Bochum. Der VfL Bochum feiert gegen den 1. FC Heidenheim den ersten Saisonsieg - kurz vor Weihnachten. Die Hoffnung kehrt nach den drei Punkten zurück.

Es verging etwas Zeit, bis sich die Spieler des VfL Bochum vor die Ostkurve begaben. Sich umguckend, leicht zögerlich. Es schien, als hätten sie verlernt, was man machen müsse. Einen Sieg hatten Moritz Broschinski, Anthony Losilla und Co. schon lange nicht mehr vor ihren eigenen Fans gefeiert. Rund acht Monate ist es her, als die TSG Hoffenheim noch in der vergangenen Saison (!) geschlagen wurde. Kein Wunder also, dass der Gang vor die eigenen Anhänger nach dem wichtigen 2:0 (2:0)-Sieg gegen den 1. FC Heidenheim etwas staksig daherkam. Als sie dann aber dort kurz vor der Außenlinie standen, die Fans in der Ostkurve die Schals in die Höhe reckten, spätestens dann schunkelten die Spieler mit, die Erleichterung war mit den Händen zu greifen.

„Noch mehr Spiele ohne Sieg hätte ich auch nicht ertragen“, sagte Trainer Dieter Hecking nach der Partie, die im Vorfeld als Sechs-Punkte-Spiel ausgerufen war. Die Heidenheimer hätten mit einem eigenen Sieg den Vorsprung auf die Bochumer auf zehn Punkte ausbauen können. Für den VfL wäre der Rückstand auf den Relegationsrang also in schier unerreichbare Ferne gerückt. Nun, zwei Tage vor Heiligabend, sind die Bochumer durch die drei Punkte zurück im Kampf um den Klassenerhalt, haben den Anschluss zumindest ansatzweise wiederhergestellt. „Sie können sich vorstellen, wie groß die Erleichterung ist“, sagte Kapitän Anthony Losilla. „Wir haben jetzt noch 19 Spiele, um das zu schaffen.“ Die Hoffnung beim VfL Bochum ist zurück. Pünktlich zu Weihnachten.

VfL Bochum: Dieter Hecking hat die Defensive stabilisiert

Seit Wochen befindet sich der VfL Bochum leicht im Aufwärtstrend. Seitdem Dieter Hecking vor eineinhalb Monaten den Trainerjob übernommen hat, kann die Defensive sich auch wieder als solche bezeichnen lassen. Der 60-Jährige hat die Mannschaft stabilisiert. Tim Oermann, Ivan Ordets und der im Sommer als Abgangskandidat gehandelte Bernardo halten die Reihen geschlossen und eine Woche nach dem Feuerzeug-Wurf-Drama bei Union Berlin hat Torhüter Patrick Drewes erstmals in dieser Saison die Null gehalten. „Das muss die Basis werden“, sagte Trainer Hecking. „Mit der Defensive gewinnt man den Abstiegskampf“, sagte er angelehnt an die alte Fußball-Weisheit, dass die Defensive entscheidend sei, um Meisterschaften zu feiern.

Erleichtert: VfL-Trainer Dieter Hecking.
Erleichtert: VfL-Trainer Dieter Hecking. © Ralf Ibing/firo Sportphoto | Ralf Ibing

Den Klassenerhalt haben sie in Bochum trotz einer Horror-Hinrunde mit zwölf Niederlagen und dem Aus im DFB-Pokal noch nicht aus den Augen verloren. Denn mit Wundern kennen sie sich beim VfL spätestens seit dem Relegationsdrama bei Fortuna Düsseldorf im Frühjahr aus. Entsprechend groß ist die Hoffnung auch jetzt wieder. „Das wird eine wilde Fahrt in den 19 Spielen“, sagte Hecking. Bereits am 11. Januar geht es beim 1. FSV Mainz 05 weiter, bevor in einer englischen Woche der FC St. Pauli und RB Leipzig an der Castroper Straße gastieren.

Und genau auf die Heimspiele setzt Hecking. Vier seiner fünf Punkte als VfL-Trainer hat er im Ruhrstadion geholt. Die „besondere Symbiose“ zwischen Mannschaft und Fans soll im Jahr 2025 den Erfolg bringen. „Ich setzte auf die Abstiegskampfeuphorie hier“, sagte der Trainer. Es brauche nun mehr Siege als die Konkurrenz sie einfährt, um im Sommer in ein fünftes Jahr Bundesliga in Serie gehen zu können. Daher sei bislang nichts erreicht.

Broschinski und Bero treffen für den VfL Bochum

Der Sieg fühlte sich am Sonntagabend dennoch nach mehr an. Für den gesamten Verein war es ein Befreiungsschlag, die Fans sangen die Klassiker „Oh wie ist das schön“ und der „Der VfL ist wieder da“. Pünktlich zu Weihnachten ist die Hoffnung zurück in blau-weiß, nachdem die Bochumer in diesem Jahr nicht nur Trainer Peter Zeidler und Interimscoach Markus Feldhoff verschlissen haben, sondern auch eine Negativserie hinlegten, die nur von Greuther Fürth vor einigen Jahren getoppt wurde. „Es ist eine Last abgefallen“, sagte Moritz Broschinski, der schon in der siebten Minute die Führung erzielte in einer Partie, die Bochum von vornherein dominierte und mit viel Kampfgeist absolvierte. Als Matus Bero in der 38. Minute mit einem fulminanten Schuss nachlegte, herrschte im Stadion Ekstase, die sich nach Schlusspfiff dann potenzierte.

Die kurze Weihnachtspause, sie kommt dennoch zur rechten Zeit. Einmal abschalten, den Kopf befreien - es soll helfen für eine Rückrunde, die im Klassenerhalt gipfeln soll. „Wir haben uns rangerobbt“, sagte Hecking. „Wir gehen mit einem guten Gefühl in den Urlaub.“ Etwas, was sie in Bochum schon lange nicht mehr hatten.