Bochum. . Die Grundsteinlegung der Synagoge geht wie die Eröffnung 67 Jahre nach der Pogromnacht in die Bochumer Stadtgeschichte ein.

„Wo ein Haus ist, ist Heimat.“ Über sechs Jahrzehnte war der Leitspruch in der Jüdischen Gemeinde zu hören gewesen. Bei der Grundsteinlegung 2005 ist die Freude unter den Mitgliedern schier unbändig. Ebenso wie bei der Eröffnung 2007: Nach 69 Jahren können jüdische Mitbürger in Bochum wieder feierlich in eine eigene Synagoge einziehen.

„Für uns wurde damals ein Traum wahr“, erinnert sich Vorsitzender Grigory Rabinovich an die Zeremonie, die für die Gemeinde eine Zäsur darstellte. In der Pogromnacht 1938 war die Synagoge an der Wilhelmstraße (heute Huestraße) von Nazi-Schergen in Schutt und Asche gelegt worden.

„Bochumer Erklärung“ stellt 2003 die Weichen

Nur mühsam gelang es nach dem Holocaust, das jüdische Leben in Bochum wieder aufzubauen. „Das Gemeindeleben fand vorwiegend in Recklinghausen statt“, sagt Geschäftsführer Aleksander Chraga.

Den Aufbruch bescherte der Zusammenbruch der Sowjetunion. „Juden aus Russland und der Ukraine kamen in den 90er Jahren zu uns. Die Mitgliederzahl schnellte von 50 auf 1000 nach oben“, so Chraga.

Die „Bochumer Erklärung“ stellt 2003 die Weichen für ein neues Gemeindezentrum.

Synagoge für Jüdische Gemeinde Bochum

Ein bedeutendes Ereignis der Bochumer Stadtgeschichte:
Ein bedeutendes Ereignis der Bochumer Stadtgeschichte: © Stadt Bochum | André Grabowski
Die Grundsteinlegung für die neue Synagoge am 14. November 2005.
Die Grundsteinlegung für die neue Synagoge am 14. November 2005. © André Grabowski
Eröffnung feierte die neue Synagoge dann am 16. Dezember 2007, ...
Eröffnung feierte die neue Synagoge dann am 16. Dezember 2007, ... © FUNKE Foto Services | Ingo Otto
... nach etwa anderthalbjähriger Bauzeit. Der Bau für die Jüdische Gemeinde Bochum-Hattingen-Herne war  im Frühjahr 2006 gestartet.
... nach etwa anderthalbjähriger Bauzeit. Der Bau für die Jüdische Gemeinde Bochum-Hattingen-Herne war im Frühjahr 2006 gestartet. © Ingo Otto
Erstmals seit der Zerstörung vor 69 Jahren in der Pogromnacht hatte die jüdische Gemeinde ...
Erstmals seit der Zerstörung vor 69 Jahren in der Pogromnacht hatte die jüdische Gemeinde ... © FUNKE Foto Services | Ingo Otto
... in Bochum mit der neuen Synagoge wieder ein eigenes Gotteshaus erhalten: an der Castroper Straße, in der Nähe des Planetariums.
... in Bochum mit der neuen Synagoge wieder ein eigenes Gotteshaus erhalten: an der Castroper Straße, in der Nähe des Planetariums. © Hans Blossey
6,9 Millionen Euro betrugen die Baukosten. Stadt, Land und Gemeinde schulterten je ein Drittel.
6,9 Millionen Euro betrugen die Baukosten. Stadt, Land und Gemeinde schulterten je ein Drittel. © Ralf Rottmann
Kantor Igal Behm (vorne) führte auf der Eröffnungsfeier die Thora-Träger in die Synagoge. 
Kantor Igal Behm (vorne) führte auf der Eröffnungsfeier die Thora-Träger in die Synagoge.  © FUNKE Foto Services | Ingo Otto
Auch der Dortmunder Rabbiner Avichai Apel trug während des Festzugs die Thora-Rollen.
Auch der Dortmunder Rabbiner Avichai Apel trug während des Festzugs die Thora-Rollen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto
Die Sonne schien während des Festzugs, der von der Innenstadt bis zur neuen Synagoge verlief.
Die Sonne schien während des Festzugs, der von der Innenstadt bis zur neuen Synagoge verlief. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto
Ein Tanz der Männer beim Zug durch die Stadt sollte an den Einzug Davids in Jerusalem erinnern und war Ausdruck der Freude der Gemeinde über das neue Gotteshaus.
Ein Tanz der Männer beim Zug durch die Stadt sollte an den Einzug Davids in Jerusalem erinnern und war Ausdruck der Freude der Gemeinde über das neue Gotteshaus. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto
Auch Frauen tanzten während des Festzugs vom Dr. Ruer-Platz – da, wo früher die alte Synagoge stand – zur neuen Synagoge am Erich-Mendel-Platz.
Auch Frauen tanzten während des Festzugs vom Dr. Ruer-Platz – da, wo früher die alte Synagoge stand – zur neuen Synagoge am Erich-Mendel-Platz. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto
Zur Einweihungsfeier waren 500 Ehrengäste geladen.
Zur Einweihungsfeier waren 500 Ehrengäste geladen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto
Für die Festgäste hatte die Gemeinde eigens samtene Kippas in Israel herstellen lassen.
Für die Festgäste hatte die Gemeinde eigens samtene Kippas in Israel herstellen lassen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto
Auf der Feier hielt Charlotte Knobloch, die damalige Präsidentin des Zentralrates der Juden, eine Rede.
Auf der Feier hielt Charlotte Knobloch, die damalige Präsidentin des Zentralrates der Juden, eine Rede. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto
Der Vorstand der jüdischen Gemeinde Bochum, Grigorij Rabinovich, zusammen mit Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz und dem goldenem Löwen.
Der Vorstand der jüdischen Gemeinde Bochum, Grigorij Rabinovich, zusammen mit Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz und dem goldenem Löwen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto
Gemeindeleiter Grigorij Rabinovich war sichtlich bewegt bei der Übergabe des Schlüssels.
Gemeindeleiter Grigorij Rabinovich war sichtlich bewegt bei der Übergabe des Schlüssels. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto
Auch der aus Bochum stammende Bundestagspräsident Norbert Lammert war damals unter den Ehrengästen.
Auch der aus Bochum stammende Bundestagspräsident Norbert Lammert war damals unter den Ehrengästen. "Jeder Neubau ist ein Zeichen. Es ist auch eine Demonstration von Normalität", sagte er bei der Eröffnung. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto
Auf der Feier waren auch CDU-Politiker Jochen Borchert und seine Ehefrau anwesend.
Auf der Feier waren auch CDU-Politiker Jochen Borchert und seine Ehefrau anwesend. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto
Eine Menora, ein siebenarmiger Leuchter und typisches Symbol jüdischen Glaubens, in der neuen Synagoge.
Eine Menora, ein siebenarmiger Leuchter und typisches Symbol jüdischen Glaubens, in der neuen Synagoge. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto
Architektonisch ist die neue Synagoge durch niedrige und sachlich gestaltete Anbauten geprägt.
Architektonisch ist die neue Synagoge durch niedrige und sachlich gestaltete Anbauten geprägt. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto
Ein Ornament von Davidsternen ziert die Wände des Außenblocks der Synagoge.
Ein Ornament von Davidsternen ziert die Wände des Außenblocks der Synagoge. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto
Die winkelförmigen, in die Außenwände eingelassenen Davidstern-Musterungen lassen viel Licht in den Innenraum der Synagoge.
Die winkelförmigen, in die Außenwände eingelassenen Davidstern-Musterungen lassen viel Licht in den Innenraum der Synagoge. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto
Je nach Tageszeit strahlt die Sonne regelrecht herein.
Je nach Tageszeit strahlt die Sonne regelrecht herein. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto
Ein Blick auf die neue Synagoge von außen. Sie steht auf einem Hügel in unmittelbarer Nähe zum Bochumer Planetarium.
Ein Blick auf die neue Synagoge von außen. Sie steht auf einem Hügel in unmittelbarer Nähe zum Bochumer Planetarium. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto
Auch die Eingangstür zur Neuen Synagoge ist reichlich verziert.
Auch die Eingangstür zur Neuen Synagoge ist reichlich verziert. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto
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Jährlich 2500 Besucher in Bochumer Synagoge

