Gelsenkirchen. Vorsorgen, bevor Krebs entsteht: Das kann nur eine Untersuchung – die Darmspiegelung. Der Gelsenkirchener Mediziner Dr. Brönner erklärt, warum.
Es ist die einzige Krebsvorsorge-Untersuchung, die ihren Namen im Wortsinn verdient. Trotzdem ist „unbeliebt“ noch eine positive Umschreibung dessen, wie mit der Darmkrebs-Vorsorge umgegangen wird. Bei dieser zwar unangenehmen, aber sehr effizienten Untersuchung können nämlich Krebsvorstufen erkannt und entfernt werden, bevor sie bösartig mutieren.
Rechtzeitige Darmspiegelung könnte viele Todesfälle verhindern
Jährlich sterben in Deutschland rund 24.000 Menschen an Darmkrebs. Für einen Großteil gilt: Bei rechtzeitiger Vorsorge und Entfernung der Vorstufen in Gestalt von Polypen oder Adenomen hätten sie nicht sterben müssen. Polypen sind meist gutartige Wucherungen oder Ausstülpungen am Darm, die in der Regel keine fühlbaren Symptome verursachen, aber teilweise mutieren können, sodass unbemerkt Darmkrebs entstehen kann. „Wenn dies bereits geschehen ist, sich ein Tumor gebildet hat, kommt man um die Operation plus Chemotherapie oder Bestrahlung, je nach Einzelfall, nicht mehr herum. Die Heilungschancen hängen dann auch unter anderem vom Stadium des Erkennens ab“, erläutert Dr. Christoph Bönner. Bei der Spiegelung könnten die Ausstülpungen leicht entfernt werden.
Untersuchung mit kleiner Kamerasonde
Bönner ist Gastroenterologe mit Praxissitz im Ärztehaus am St. Marien-Hospital Buer und einer von 2400 Fachärzten in Deutschland, die eine Vorsorge-Darmspiegelung machen dürfen. Zudem beteiligt er sich an der Aufklärungskampagne der Felix Burda Stiftung im Darmkrebs-Monat März. Ziel ist es, so viele Menschen wie möglich dazu zu bewegen, dieses Vorsorgeangebot wahrzunehmen. Und so das eigene Leben zu verlängern.
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Vom Dickdarmkrebs, der 80 Prozent aller Darmkrebserkrankungen ausmacht, sind Männer und Frauen nahezu gleich stark betroffen, Männer ein wenig häufiger. Die Gefahr steigt ab 60 Jahren aufwärts. „Noch immer kommen weniger Männer als Frauen zur Vorsorge“, bemerkt Bönner auch in seiner Praxis. Allerdings würden zunehmend auch Männer die Möglichkeit nutzen. „Die Vorbereitung für die Untersuchung ist deutlich angenehmer geworden, dank der neuen Trinklösungen. Der Geschmack ist angenehmer und die Menge geringer geworden, was für viele auch ein Hindernis war“, erklärt Brönner.
Für die Untersuchung gibt es zwar keine Narkose, aber eine Schlafspritze mit einem Valiumableger, so dass der Patient die ohnehin nur kurze Untersuchung mit einer Sonde nicht bewusst miterlebt. Nach etwa einer Stunde ist es möglich, die Praxis wieder zu verlassen. Für den betreffenden Tag und gegebenenfalls auch für den Vorbereitungstag ist aber eine Krankschreibung möglich. Selbst Auto zu fahren nach der Untersuchung ist nicht gestattet. Was im Nachgang noch unangenehm ist: Wenn die bei der Untersuchung in den Bauch gelangte Luft langsam entweicht, räumt Bönner ein.
Krebsvorsorge mindestens alle zehn Jahre wiederholen
Generell sollte für Männer ab 50 Jahren, für Frauen ab 55 Jahren alle zehn Jahre diese Vorsorge auf dem Plan stehen. So lange braucht in der Regel ein Polyp, bis er sich zum Krebs entwickelt, wenn er denn bösartig ist. Bei wem bereits Polypen entfernt werden mussten, sollte eine Untersuchung häufiger stattfinden. Noch engmaschiger sollte sich untersuchen lassen, wer eine familiäre beziehungsweise genetische Veranlagung dafür hat, Darmkrebs zu entwickeln. Letzteres kann über eine Blutuntersuchung abgeklärt werden.
Zu Verletzungen des Darms beim Abknipsen von Polypen komme es extrem selten, versichert Bönner auf Nachfrage; die Zahl liege im Zehntel-Promille-Bereich.
In Gelsenkirchen führen Darmspiegelungen neben Dr. Bönner an der Mühlenstraße 4-6 auch die Gastroenterologen-Praxen Meyer-Hilse, Ahstraße 4, sowie Dr. Thomas Herchenbach an der Rottmannsiepe 3 nach Anmeldung und Vorgespräch durch.