Bochum. Der VfL Bochum dürstet nach einem Erfolgserlebnis beim Heimspiel gegen Kiel am Samstag. Wer ist stabil? Kwarteng ist eine Option - auch für die Startelf.

Ein für den VfL Bochum nicht unbedeutendes Comeback war gefühlt etwas untergegangen nach dem 1:2 beim SC Freiburg. Moritz-Broni Kwarteng, im Sommer 2023 für über eine Millionen Euro als teuerster Zugang der letzten 15 Jahre verpflichtet, gab nach einer völlig verkorksten, von Verletzungen überschatteten ersten Spielzeit sein Comeback.

Trainer Peter Zeidler brachte den hochveranlagten Techniker, der den Unterschied machen kann, in der 65. Minute, als er die komplette Sturmreihe auswechselte und mit Kwarteng, Philipp Hofmann und Lukas Daschner frische Kräfte brachte. Zum Ausgleich reichte es nicht, „am Plan aber ändert sich nichts“, sagte Zeidler: Auch beim ersten Schlüsselspiel der noch jungen Saison, beim Duell gegen den nach drei Partien ebenfalls punktlosen Aufsteiger Holstein Kiel an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) im Vonovia Ruhrstadion, will Zeidler im Verlauf viele Offensivkräfte einwechseln.

Darunter: Kwarteng. Vielleicht. Denn vielleicht spielt der 26-Jährige auch von Beginn an. „Die Wahrscheinlichkeit, dass er auf Einsatzzeit kommen wird, ist sehr, sehr groß“, sagte Zeidler. Ob sofort oder als Joker, wer im Angriff loslegt und wer reinkommt, ließ er naturgemäß offen.

Bisher ordentlich in der Balleroberung, aber schwach im Spiel nach vorne: Bochums Dani de Wit, hier in Freiburg gegen Nicolas Höfler.
Bisher ordentlich in der Balleroberung, aber schwach im Spiel nach vorne: Bochums Dani de Wit, hier in Freiburg gegen Nicolas Höfler. © Heiko Blatterspiel/Jan Huebner | Heiko Blatterspiel

Kwarteng überzeugt im Test und zeigt Ansätze in Freiburg

Das Training am Freitag fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. In den Einheiten zuvor war zu beobachten, dass vornehmlich Lukas Daschner die Rolle des Zehners einnahm in der vermeintlichen Startelf hinter der Doppelspitze Philipp Hofmann/Myron Boadu. Aber auch Kwarteng durfte sich, im Wechsel mit Daschner, mal zeigen im A-Team. Ein Fingerzeig?

Im Testspiel gegen Rot-Weiss Essen jedenfalls ging eine lange Leidenszeit des ehemaligen Magdeburgers zu Ende, der in der 2. Liga das Interesse zahlreicher Klubs geweckt hatte mit Spielfreude, Abschlüssen, Treffern. Er machte nach rund einem halben Jahr ohne Spielpraxis durchaus auf sich aufmerksam, unter anderem mit einem Distanzschuss an die Latte. In Freiburg zeigte er ein paar gute Ansätze - folgt nun der nächste Schritt, ein Einsatz von Beginn an?

Mehr Ballbesitz gegen Kiel: Wer sorgt für die kreativen Momente?

Denkbar ist das. Bochum dürfte gegen Kiel deutlich mehr Ballbesitz haben als bisher, benötigt kreative Momente. Bisher erspielte sich Bochum nur wenige Möglichkeiten, erzielte erst ein Tor, gab es kaum zündende Ideen oder Abschlüsse aus dem Mittelfeld heraus. Momente, die bisher etwa ein Dani de Wit dem Spiel nicht geben konnten, auch Lukas Daschner nicht.

Und der Japaner Koji Miyoshi, der im Test gegen RWE und in Freiburg auffälligste Kreativmann, fällt für das Spiel gegen Kiel mit Oberschenkelproblemen aus. Wobei Zeidler die schlechte Nachricht mit einer guten verknüpfte: Seine Verletzung sei nicht gravierend, erklärte der Trainer, der Miyoshi schon Anfang nächster Woche wieder auf dem Trainingsplatz erwartet. Beim Derby gegen den BVB könnte der Techniker wieder eine Rolle spielen.

