Bochum. Im Team von Trainer Dieter Hecking gibt es einige hoffnungsvolle junge Spieler. Im Abstiegskampf aber kommen sie kaum zum Einsatz. In der U23 sammeln sie Selbstvertrauen.
Extremer könnten die Unterschiede dieser Tage für viele junge Spieler des VfL Bochum kaum sein. Bis auf drei Spieler, die zunächst bis Weihnachten komplett bei der U23 sind, trainieren sie in der Woche mit Profis, die Tabellenletzter sind, sich kaum noch erinnern können, wann es zuletzt einen Sieg in der Bundesliga gab. Am Wochenende spielen dann einige von ihnen beim Spitzenreiter in der Oberliga bei der U23 mit Spielern zusammen, die sich kaum noch an die letzte Niederlage erinnern können.
Mats Pannewig, 20 Jahre alt und in seiner zweiten Profi-Saison beim VfL Bochum, erlebte nun erneut diese Extreme. Er muss derzeit erkennen, dass die Tabellensituation auch seinen Weg in den Spieltagskader bei den Profis schwerer macht.
Im Abstiegskampf setzten Trainer auf Erfahrung - auch beim VfL Bochum
Im Zweifel setzen Trainer im Abstiegskampf eher auf Erfahrung. Das ist beim VfL Bochum nicht anders als bei anderen Vereinen. Wobei Pannewig bei den Profis sogar bereits den Sprung in die Startelf geschafft hatte. Am siebten Spieltag lief er gegen die TSG Hoffenheim auf. Er gehörte zu der ersten Elf des VfL Bochum, die die schlechteste erste Hälfte der bisherigen Saison spielte, wurde dann zur Pause ausgewechselt.
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Einen Tag nach dem 1:3 war Peter Zeidler nicht mehr Trainer, Marc Lettau nicht mehr Sportdirektor des VfL Bochum. Mats Pannewig blieb in den folgenden Spielen zunächst ohne Einsatz im Kader und schließlich stand er in Stuttgart und Augsburg gar nicht mehr im Kader.
Bei zwei Spielen für die U21 des VfL Bochum hat Pannewig jeweils ein Tor erzielt
Am vergangenen Wochenende sammelte er bei U23 in der Oberliga Spielpraxis. Am achten Spieltag hatte er dort bereits gespielt, hatte beim 5:2 gegen Westfalia Rhynern überzeugt und ein Tor geschossen. Nun, bei seinem zweiten Oberliga-Einsatz in dieser Spielzeit, steuerte er zum 3:1-Sieg der VfL-U21 bei Eintracht Rheine wieder einen Treffer bei, überzeugte erneut.
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Bei dieser Bilanz ist es verständlich, dass Pannewig sagt, dass er gerne in der U23 spielt. „Ich komme da auf meine Spielzeit und mache das für die Spielpraxis, damit ich trotzdem über eine längere Zeit auf dem Platz stehe, wenn ich wie gegen Stuttgart und Augsburg nicht zum Profi-Kader gehöre. Es tut meinem Körper gut und wenn ich dann auch noch treffe, ist es eine Win-Win-Situation.“
Pannewig will eine feste Größe bei den Profis des VfL Bochum werden
Mit vielen Jungs, die jetzt in der U23 spielen, hat er schon in der U19 beim VfL Bochum zusammengespielt. „Die Spieler sind alle in meinem Alter oder nur unwesentlich älter oder jünger“, sagte Pannewig, der eben auch die Vorteile erlebt, in einem Team zu spielen, das erst eine Partie verloren hat und das Tabellenführer ist. „Es ist auch lustig dort zu spielen. In der U21 kann ich mir Selbstvertrauen holen, da kann ich frei aufspielen, man gewinnt, hat gute Laune“, sagt er deshalb und weiß zudem, dass U23-Trainer Heiko Butscher ihm vertraut. „Er war bereits in der U19 mein Trainer. Da ist die Kommunikation sehr eng.“
Sein Ziel aber bleibt, eine feste Größe bei den Profis zu werden. „Ich glaube nicht, dass Dieter Hecking mich jetzt komplett raus sieht. Ich habe immer Gespräche mit ihm. Er hat mir gesagt, dass er von mir überzeugt ist.“ Er gebe weiter Gas und glaube, dass seine Zeit kommen werde. „Da mache ich mir keinen Kopf. Ob es für Samstag reicht, muss man sehen.“ Dann geht es im Ruhrstadion gegen den SV Werder Bremen (15.30 Uhr/Sky).
Hecking beobachtet die Entwicklung der Akteure in der U21 des VfL Bochum genau
Sein Co-Trainer Marc Andre Kruska sei extra in Rheine gewesen, um sich das Spiel der U23 anzusehen und Pannewig und den anderen Jungs wie Samuel Bamba zu zeigen, dass sie für die Profis interessant sind. „Die Rückmeldung von Marc Andre war, dass alle ihre Leistungen gebracht haben“, sagte Hecking. „Auch die, die wir jetzt mal runter geschickt haben. Das ist auch wichtig. Das haben ich ihnen auch gesagt. Es geht nur über Matchpraxis. “
Pannewig und Bamba sind immer auf dem Sprung in den Spieltagskader bei den Profis
Die drei, die Hecking zunächst bis zur Winterpause komplett zur U23 geschickt hat, das sind Verteidiger Mohammed Tolba sowie die Mittelfeldspieler Niklas Jahn und Lennart Koerdt. „Das sind drei willige, gute Spieler“, erklärte Hecking. Doch „im Moment“ sehe er nicht, „dass sie uns sofort helfen können“.
Anders sieht es bei Pannewig, Mittelfeldmann Agon Elezi (23) und Flügelstürmer Samuel Bamba (20) aus. Sie sind quasi immer auf dem Sprung, Hecking behält auch sie fest im Blick. Für Bamba sei es im ersten Abschnitt gegen Rheine schwer gewesen. „Schwerer Boden, ein tief stehender Gegner. Im zweiten Abschnitt, als die Räume größer wurden, war er sehr auffällig“, sagte Hecking. „Ich habe ihm gesagt: Hole dir die Minuten in die Beine, das brauchst du jetzt. Auch für ihn ist die Tür weiter offen. Ich beobachte alles, ich beobachte das sehr wohlwollend. Die Spieler müssen begreifen, dass es keine Bestrafung ist, in der Oberliga zu spielen. Da spielen sie in einer Mannschaft, die viel Selbstvertrauen hat, die viel den Ball hat, die selber viel Aktionen nach vorne hat.“
Da könne jeder für sich Selbstvertrauen tanken und komme dann auch hoffentlich mit diesem positiven Gefühl ins Training bei den Profis. „Bei Mats Pannewig ist es schon seit zwei Wochen so, dass ich ihn sehr positiv wahrnehme“, sagte Hecking. „Er war gegen Leverkusen im Kader, jetzt zweimal nicht. Gegen Bremen ist die Option da, weil er es sehr gut macht.“
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