Bochum. Felix Passlack ist vor dem Spiel des VfL in Augsburg optimistisch. Er führt mehrere Rankings an, spricht über Hecking, Kritik im Netz und einen besonderen Termin.
Am Montag noch hätte man Felix Passlack lieber nicht begegnen sollen. Er war sauer nach dem 0:2 in Stuttgart. Total frustriert. Wieder kein Tor, wieder kein Punkt, zwei hat der VfL Bochum erst geholt in elf Spielen in dieser Saison. Doch der 26-Jährige zählt zu den VfL-Profis, die vorangehen in jeder Lage.
Einerseits mit Einsatz auf dem Platz, andererseits mit klaren Worten und auch einer ordentlichen Portion Optimismus in der Kabine. „Es ist wichtig, dass wir die Köpfe hochkriegen, uns im Training viel Selbstvertrauen holen, um am Samstag zu gewinnen“, sagt der Rechtsverteidiger, wahlweise rechte Schienenspieler. Dabei macht er einen aufgeräumten, gar nicht mal so übel gelaunten Eindruck vor dem vielleicht wegweisenden Duell beim FC Augsburg am Samstag (15.30 Uhr/Sky).
Bochums Passlack zur Siegchance in Augsburg: „100 Prozent“
In der Trainingswoche, bereits ab Dienstag, stieg Passlacks Laune jedenfalls wieder, die Vorfreude aufs nächste Match. In Augsburg soll, manche sagen muss für den VfL Bochum die Wende her, um den Anschluss an die Nicht-Abstiegsplätze nicht zu verlieren. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit sei, dass dies gelingt? Passlack grinst. „100 Prozent“, sagt er.
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Passlack gibt nie auf, das hat er in der Vorsaison auch persönlich bewiesen, als er monatelang außen vor war, im Training einfach weiter voranging und seit seiner Rückkehr in die Startelf immer gesetzt ist - auch in dieser Spielzeit, unter allen drei Trainern.
VfL Bochum: Daumenverletzung für Passlack kein Problem
Da bringt ihn auch eine Verletzung an der rechten Hand nicht aus der Spur. Beim Spiel gegen Leverkusen verletzte er sich am Daumen, die Bänder der Innen- und Außenseite sowie Gelenke sind lädiert. Seitdem trägt er eine Spezialschiene. „Kein Problem, damit kann ich gut spielen“, sagt er.
Dabei zeigte er auch in seiner zweiten VfL-Saison, in der er in allen zwölf Pflichtspielen in der Startelf stand, immer mal wieder Schwächen in der Defensivarbeit wie zuletzt beim 1:0 von Chris Führich in Stuttgart - und seine Stärken in der Offensive. Seinen Kampfgeist, seine Mentalität.
VfL Bochum: In drei Rankings liegt Passlack vorne
Zahlen untermauern das. Mit 787 intensiven Läufen ist er beim VfL Bochum die Nummer eins in dieser Statistik, bundesligaweit auf Position 14 notiert. 282 Sprints legte er hin, auch das ist VfL-Spitze (Liga: 10. Platz). Ein weiteres Ranking führt der gebürtige Bottroper klubintern an: 27 Flanken aus dem Spiel heraus brachte er Richtung gegnerisches Tor, nur vier Bundesliga-Spieler flankten häufiger. Platz zwei beim VfL belegt Maxi Wittek, sein Kumpel und Pendant auf der linken Seite, mit 13 Flanken.
Teams und Fakten
So könnten sie spielen:
FC Augsburg: Labrovic - Matsima, Gouweleeuw, M. Bauer -M. Wolf, Jakic, Onyeka, Pedersen - Claude-Maurice, Rexhbecaj - Essende
Alternativen: Dahmen, Banks, Gumny, Kömür, Koudossou, Maier, Vargas, Kabadayi, Mounié, P. Tietz
Es fehlen: Breithaupt, Giannoulis, Jensen, Oxford (alle verletzt/Aufbautraining), Schlotterbeck (Gelb-Rot-Sperre)
VfL Bochum: Drewes - Passlack, Oermann, Medic, Bernardo, Wittek -Losilla, Sissoko, Bero - Broschinski, Hofmann
Reserve: Horn, Gamboa, Masovic, Ordets, Daschner, de Wit, Miyoshi, Kwarteng, Holtmann. Denkbar sind einige weitere Varianten in der Startelf. So könnten statt Bernardo auch Miyoshi oder Holtmann beginnen und Wittek wie zuletzt den linken Verteidiger der Dreierkette spielen. Auch ein 4-3-3 ist eine Option.
