Bochum. Mit Becher-Würfen hat der VfL schlechte Erfahrungen gemacht. Gegen Bremen gab es wieder welche. Vielleicht trugen sie sogar zur Niederlage bei.

Becher-Würfe beschäftigen erneut den VfL Bochum. Beim 0:1 gegen den SV Werder Bremen waren Bremer Spieler, die direkt vor den VfL-Fans das 1:0 feierten, aus dem Fanblock mit Bechern beworfen worden. Und als wäre die Geldstrafe, die der VfL Bochum durch den DFB auferlegt bekommen wird, aus Sicht des Bundesligisten nicht schon ärgerlich genug, so haben vielleicht erst die Becher-Würfe vor der Ecke, die zum Gegentor führte, zum Tor beigetragen.

Direkt vor dem Gegentor wurde Philipp Hofmann, Kapitän des VfL Bochum, von Schiedsrichter Felix Brych vor den VfL-Fanblock geschickt. Eben weil immer wieder Becher flogen, sollte Hofmann beruhigend auf die Fans einwirken. „Dass er zu den Fans musste“, sagte VfL-Trainer Dieter Hecking später, „hat uns vielleicht entscheidend in Unordnung gebracht.“ Torschütze Jens Stage jedenfalls kam sehr frei zum Kopfball.

Werder Bremen spricht sich klar gegen diese Fan-Proteste aus

Verständlicherweise hatte der ob seines Tores gute Laune. Grundsätzlich habe er, das machte er in der Interviewzone des Bochumer Ruhrstadions klar, überhaupt nichts gegen einen kühlen Becher Bier einzuwenden. Erst recht nicht, wenn er auch noch umsonst sei. „Ich komme aus Jütland in Dänemark, da lieben wir Freibier“, sagte er. Getroffen wurden er und seine Mitspieler beim Torjubel nicht. Der SV Werder nahm die Szene dennoch zum Anlass, um sich klar gegen die „feuchte Form des Fan-Protestes“ auszusprechen.

Auch interessant

„Ich habe die Szene auch wahrgenommen, und natürlich geht so etwas nicht“, sagte Werder Bremens Leiter Profifußball Peter Niemeyer am Sonntag im Gespräch mit der DeichStube, einem Online-Portal, das über Werder Bremen berichtet. „Diese Becher haben ja ein gewisses Gewicht, sodass es wirklich gefährlich werden kann, wenn man sie gegen den Kopf bekommt.“

VfL Bochum hat mit Becherwürfen schlechte Erfahrung gesammelt

Da habe sich in den Stadien eine Unart eingeschlichen, sagte Niemeyer. „Für mich ein absolutes No-Go.“ Zur Wahrheit in Bochum gehörte allerdings auch, dass Werder Bremens Profi Romano Schmid die VfL-Fans beim Jubel provoziert hatte. Schiedsrichter Felix Brych war es, der die Bremer Tor-Party vor der Bochumer Fankurve vorsichtshalber abbrach und damit womöglich Schlimmeres verhinderte.

Genau damit hat der VfL Bochum in der Vergangenheit bereits schlechte Erfahrungen gesammelt. Im Mai vergangenen Jahres hatte das Amtsgericht Bochum einen Mann wegen Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 3200 Euro verurteilt. Der Mann hatte nach Überzeugung des Gerichts beim Bundesligaspiel zwischen dem VfL Bochum und Borussia Mönchengladbach am 18. März 2022 in der 69. Minute einen vollen Bierbecher in Richtung Gittelmann geworfen und den Linienrichter am Kopf getroffen.

VfL Bochum muss nach Becherwurf 100.000 Euro Strafe zahlen

Gittelmann war daraufhin zu Boden gesunken. Hauptschiedsrichter Benjamin Cortus hatte seinen Assistenten in die Kabine begleitet und das Spiel kurz darauf abgebrochen. Es war der erste Spielabbruch in der Bundesliga seit 2011 - auch damals ging ein Becherwurf voraus.

Am 18. März 2022 wurde beim Spiel des VfL Bochum gegen Borussia Mönchengladbach Schiedsrichterassistent Christian Gittelmann von einem Bierbecher am Kopf getroffen. Das Spiel wurde abgebrochen.
Am 18. März 2022 wurde beim Spiel des VfL Bochum gegen Borussia Mönchengladbach Schiedsrichterassistent Christian Gittelmann von einem Bierbecher am Kopf getroffen. Das Spiel wurde abgebrochen. © Jürgen Fromme /firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Der DFB hatte das Spiel in der Folge mit 2:0 für Mönchengladbach gewertet - den Spielstand zum Zeitpunkt des Abbruchs. Darüber hinaus war der VfL zu einer Geldstrafe in Höhe von 100.000 Euro und einem Zuschauer-Teilausschluss auf Bewährung verurteilt worden. Die Bewährungsfrist lief bis zum 30. Juni 2023.

VfL Bochum hat jetzt ein Pfandbecher-Mehrwegsystem

Zu der Strafe über 100.000 Euro kamen seinerzeit drei weitere Geldstrafen in einer Gesamthöhe von 15.000 Euro für Becherwürfe von Bochumer Fans in den Punktspielen gegen Borussia Dortmund und Union Berlin sowie im Pokalspiel gegen den SC Freiburg. Auch Auflagen mussten die Bochumer erfüllen. Dazu zählte „ein Konzept zur Einführung eines hochauflösenden Videoüberwachungssystems“ und die Einführung eines Pfandbecher-Mehrwegsystems.

Das Pfandbecher-Mehrwegsystem hat der VfL Bochum inzwischen. Es verhindert dennoch weiterhin nicht, dass einige Fans ihre Getränke-Behälter als Wurfgeschosse missbrauchen.

Auch interessant