Regensburg. Seine Pflichtspiel-Premiere ging daneben: Nach dem Pokal-Aus in Regensburg übt Peter Zeidler Kritik. Masovic lässt sich auswechseln - unverletzt.

Aus der Kabine des SSV Jahn Regensburg dröhnte am frühen Sonntagabend laute Partymusik durch die Katakomben des Jahnstadions. Wie das so ist, wenn der Außenseiter aus der 2. Liga den Favoriten aus der Bundesliga zermürbt und rausgeschossen hat im Pokal.

Von der anderen Seite des Flures, wo sich die Spieler des VfL Bochum hinter einer verschlossenen Tür bereit machten für die wohl eher stille Rückreise nach dem Pokal-Frust, hörte man nichts. „In der Kabine wird gerade nicht viel geredet“, erklärte Trainer Peter Zeidler die Stimmungslage.

Bochums Zeidler mit Kritik: „50:50-Duelle mehr an Regensburg“

Der 62-Jährige gestikulierte viel in seiner Coaching-Zone in den gut 90 Minuten von Regensburg. Es half nichts. Seine Pflichtspiel-Premiere als Bundesliga-Cheftrainer, als neuer Coach des VfL Bochum ging daneben. 0:1 beim Zweitliga-Neuling, Aus im Pokal in der ersten Runde. Ein herber Dämpfer.

„Wir hatten uns viel vorgenommen im Pokal“, sagte Zeidler und äußerte seine Kritik am Team dann äußerlich gefasst und im Ton wohldosiert, aber doch deutlich: „Wir waren nicht auf den Moment topfit, die 50:50-Duelle gingen mehr an Regensburg, auch schon in der ersten Halbzeit“, sagte Zeidler. Das ist eine Einstellungs-, eine Willenssache.

Fehlende Chancenverwertung: Zeidler sieht mehr Schwächen

Der VfL, formiert im 4-4-2 mit Raute und hohem Pressing-Ansatz, hatte zwar 60 Minuten viel Kontrolle, insgesamt viel Ballbesitz (65 Prozent) und etliche Chancen, in Führung zu gehen - am Ende vergab der VfL bestimmt ein Dutzend guter Möglichkeiten.

Entweder standen sich der unglücklich agierende Moritz Broschinski und Co. selbst im Weg, übersahen Maximilian Wittek und Co. den besser postierten Mitspieler, schossen Matus Bero und Co. recht kläglich übers Tor - oder Regensburgs Bester, Torwart Felix Gebhardt, verhinderte den Einschlag. Während die Spieler vor allem die mangelnde Chancenverwertung als größtes Übel erkannten, sah Zeidler deutlich mehr Schwächen.

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Zeidler sieht Nervosität und bemängelt fehlendes Tempo

„Es wäre zu einfach, nur die mangelnde Chancenverwertung jetzt ins Feld zu führen. Wir haben nicht das gezeigt, was wir können. Es gab Nervosität zu Beginn, es war nicht das Tempo im Spiel, das wir anschlagen können“, so Zeidler.

„Akzeptieren, respektieren, analysieren“ müsse man das Pokal-Aus nun, insbesondere auch die ersten 20 Minuten, meinte der Coach. „Es gibt viele Dinge, die wir besser machen müssen. Ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen. Aber wir wissen auch alle, dass das vonnöten ist.“ Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) geht es in der Bundesliga los - „in Leipzig“, wie Zeidler mit Nachdruck erklärte. Beim hochkarätig besetzten Champions-League-Klub.

Erhan Masovic (r.) ließ sich in Regensburg nach gut 75 Minuten auswechseln. Er habe sich „nicht mehr gut gefühlt“, erklärte Trainer Peter Zeidler.
Erhan Masovic (r.) ließ sich in Regensburg nach gut 75 Minuten auswechseln. Er habe sich „nicht mehr gut gefühlt“, erklärte Trainer Peter Zeidler. © DPA Images | Stefan Bösl

Masovic zeigt selbst an: Bitte auswechseln - nicht verletzt

Ob dann Erhan Masovic wieder dabei ist? Möglich. Der Innenverteidiger zeigte in Minute 75, als es schon 0:1 stand nach dem Tor von Florian Ballas, selbst an, dass er ausgewechselt werden wolle. Verletzt, so Zeidler, war Masovic nicht.

In der ersten Halbzeit hatte der Serbe im Gespann mit Noah Loosli solide agiert und dann stark nachgelassen wie die meisten Bochumer. Für ihn kam Tim Oermann. Zeidler: „Er hat sich in dem Moment nicht mehr gut gefühlt und hat angezeigt, dass wir wechseln müssen. Er hatte keine Muskel- oder Gelenkverletzung, er war einfach nicht mehr auf der Höhe. Tim Oermann hat ihn ja gut vertreten, das hat das Ergebnis nicht beeinflusst.“

Zeidler wollte Boadu und Elezi bringen bei 0:0 - dann fiel das Tor

Zwei Wechsel hatte der Coach zuvor vorgenommen. Er wollte eigentlich darauf reagieren, dass der Gastgeber spätestens ab der 60. Minute Oberwasser gewonnen hatte. Regensburg war in dieser Phase zweimal am besten Bochumer, Torwart Patrick Drewes, sowie am Pfosten gescheitert.

Zeidler wollte mit Agon Elezi und Myron Boadu für den immer müder wirkenden Anthony Losilla und den enttäuschenden Lukas Daschner das Spiel wieder auf die VfL-Seite ziehen. „Dann fiel das 0:1 nach einem Standard, darüber hatten wir gesprochen“, ärgerte sich Zeidler. Der Ball landete eher zufällig bei Torschütze Florian Ballas, der ihn aus kurzer Distanz unter die Latte hämmerte - letztlich die Entscheiung (70.).

Boadu kann keine Akzente mehr setzen - Hektische Schlussphase

Myron Boadu, der keine Akzente mehr setzen konnte und angesichts des Chancenwuchers von Moritz Broschinski dennoch als Hoffnungsträger taugt, und Elezi kamen dann unmittelbar nach dem Gegentor ins Spiel. „Regensburg ist mit einem 1:0 noch euphorisierter. Wir haben schon eine Reaktion gezeigt, am Ende hatten wir aber auch etwas Pech“, meinte Zeidler zur hektischen Schlussphase, in der Matus Bero die einzige gute, nein: sehr gute Chance recht kläglich vergab in der Nachspielzeit. Er schlenzte den Ball frei aus 13 Metern knapp übers Tor.

Viel vorgenommen hätte man sich im Pokal, sagte Zeidler enttäuscht. „Wir waren nicht in der Lage, die allerbeste Leistung auf den Platz zu bringen. Wir hätten eine Topleistung in Regensburg benötigt, das haben wir nicht geschafft“, sagte er. Und blickte dann doch kämpferisch nach vorne: „Wir können besser auftreten. Wir werden da sein in nächsten Wochen, werden uns gut präsentieren. Besser als heute, das steht fest.“

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