Bochum. Moritz Broschinski erzielte beim Premierensieg des VfL Bochum in dieser Saison den ersten Treffer der Spielzeit. Er übte danach Selbstkritik. Vom Trainer wurde er gelobt.

Moritz Broschinski ist keiner dieser Typen, die lange drum herumreden. Und er ist auch kein Typ, der seine Gefühle gut verstecken kann. So war am Sonntagnachmittag um exakt 15:37 Uhr für alle ganz genau ersichtlich, wie groß die Last war, die da gerade von dem Stürmer des VfL Bochum abfiel. Kurz legte er den Finger auf den Mund, dann riss er diesen weit auf, zog eine Grimasse, die passend zur Weihnachtszeit dem Grinch Konkurrenz machte, und schrie seine Freude heraus.

Sekunden zuvor hatte er das 1:0 gegen den 1. FC Heidenheim nach herausragender Vorarbeit von Ibrahima Sissoko geschossen. Endlich das erste Saisontor! Im 16. Pflichtspiel dieser Saison. Für den 24-Jährigen endete im letzten Spiel des Jahres eine quälend lange Torlos-Zeit, die Anfang Februar begann. Und für den VfL Bochum endete durch den 2:0-Sieg gegen Heidenheim eine sieglose Spielzeit 2024/2025. „Wir genießen den Moment, jeder von uns“, sagte Broschinski.

VfL Bochum: Hecking schwärmt von Moritz Broschinski

Viele schöne Momente gab es in dieser Saison nicht. 12 Niederlagen stehen zu Buche, und dennoch ist der Klassenerhalt durch den vorweihnachtlichen Dreier wieder im Bereich des Möglichen. Weil die Konkurrenz ebenfalls bislang wenig überzeugend unterwegs ist. Wenngleich die Ergebnisse am Samstag (St. Pauli siegte beim VfB Stuttgart, Holstein Kiel feierte ein Schützenfest gegen den FC Augsburg) die Bochumer vor der Partie gegen Heidenheim zusätzlich unter Druck setzten. Broschinski allerdings sagte, dass dies in der Kabine nicht groß Thema gewesen sei. „Unser Job ist es, Punkte einzufahren. Dann wird sich die Tabelle von selbst ergeben“, sagte er nüchtern.

Ein Arbeiter: Moritz Broschinski lief fiel gegen Heidenheim.
Ein Arbeiter: Moritz Broschinski lief fiel gegen Heidenheim. © FUNKE Foto Services | Udo Kreikenbohm

In dieser Tabelle ist der VfL Bochum nun auf vier Punkte an den 1. FC Heidenheim, der den Relegationsplatz belegt, herangerobbt. In der Rückrunde, der noch zwei Hinrundenpartien im Jahr 2025 vorangestellt sind, soll die große Aufholjagd beginnen. Trainer Dieter Hecking hofft dafür auch auf seinen Stürmer Broschinski. „Mo ist von den Anlagen ein Stürmer, wie man ihn sucht. Er ist körperlich gut, hat eine gute Schnelligkeit, hat einen guten Torabschluss“, sagte der 60-Jährige.

Ähnlich äußerten sich bereits seine Vorgänger Thomas Letsch und Peter Zeidler. Auch deshalb stand er im Sommer auf der Einkaufsliste von Union Berlin, doch der Wechsel kam aus unterschiedlichen Gründe nicht zustande. Seitdem zeigt sich allerdings auch, warum es bei Broschinski bislang bei aller Veranlagung noch nicht zu mehr gereicht hat. Vor seinem Treffer war er der Bundesliga-Spieler mit den meisten Torschüssen ohne Treffer. „Er setzt sich vor dem Tor manchmal zu sehr unter Druck, das sieht man auch im Training, wenn er aus einfachsten Situationen das Tor kaputt schießen will“, sagte Hecking.

VfL Bochum: Broschinski hatte Selbstzweifel

Das habe ihn selbst zweifeln lassen, gab Broschinski am Sonntagabend zu. „Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, es gab keine Zweifel. Ich bin ein sehr ungeduldiger, verbissener und ehrgeiziger Mensch. Manchmal will ich zu viel – das hilft mir nicht.“ Tipps von Mitspielern und Trainern hätten ihm geholfen. „Ich bin froh, dass ich mich endlich mal belohnt habe für das, was ich investiert habe.“

Reingehauen: Moritz Broschinski trifft zur Führung gegen Heidenheim.
Reingehauen: Moritz Broschinski trifft zur Führung gegen Heidenheim. © Ralf Ibing/firo Sportphoto | Ralf Ibing

Dazu gehört bei ihm oft deutlich mehr als die reine Torgefahr. Broschinski läuft viel, presst stark, ist so enorm wichtig für den VfL. „Er ist sehr fleißig, er arbeitet sehr viel gegen den Ball. Gegen Union Berlin hat er gegen einen Dreieraufbau allein bekämpft“, lobte Hecking seinen Stürmer. „Solche Typen brauchen wir in Bochum.“ Die Fans allerdings ließ Broschinski mehrfach in dieser Saison schon verzweifeln, weil er seine Chancen nicht nutzte, oft zu überhastet wirkte. Diese Kritik will Hecking aber nicht gelten lassen: „Ein Stürmer muss Tore machen wollen, aber die Begeisterung, sich gegen den Ball aufzuopfern, brauchen wir auch.“

Broschinski fährt mit Keven Schlotterbeck in den Urlaub

Dass Broschinski es besser kann, das hatte er in der Vorbereitung im Sommer eindrucksvoll bewiesen, als er die Hoffnung schürte, eine glänzende Bundesliga-Saison zu spielen, weil er in den Testspielen nach Belieben traf. „Viele haben die Vorbereitung verfolgt und hätte mir gewünscht, dass es in der Bundesliga auch so gelaufen wäre. Umso größer war heute die Freude, dass ich endlich den Bock umstoßen konnte. Ich bin froh, wie es sich in den letzten Wochen entwickelt hat.“

Nun gelte es, erst einmal abzuschalten. Er werde Weihnachten mit seiner Freundin und deren Eltern feiern, bevor er mit einem Ex-Mitspieler in den Urlaub fliegen wird. „Ich fahre mit Keven Schlotterbeck in den Urlaub und will die Zeit genießen“, sagte er. Da Broschinski aber auch ein Arbeiter ist, schob er pflichtbewusst hinterher: „Ich werde mich gut ausruhen, aber auch meine Läufe absolvieren.“ Schließlich wolle er im Flow bleiben und die nächsten Punkte einfahren, wenn es schon am 11. Januar bei Mainz 05 wieder weitergeht.