Die Stadt überlässt der Gemeinde (die nun auch Herne und Hattingen umfasst) ein 4300-qm-Grundstück an der Castroper Straße, neben dem Planetarium. 6,9 Millionen Euro betragen die Baukosten. Stadt, Land und Gemeinde schultern je ein Drittel.

Bau und Eröffnung der Bochumer Synagoge

weitere Videos

    2006 ist Baubeginn, eineinhalb Jahre später Eröffnung. OB Ottilie Scholz spricht von einem „historischen Tag“ für Bochum und hofft, dass sich die Gemeinde öffnet. Das ist geschehen: Jährlich 2500 Besucher werden durch die Synagoge geführt. Seit 2015 gibt es einen Kindergarten – nicht nur für Gemeindemitglieder.

    Antisemitische Beschimpfungen wegen der Kippa

    Die Beschwörung bei der Einweihung gilt bis heute: „Uns wird bewusst, dass alle Versuche, uns zu vernichten, uns aber doch nicht auslöschen konnten und neues Leben in uns sich zu regen beginnt.“

    „Für uns wurde damals ein Traum wahr“, erinnert sich Vorsitzender Grigory Rabinovich (rechts) an die Zeremonie am 16. Dezember 2007 mit (von links ) Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, Architekt Peter Schmitz und Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz.
    „Für uns wurde damals ein Traum wahr“, erinnert sich Vorsitzender Grigory Rabinovich (rechts) an die Zeremonie am 16. Dezember 2007 mit (von links ) Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, Architekt Peter Schmitz und Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz.

    Frucht- und furchtbar ist der Schoß, aus dem das Böse kroch, gleichwohl noch immer: 2017 beschloss die Gemeinde, öffentlich keine Kippa mehr zu tragen, da die Gläubigen immer wieder Beschimpfungen ausgesetzt seien.

    >> Multimedia-Chronik: Bochum von 1948 bis 2018

    Dieser Artikel ist Teil der Serie „70 Jahre WAZ – 70 Jahre Bochum“. Der Zeitstrahl Bochum70.waz.de bietet zu Nachrichten und Ereignissen, die für Bochum(er) zwischen 1948 und 2018 wichtig waren, historische Filmaufnahmen, Fotos und alte WAZ-Zeitungsseiten zum Durchblättern. Auf der Seite können Sie auch eigene Bochumer Stadtgeschichten und Fotos hochladen. Das erste Jahresthema der Multimedia-Chronik: die Gründung der WAZ in Bochum im Jahr 1948.