Bochum. . Eine Dachdecker-Firma steht wegen mutmaßlich unsauberer Geschäftspraktiken in der Kritik. Ein Ehepaar aus Langendreer soll von „Dachhaien“ bei einem Haustürgeschäft übers Ohr gehauen worden sein. Es läuft ein Streit um eine erhöhte Rechnung.
Sie wollten nur ihre Dachrinne reinigen lassen, jetzt sitzen sie auf einer Rechnung von 1200 Euro. Ein Rentner-Paar in Langendreer ließ sich auf ein Haustürgeschäft mit der Dachdecker-Firma aus einer Nachbarstadt ein, nun soll ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugsversuch und Nötigung gegen das Unternehmen laufen.
So genannte „Dachhaie“ haben gerade wieder Konjunktur. Ihre Masche: Sie gehen von Haustür zu Haustür, klingeln bevorzugt bei älteren Anwohnern und bieten sensationell günstig ihre Dienste an. 30 bis 50 Euro etwa sollte die Dachrinnenreinigung in Langendreer kosten. Solche Preise bezeichnet die Dachdecker-Innung als „ruinös“.
Beispiel ist wohl kein Einzelfall
Sind die vermeintlich seriösen Handwerker erst einmal im Haus, finden sie rasch weitere Mängel: „Auf einmal hieß es, unser Dach sei undicht, der Schornstein kaputt, Ziegel könnten auf den Gehweg fallen und Dritte verletzen“, schildert eine Angehörige der Opfer, die anonym bleiben möchten, wie das Ehepaar unter Druck gesetzt worden sei. 2500 Euro in bar sollten dafür fällig sein, zu entrichten sofort.
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Die Rentner riefen ihren Sohn zu Hilfe, der die beiden Männer des Hauses verwies. Kurz darauf erstattete die Familie Anzeige. Einige Tage später trudelte eine Rechnung über 1200 Euro ein. Diese wollen die sich betrogen fühlenden Bochumer aber nicht bezahlen.
Das hier beschriebene Beispiel ist wohl kein Einzelfall, scheinbar klingelte die Firma systematisch bei älteren Anwohnern in Langendreer und im Frühjahr diesen Jahres in Wiemelhausen. Eine 78-Jährige aus Langendreer berichtete unserer Zeitung von einem ähnlichen Vorgehen der Firma, auch sie fühlte sich bedrängt und über den Tisch gezogen.
Es gibt auch zufriedene Kunden der Firma
Doch es gibt auch zufriedene Kunden. Als sehr nett und zuvorkommend beschreibt ein Kunde die Mitarbeiter der Firma, die im vorigen Frühjahr das Dach seines Hauses beschichteten. Auch mit der Qualität der Arbeit, sei er sehr zufrieden. Auffallend: Auch hier ging die Firma von Tür zu Tür, um eine günstige Dachrinnenreinigung anzubieten, auch hier waren die Kunden im Rentenalter.
Auf telefonische Nachfrage distanziert sich die Firma von den Vorwürfen. Es sei keine Geschäftspraxis des Betriebs, von Tür zu Tür zu gehen. Ebenso wenig seien Mitarbeiter im fraglichen Zeitraum in Bochum gewesen, sondern seit zwei Monaten auf einer Großbaustelle in Dortmund.
Unserer Redaktion liegt allerdings eine Rechnung dieser Firma an besagte Familie aus Langendreer vor, Rechnungsdatum 23. Oktober.