Frankfurt am Main. Nach dem Skandal-Spiel bei Union Berlin (1:1) hat der VfL Bochum beim DFB-Sportgericht Einspruch eingelegt. Erfolgreich. Doch Union wehrt sich.

Gegen 16:45 Uhr wurde das Urteil des DFB-Sportgerichts in der Causa Union Berlin gegen den VfL Bochum bekannt: Das Gericht hat dem Einspruch des VfL stattgegeben und das Spiel mit 2:0 für die Gäste gewertet. Kurz vor Abpfiff der Partie war VfL-Keeper Patrick Drewes beim Stand von 1:1 von einem Feuerzeug getroffen worden. Beide Teams brachten die Partie daraufhin mit einem „Nicht-Angriffspakt“ zu Ende.

„Entscheidungen am Grünen Tisch sind immer das letzte Mittel, hier haben wir es aber mit Umständen zu tun, die uns kaum eine andere Möglichkeit gegeben haben“, sagte Stephan Oberholz als Vorsitzender des Sportgerichts nach der mündlichen Verhandlung: „Für eine besondere Schauspieleinlage von Herrn Drewes oder für ein Komplott oder eine Schmierenkomödie haben wir nicht die entsprechenden Anhaltspunkte bekommen.“

1. FC Union Berlin geht gegen VfL-Bochum-Sieg in Berufung

Der 1. FC Union Berlin will sich damit hingegen nicht abfinden. Die Köpenicker werden das Urteil des DFB-Sportgerichts anfechten. Dies teilte der Klub am Donnerstagabend in einem äußerst forschen Statement mit. Zuvor hatte das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) entschieden, dass das Spiel der Berliner gegen Bochum mit 2:0 für den VfL gewertet wird. 

Patrick Drewes kniet auf dem Rasen, nachdem der Torhüter des VfL Bochum von einem Feuerzeug am Kopf getroffen wurde.  
Patrick Drewes kniet auf dem Rasen, nachdem der Torhüter des VfL Bochum von einem Feuerzeug am Kopf getroffen wurde.   © dpa | Andreas Gora

„Es ist schon schlimm genug, dass Personen bei Konzerten oder Sportveranstaltungen immer wieder Gegenstände auf Bühnen, in Innenräume oder auf den Rasen werfen. Leider ist das durch keinen Veranstalter zu verhindern. Umso wichtiger ist es, diese Personen zu identifizieren, aus der Veranstaltung zu entfernen und mit der höchstmöglichen Strafe zu belegen, um potenzielle Nachahmer davon abzuhalten“, sagte Union-Präsident Dirk Zingler: „Viel schlimmer ist es jedoch, wenn jemand versucht, sich aus diesen für keinen Veranstalter zu verhindernden Ereignissen einen Vorteil zu verschaffen, insbesondere dann, wenn auch unbeteiligte Dritte dadurch erheblich benachteiligt werden. Das ist hier der Fall: Der eigentliche unsportliche Skandal hat nach dem Ereignis auf dem Rasen und heute vor Gericht stattgefunden.“

Der Klub werde „alle zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel ausschöpfen und gegen das heutige Urteil vorgehen“, führte Zingler aus. Das Urteil schade „dem Fußball enorm“. Mehr noch: Wenn eine „nutznießende Partei ihre Schwächung selber erklären“ könne, brauche man keine unparteiischen Schiedsrichter mehr und „dem Betrug bzw. einem Schmierentheater“ sei Tür und Tor geöffnet.

Union Berlin - VfL Bochum: Spiel war mehr als 25 Minuten unterbrochen

Die Partie war am 14. Dezember kurz vor Schluss für mehr als 25 Minuten unterbrochen, nachdem Drewes von einem aus dem Union-Block geworfenen Feuerzeug getroffen worden war und vom Feld musste.

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Das Spiel wurde nach dem Vorfall und der Unterbrechung durch Schiedsrichter Martin Petersen ohne Drewes fortgesetzt und beendet. Da Bochum sein Auswechselkontingent bereits ausgeschöpft hatte, ging Angreifer Philipp Hofmann kurzzeitig ins Tor. Beide Teams passten danach den Ball lediglich hin und her, um die Begegnung zu beenden. 

VfL-Keeper Drewes wurde später im Krankenhaus untersucht. Ein Test auf Gehirnerschütterung sei unauffällig verlaufen, sagte damals ein VfL-Sprecher.

VfL Bochum hatte unter Protest weitergespielt

„Vorne links oben“ am Kopf sei er getroffen worden, sagte Drewes bei der dreistündigen Verhandlung im Saal Golden Goal auf dem DFB-Campus. „Das war schon ein Treffer, den ich wahrgenommen habe.“ Die Bochumer waren nach der Unterbrechung in der Partie nur unter Protest wieder auf den Platz gegangen.

Hier ist es! Patrick Drewes, Torhüter des VfL Bochum, zeigt das Feuerzeug.
Hier ist es! Patrick Drewes, Torhüter des VfL Bochum, zeigt das Feuerzeug. © dpa | Andreas Gora

In der Tabelle hat das bisherige Schlusslicht Bochum nun acht Punkte und ist wieder dicht dran an den rettenden Plätzen. Gegen das Urteil des DFB-Sportgerichts kann beim Bundesgericht des Verbandes innerhalb einer Woche Einspruch eingelegt werden. Union hatte den Feuerzeugwerfer nach eigenen Angaben ermittelt, eine Anzeige erstattet und ein dreijähriges Stadionverbot ausgesprochen. mit dpa