Bochum. Der VfL Bochum hat Tom Krauß als bisher einzigen Neuzugang präsentiert. Eine Datenanalyse zeigt, warum der Mittelfeldspieler dem Team guttun kann.
Als Dieter Hecking am Freitagmittag gerade das erste Mal öffentlich über Tom Krauß sprach, hatte dieser es sich vielleicht gerade auf seinem Hotelbett nur einige Meter neben dem Ruhrstadion bequem gemacht und den Worten seines neuen Trainers gelauscht. Die Sätze, die Hecking über den Winter-Neuzugang des VfL Bochum sagte, dürften diesem gefallen haben. „Er steht voll im Saft, er wird zum Spieltagskader gehören“, sagte Hecking über den Leihspieler von Mainz 05, der bislang an den englischen Zweitligisten Luton Town ausgeliehen war. Ob Krauß allerdings direkt in die Startelf rücken wird - er absolvierte nur am Freitagvormittag eine Trainingseinheit mit seinen neuen Mannschaftskollegen - ließ der 60-Jährige offen.
Möglich ist es, zumal der erst 23-jährige Krauß Stärken mit ins Spiel bringen dürfte, die dem VfL Bochum im Kampf gegen den Abstieg äußerst nützlich sind. Eine Analyse der Datenexperten von Createfootball legt dies zumindest nah. In seinen 23 Spielen in dieser Saison in der Championship führte er pro Spiel 11,2 Defensivzweikämpfe - und damit deutlich mehr als alle Bochumer Spieler im Mittelfeld. Im Schnitt erobert er 7,1 Bälle pro Partie, fängt 4,1 Pässe pro Spiel ab und kann eine Pressingeffizienz von 22 Prozent vorweisen. Zum Vergleich: Ibrahima Sissoko liegt nur bei 15 Prozent. Mit Krauß bekommt Hecking also einen aggressiven Zweikämpfer, der viele Duelle um den Ball führt und den ballführenden Spieler dank seiner Laufstärke permanent unter Druck setzen kann. Schon in seiner Zeit beim FC Schalke 04 in der Saison 2022/2023 stellte er dies in Deutschland unter Beweis.
VfL Bochum: Tom Krauß wird im Abstiegskampf helfen
Gerade im Vergleich zu den anderen Mittelfeldspielern im Bochumer Kader verspricht die Verpflichtung von Krauß eine qualitative Verbesserung im Spiel gegen den Ball. „Tom passt mit seiner Mentalität, Zweikampf- und Laufstärke zu uns“, sagte Hecking. „Ich bin mir sicher, dass er die Qualität des Kaders erhöht.“ Rein statistisch liegt er mit seinen bisherigen Werten aus Luton in der Pressingeffizienz und der Anzahl an Ballgewinnen sogar auf Bundesliga-Niveau ganz weit vorn. Sein Stellungsspiel dürfte entsprechend zur defensiven Stabilität beitragen, die dem VfL Bochum in den letzten Wochen zum Teil wieder abhandengekommen ist. Gerade das aggressive Pressing der Mannschaft war zuletzt zu fehleranfällig. Das sollte sich durch Krauß verbessern, der die funktionierende Leihe bei Luton Town vor allem aus privaten Gründen aufgelöst hat. Die Nähe zur Familie fehlte dem 23-Jährigen zu sehr.
In Bochum, unweit seines Herzensklubs Schalke 04, will er sich nun in Deutschland wieder in den Fokus spielen. Der ehemalige Juniorennationalspieler, der den VfL eine geringe sechsstellige Leihsumme kostet, ist abstiegskampferprobt und dürfte aufgrund dessen genug Ruhe für die schwierige sportliche Situation der Bochumer mitbringen. Seine Lauf- und Zweikampfintensität, so die Hoffnung der VfL-Verantwortlichen, dürften ihn schnell zum Stammspieler machen. „Er wird keine Ruhe geben, solange er nicht in der Startelf steht. Wir brauchen diesen Konkurrenzkampf“, sagte Hecking am Freitag. Gut möglich, dass er in einem 4-3-3 schon bald neben Sissoko und Matus Bero agieren wird, um das Zentrum noch mehr zu verdichten. Kapitän Anthony Losilla und Talent Mats Pannewig dürften es somit schwerer haben auf Spielzeit zu kommen. Auch Sommer-Neuzugang Dani de Wit könnte seinen Stammplatz der vergangenen beiden Partien wieder einbüßen.
VfL Bochum: Tom Krauß löst Offensivproblem nicht
Ein Grundproblem des VfL Bochum wird Krauß allerdings nicht lösen: die fehlende Kreativität im Spiel nach vorn. Mit dem Ball setzt der gebürtige Leipziger kaum Impulse, ist im Vertikalspiel sehr abhängig von dem Spielverständnis seiner Mitspieler. Heißt: bieten die Bochumer Offensivspieler ihm durch ihre Laufwege keine vernünftigen Passmöglichkeiten an, findet er kaum Lösungen. Aber: Durch sein Anlaufverhalten gewinnt er Bälle oft auch im vorderen Drittel des Spielfeldes und schafft es, seine Mitspieler einzusetzen. In Luton kam er immerhin auf 0,8 Torschussvorlagen pro Spiel. Nur Matus Bero ist von seinen aktuellen Kollegen effektiver (1,2). Krauß ist zudem ein Spieler, der über gute Ballkontrolle verfügt, viele Bälle anbringt. In der Regel sind diese aber zu selten raumgewinnend auf dem Platz. Zu häufig trifft er zudem noch die falsche Entscheidung und verliert den Ball unter Gegnerdruck zu schnell den Ball. Gerade gegen die im Pressing starken Freiburger wird es also spannend, wie er sich in der Bundesliga einführt - wenn er denn spielen darf.