Hofmann und Boadu sind von Beginn an zu erwarten - Balde ist im Kader

Gegen Kiel ist seine Position vakant - und auch systemabhängig zu ersetzen. Hofmann und Torschütze Boadu dürften gegen Kiel gesetzt sein, in beiden Systemen. In der Raute könnte Kwarteng als Zehner agieren, alternativ zu Daschner. Im 4-3-3 wäre er ein Kandidat für den Flügel, hier agierten zuletzt Miyoshi und Moritz Broschinski, der defensiv seine Aufgaben erfüllte, offensiv aber in Freiburg erneut blass blieb. Boadu müsste dann nach außen rücken.

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    Aliou Balde käme auch in Frage, verpasste allerdings wegen eines grippalen Infekts einen Trainingstag. Der Dribbler sitzt auch deshalb wohl zunächst auf der Bank, auf der auch Cristian Gamboa wieder Platz nehmen wird. Der Rechtsverteidiger fehlte angeschlagen in Freiburg, übernimmt Miyoshis Platz im ansonsten unveränderten Kader, wie Zeidler verriet.

    VfL Bochum: Offensiv erwartet Trainer Zeidler mehr von Dani de Wit

    Gesetzt sind Torwart Patrick Drewes, die Viererkette mit Maxi Wittek, Erhan Masovic, Jakov Medic und Felix Passlack, Sechser Ibrahima Sissoko und Mittelfeldmann Dani de Wit. Zeidler schätzt de Wits Mentalität, seine Balleroberungen. Defensiv und als lautstarker Anführer erfüllte er seinen Job - offensiv freilich erwartet auch der Coach noch deutlich mehr vom Neuzugang aus den Niederlanden, der in Alkmaar regelmäßig traf in den vergangenen Jahren. „Er ist torgefährlich, er braucht Abschlüsse. Das hat er bei uns noch nicht nachgewiesen, wir haben aber alle noch Schritte in unserer Entwicklung zu machen. Wir wollen, dass er mehr in torgefährliche Situationen kommt. Im Idealfall kommt er morgen zu Chancen, die er auch verwertet“, sagte Zeidler.

    VfL Bochums Zeidler über Losilla: „Er ist eine Ikone des Vereins“

    Wahrscheinlich bleibt auch Matus Bero im Team - und Anthony Losilla damit auf der Bank. „Toto ist eine Ikone des VfL und weiterhin sehr wichtig für uns. Nicht nur in der Kabine, auch auf dem Platz“, sagte Zeidler zwar. Der Kapitän aber wurde in den ersten beiden Partien in Leipzig und gegen Mönchengladbach ausgewechselt, spielte zuletzt in Freiburg gar nicht. Das ist eine zwar absehbare Entwicklung, aber doch Neuland für den langjährigen Stammspieler des VfL. Sauer, sagte Losilla unter der Woche dieser Redaktion, sei er deshalb aber „auf keinen Fall. Ich bin 38. Ich habe schon damit gerechnet, dass ich in dieser Saison etwas weniger Spielzeit bekommen werde als in den letzten Jahren. Ich werde weiter die Mannschaft unterstützen, egal ob ich auf der Bank bin, reinkomme oder von Anfang an spiele.“

    Die Bedeutung der Körpersprache: VfL Bochum mit wenig Erfolgserlebnissen

    Für ihn würde unter anderem seine Erfahrung sprechen, gerade in heikler Lage, in Drucksituationen, seine Stabilität - und seine Körpersprache. Auf die legt Zeidler größten Wert, spricht gerne von Überzeugung und Selbstvertrauen als Basis des Erfolges. Gar nicht so einfach: Saisonübergreifend holte der VfL aus den letzten 15 Bundesliga-Partien seit dem 3:2 gegen Bayern Mitte Februar (!) - also ohne das euphorische Retter-Rückspiel der Relegation in Düsseldorf - ganze zwei Siege, gegen Hoffenheim und in Union Berlin. Hinzu kamen zwei Remis - bei elf Pleiten. Das zehrt am Selbstverständnis., auch wenn etliche neue Spieler erst drei Liga-Pleiten sowie das Pokal-Aus zu verkraften haben. In jedem Fall, so Zeidler, müsse man nach misslungenen Aktionen den Kopf hoch halten. Die „Bedeutung der Körpersprache“ immer wieder zu betonen und aus den Spielern herauszuholen, sei auch Aufgabe des Trainerteams, so der Coach.

    Egal mit wem und in welcher Formation: Mit den Fans im Rücken und „Überzeugung und Vertrauen“ auf dem Platz, so Zeidler, soll am Samstag der erste Heimsieg gelingen.

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