Es fehlen: Boadu (Aufbautraining), Baldé (aus disziplinarischen Gründen)
Allerdings führte noch keine dieser Flanken aus dem Spiel heraus zum entscheidenden Erfolg. Nur seine Freistoßflanke in Frankfurt brachte ihm einen Punkt bei den Torvorlagen ein, als Philipp Hofmann sein bisher einziges Tor erzielte. Einem Tor, das beim 2:7-Debakel unterging.
Passlack über Flanken-Qualität und Box-Besetzung
Das Problem: Zu viele Flanken kommen nicht an, es fehlt an Präzision, auch an Abnehmern. Erst zehn Tore hat der VfL erzielt, seltener traf nach elf Spielen nur der FC St. Pauli. „„Die Flanken müssen noch besser werden, um die Wahrscheinlichkeit auf Tore zu erhöhen. Daran lässt sich grundsätzlich immer arbeiten“, sagt Passlack. Und: „Wir benötigen mehr Spieler in der Box.“ Dies war ein Schwerpunkt in dieser Trainingswoche, wie allgemein das Spiel mit Ball.
Defensiv nämlich „haben wir unter dem neuen Trainer gut und kompakt gestanden“, erklärt Passlack den größten Fortschritt seit der Ankunft von Dieter Hecking vor bald vier Wochen. Jetzt gelte es, bei eigenem Ballbesitz deutlich zuzulegen. „Daran haben wir gearbeitet, das wollen wir auch am Samstag in Augsburg auf den Platz bringen“, meint der 26-Jährige. „Wir wollen gewinnen, dafür müssen wir uns mehr Chancen herausarbeiten. Wir haben Spielzüge trainiert und bei der Videoanalyse gezeigt bekommen, wo Räume aufgehen können. Das stimmt mich zuversichtlich.“
Bochums Passlack über Dieter Hecking: Ruhe und klare Ansprachen
Auch dank Dieter Hecking, der klare Linien und Grenzen vorgibt, sowohl taktisch als auch im Umgang. Wer nicht professionell mitzieht, bekommt von Hecking die Quittung. Das machte der Coach nun erneut deutlich, als er Aliou Baldé aus disziplinarischen Gründen in dieser Woche vom Mannschaftstraining ausschloss. Hecking, so Passlack, helfe der Mannschaft enorm mit seiner „Ruhe, Gelassenheit, klaren Ansprachen und seinem klaren Plan, wie wir mit und gegen den Ball in jedem Spiel agieren sollen“.
Ob er sein Team gegen die zweikampfstarken Augsburger, die ähnlich wie der VfL viel mit langen und zweiten Bällen operieren, offensiver attackieren lässt, auf welches System er setzt, ließ Hecking offen. Auf die „richtige Balance“ käme es an, meinte er. Offensiver als zuletzt könne man systematisch mit einer Dreier-/Fünferkette ebenso wie mit einer Viererkette.
Fan-Kritik in sozialen Medien: „Das lese ich nicht“
In beiden Varianten ist mit Passlack fest zu rechnen auf der rechten Seite. Im Team geschätzt, hat er bei etlichen Fans einen schweren Stand. Der Ex-Dortmunder, dessen Vertrag sich ab maximal 17 Bundesliga-Einsätzen in dieser Spielzeit wie berichtet ligaunabhängig um ein Jahr bis zum Sommer 2026 verlängert, muss von etlichen Fans in den sozialen Medien oft teils harsche Kritik einstecken.
Wohl nur der noch torlose Angreifer Moritz Broschinski, vielleicht sein Sturmkollege Philipp Hofmann und Torwart Patrick Drewes werden in diversen Fanforen ähnlich oft attackiert wie Passlack. Ein Problem für ihn? „Nein“, sagt er. „Das lese ich nicht, das blende ich aus. Jeder darf seine Meinung äußern. Wichtig ist mir vor allem die Meinung des Trainerteams.“
Hecking setzt auf ihn - und muss im Januar womöglich kurzfristig auf ihn verzichten. Denn Felix Passlack hat einen besonderen Termin vor Augen: Seine Frau ist hochschwanger. Im ersten Monat des neuen Jahres soll das Baby zur Welt kommen. „Es ist“, sagt Passlack voller Vorfreude, „alles vorbereitet.“
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