die Idee, die Beschäftigten ohne jede Feierstunde zu verabschieden.