Bochum. Der VfL Bochum ist mal wieder Letzter. Die aktuellen Leistungen reichen nicht zum Klassenerhalt. Die kommenden Aufgaben sind schwer. Ein Kommentar.

So, vorab einige Zahlen. Sie können helfen, die aktuelle Situation beim VfL Bochum einzuordnen. Das Spiel gegen den VfL Wolfsburg war das sechste Bundesligaspiel in dieser Saison. Es gab wieder keinen Sieg, es gab die fünfte Niederlage. Es gab erst einen Punktgewinn, der VfL Bochum ist Letzter mit einem Torverhältnis von sechs zu 14. So weit, so schlecht.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Holstein Kiel liegt bei einem um zwei Treffer schlechteren Torverhältnis einen Punkt vor Bochum, St. Pauli hat drei Punkte Vorsprung. Drei Punkte, das ist ein Sieg. Es sind noch 28 Spieltage zu gehen. So weit, so gut.

Der VfL Bochum bleibt ein finanziell limitierter Abstiegskandidat

Und auch das noch: Eine Frage in der Pressekonferenz zum Spiel Bochum gegen Wolfsburg machte die Unterschiede zwischen den beiden Vereinen für Leibesübungen deutlich. Ein Journalist aus Wolfsburg richtete sie an den Wolfsburger Trainer Ralph Hasenhüttl. Paraphrasiert lautete die Frage, ob sich Wolfsburg nach dem Sieg gegen Bochum nicht nun endgültig dem Angriff auf die internationalen Plätze widmen könne.

Ja, da spielte an diesem Samstag im Ruhrstadion ein finanziell limitierter, potenzieller Abstiegskandidat gegen einen finanziell alimentierten, potentiellen Europapokal-Teilnehmer.

Und auch das sei noch angemerkt: In der vergangenen Woche spielte in der Champions League der FC Bologna beim FC Liverpool und verlor nach guter Leistung mit 0:2. Es war jener FC Bologna, der in der Vorbereitung vom VfL Bochum mit 0:4 abgefertigt worden war. Da funktionierte viel beim VfL Bochum.

Z wie Zusammenhalt oder zusammen bleiben: Beim VfL Bochum müssen nach der neuerlichen Niederlage möglichst alle die Ruhe bewahren.
Z wie Zusammenhalt oder zusammen bleiben: Beim VfL Bochum müssen nach der neuerlichen Niederlage möglichst alle die Ruhe bewahren. © Ralf Ibing/firo Sportphoto | Ralf Ibing

Bevor mir aber unterstellt wird, ich würde an Schönrederitis leiden. Klar ist auch: Mit dauerhaft durchschnittlichen Leistungen wie gegen Wolfsburg hält der VfL Bochum in dieser Saison die Klasse nicht. Nach sechs Spielen in der Bundesliga und vorab einer Niederlage im DFB-Pokal gegen Jahn Regensburg, einem Zweitligisten, der in der Liga Letzter ist und erst ein Tor erzielt hat, ist beim VfL Bochum weiterhin zu wenig gut, beziehungsweise dauerhaft, beständig gut und abrufbar.

VfL Bochum macht weiter mit Aussetzern und Tiefschlafphasen

Aussetzer und Tiefschlafphasen bei den Bochumern führten auch gegen Wolfsburg zu Gegentoren. Viel zu selten war das von Trainer Peter Zeidler angedachte „wilde Spiel“ zu sehen, wenn sich vier Bochumer Spieler auf einen Wolfsburger stürzten und den Ball eroberten. Wobei den VfL-Spielern der Wille, die Bereitschaft das Spiel zu drehen, erneut nicht abzusprechen war.

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Die Bochumer liefen in Summe sechs Kilometer mehr als die Wolfsburger. Sie machten aber viel zu wenig aus ihren 58 Prozent Ballbesitz, zeigten mit dem zwischenzeitlichen 1:2 zumindest eine wichtige Reaktion.

Nun geht es für den VfL Bochum gegen fünf Europapokal-Teilnehmer

Man muss dennoch nicht der Anführer der Schwarzmaler sein um zu ahnen, dass dem VfL Bochum nun ein Horror-Herbst droht. Der Spielplan kennt keine Gnade. Nach der Länderspielpause geht es gegen die TSG Hoffenheim, den FC Bayern München, Eintracht Frankfurt, Bayer Leverkusen und schließlich den VfB Stuttgart. Das sind allesamt Europapokal-Teilnehmer, drei spielen in der Champions League. Einfach ist anders.

In der vergangenen Saison schaffte der VfL Bochum am zehnten Spieltag den ersten Sieg. Mit Blick auf die anstehenden Aufgaben würde es kaum überraschen, wenn es diesmal noch etwas länger dauern würde.

Noch gibt es keine Trainerdiskussion beim VfL Bochum

Nimmt man VfL-Sportdirektor Marc Lettau beim samstäglichen Wort, dass nicht heute, nicht morgen und nicht übermorgen über den Trainer diskutiert werde, dann geht die Trainerdiskussion also am Dienstag los. Was natürlich Quatsch ist, weil der Sportdirektor nicht sagte aber eben meinte, dass Peter Zeidler über die Länderspielpause hinaus Kredit hat.

Auch Lettau sah gegen Wolfsburg, ebenso wie Zeidler, Fortschritte. Das Team habe gegen den Ball, im Kollektiv mannschaftlich kompakter verteidigt und habe nicht die Zahl an Chancen zugelassen wie in vorangegangen Spielen, sagte er. Das Team habe sich zudem deutlich mehr Chancen erspielt.

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Helfen können - diese Weisheit ist älter als der Fußball selbst - nur Siege, nur Erfolgserlebnisse. Ein Sieg würde einiges zurückbringen: Selbstvertrauen und bei allen Beteiligten - Spielern, Trainern, Verantwortlichen, Fans - vor allem den Glauben daran, dass es der VfL Bochum auch in dieser Saison schafft, mindestens zwei Teams hinter sich zu lassen.